Keine Dumme-Junge-Streiche
Von eingeworfenen Scheiben bis zu brennenden Mülltonnen: Immer wieder kommt es an Schulen zu Sachbeschädigungen und Vandalismus, in und außerhalb der Schulzeit. Die Bad Vilbeler Schulen waren 2017 wenig betroffen. Und dafür gibt es auch einen Grund, vermuten Schulleiter.
„Wir hatten Glück, in diesem Jahr gab es nur einige kleinere Vorfälle“, sagt der Schuldirektor der John-F.-Kennedy Schule (JFK), Markus Maienschein. „Beschädigte Tische oder bemalte Toiletten waren das im vergangenen Jahr.“ Beschädigungen an Schulen sind nicht nur ärgerlich, sondern belasten auch den Steuerzahler, informierte die Polizei Wetterau jüngst in einer Pressemitteilung. Den Grund vermutet die Polizei oft an mangelnder sozialer Kontrolle, diese sogenannten Dumme-Jungen-Streiche seien ein verbreitetes Problem, bei dem viele Faktoren eine Rolle spielten. Das weiß auch Schuldirektor Maienschein. „Oft werden da schlechte Noten vermutet, in Wahrheit ist das nur in sehr seltenen Fällen wirklich der Fall. Tatsächlich spielt weniger die Schule als das soziale Umfeld eine Rolle“, sagt er.
Die Schüler brächten Frustrationen von zu Hause mit oder es entstünden neue, erklärt der Schulleiter. „Persönliche Differenzen in der Klasse, Probleme mit Mitschülern oder im Elternhaus, all das können Gründe sein. Bei den Jugendlichen baut sich dann eine Wut aus, die sie nur schwer loswerden können und die sich irgendwann gegen Gegenstände entlädt.“ Eine Möglichkeit, um gegen das Problem vorzugehen, sieht Maienschein in besserer Aufklärung. „Darüber zu reden ist zuerst der beste Schritt. Konsequenzen sind auch gut, aber harte Strafen halte ich für fehl am Platz, außer in Einzelfällen.“ Harte Bestrafung führe nur zu neuer Frustration bei den Betroffenen. „Die randalieren dann vielleicht nicht mehr in der Schule, dafür aber an anderen Orten. Wir sind das Problem also nicht los, sondern haben es nur an einen anderen Ort verfrachtet.“
In Kooperation
Dass es so wenige Beschädigungen an der JFK gab, sieht Maienschein als großen Erfolg. „Unsere Schulsozialarbeit macht hier einen guten Job. Wir haben derzeit ja auch ein Kooperationsprojekt mit der Bürgeraktive am laufen, bei dem auch der ehemalige Schulleiter Peter Mayböhm involviert ist. Dort können Schüler Hilfe bekommen“, sagt er. Bezeichnend sei auch, bei welcher Gruppe die meisten Konflikte festzustellen seien. „Im Jahrgang fünf müssen sich viele erst an das Klima an der Schule gewöhnen, dort finden sich tatsächlich einiges an Konfliktpotential. Das bleibt aber nicht lange so.“ Auch Videoüberwachung kann eine Lösung sein. „Die Fahrradständer an unserer Bibliothek sind videoüberwacht, seitdem ist die Zahl der Vorfälle dort zurückgegangen. Ein bis zwei Mal im Jahr müssen wir darauf zurückgreifen“, sagt Maienschein.
Glück hatte in diesem Jahr auch das Georg-Büchner-Gymnasium. (GBG) „2016 hatten wir den großen Einbruch im Musentempel, dort gab es mehr als 10 000 Euro an Schaden“, erzählt Schuldirektorin Claudia Kamm. „Dieses Jahr war das nicht so.“ Die Beschädigungen durch Schüler sind stark zurückgegangen, den Grund dafür vermutet Kamm in der Schulhofgestaltung. „Wir versuchen die Schüler mit einzubinden. So nehmen die Schüler die Schule, an der sie ja auch immer mehr Zeit verbringen, als ihre Schule wahr. Und Zuhause macht man ja auch nichts kaputt.“
Gefährliche Gruppendynamik
Beschädigungen finden aber auch außerhalb der Schulzeit statt. „Die Schule ist ja für viele nachmittags auch ein Treffpunkt, der außerdem etwas außerhalb liegt und daher schwieriger einzusehen ist. Das sieht man besonders, wenn man am späten Nachmittag durch den Haupteingang rausgeht, dort sitzen auch viele, die keine Schüler bei uns sind.“ Besonders häufig finden Beschädigungen im Schutz der Nacht statt. „Im letzten Jahr hatten wir wieder so einen Vorfall“, erinnert sich Kamm. „Mehrere Personen sind wohl auf das Dach geklettert und haben dort in die Belüftung einer der Naturwissenschaftsräume etwas hineingeworfen.“
Diese Gruppendynamik kann zum Problem werden, weiß auch Corina Weisbrod von der Wetterauer Polizei. „Nicht selten sind dann auch Alkohol und Drogen im Spiel. Junge Menschen testen ihre Grenzen aus und die Gruppe dient als Beschleuniger, wer nicht mitmacht wird ausgegrenzt.“ Das, sagt sie, sei in allen sozialen Schichten zu beobachten. Doch Vandalismus sei kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat.