Kleiner Erlenbach wird zum breiten Strom
Auf eine beeindruckende Breite wuchs der Erlenbach am gestrigen Nachmittag an. Das verwundert sogar Experten. Doch Gefahr, dass der Fluss in den nächsten Tagen über die Ufer tritt, besteht wohl nicht.
Da staunt selbst der erfahrene Gewässerökologe Gottfried Lehr nicht schlecht, der seit frühester Kindheit eine Liebe zu den heimischen Gewässern empfindet: Der Erlenbach ist von seinen knapp drei Metern Breite auf 20 Meter Breite angewachsen. „Das ist wirklich beeindruckend“, sagt er am gestrigen Nachmittag.
„Das überrascht auch uns Fachleute und zeigt einmal wieder, dass die Natur tut, was sie will“, meint er. Der Erlenbach sei generell ein Gewässer, das sich seinen eigenen Weg bahnt und nicht viel auf die bei der Renaturierung vorgegebenen Wege gibt. „Es wird spannend sein, zu sehen, wie der Erlenbach sein Bett verändert hat, wenn das Wasser wieder etwas zurückgegangen ist.“
Häuser bleiben trocken
Der Erlenbach habe genug Platz, sich innerhalb seiner eingrenzenden Dämme zu entwickeln. Bei der Renaturierung des Flusses vor wenigen Jahren habe man diese Räume geschaffen. „Der Erlenbach kann deshalb sogar noch weiter ansteigen und die Häuser bleiben trotzdem trocken“, weiß Gottfried Lehr.
Der Erlenbach habe Meldestufe 1 längst überschritten und sei auf gutem Wege zur zweiten Stufe. „Wenn im Taunus der Schnee schmilzt, die Böden gesättigt sind und es noch regnet, kann so eine Spitze vorkommen“, erklärt Lehr. Das sei allerdings nur spektakulär und nicht gefährlich. Dafür müsste im Taunus deutlich mehr Schnee liegen. „Spannend wird es allerdings, wie es weitergeht, wenn es weitere Niederschlagsereignisse gibt.“
Die Pegelstände nahezu aller Gewässer in der Wetterau haben die Warnstufe 1 überschritten. In Friedberg ist man bereits darangegangen, die Hochwasserschutzwände entlang der Usa zu stellen. Von den Wasserverbänden Nidda und Nidder-Seemenbach heißt es, dass die Rückhaltebecken Düdelsheim und Lich teilweise geschlossen werden.
Reinigung der Gewässer
Der Einstau beginnt hier. Keine Gefahr dürfte von den zusätzlichen gestrigen Regenfällen ausgehen, das teilt der Wetteraukreis mit. Was für viele in der Freizeit ein Ärgernis ist, ist für die Flüsse ein Segen: „Die Gewässer werden so einmal richtig grundgereinigt“, erläutert Gottfried Lehr, denn die vergangenen Jahre seien ziemlich trocken gewesen. Das viele Wasser würde vor allem den Fischen zugute kommen. Das Wasser habe dynamische Prozesse gestartet, so Gottfried Lehr, im Frühjahr werde man sehen, ob sich sogar das Artenspektrum verändert habe. Diplom-Meteorologe Dominik Jung von der Firma „Qmet“ weiß, was in den nächsten Tagen auf die Wetterauer zukommt: „Bis Freitag ist noch Regen zu erwarten, aber nur noch 10 bis 15 Liter.“, sagt er.
Das meiste würde im Südwesten Deutschlands hängen bleiben. „Es kann schon sein, dass es in der Wetterau nochmal zwei oder drei Stunden am Stück regnet, aber das sind keine Unsummen mehr, die in Sachen Hochwasser etwas bewirken können.“