Labormobil des Vereins VSR-Gewässerschutz: Das Wasser auf die Probe stellen
Wie sauber ist mein Brunnenwasser? Diese Frage beantwortet Diplom-Physiker Harald Gölzow mit seinem Labormobil Hobbygärtnern am Kurhaus. Auch wenn die wenigen Proben positiv ausfallen, gibt es Grund zur Sorge für den Verein VSR-Gewässerschutz: Denn vor allem durch die Biogasanlagen wird das Grundwasser massiv mit Nitraten belastet.
In eine PET-Wasserflasche hat Bodo Tippenhauer (66) ein bisschen Brunnenwasser aus seinem Garten abgefüllt und bringt es jetzt zum Labormobil des Gelderner Vereins VSR-Gewässerschutz, das vor dem Kurhaus parkt. Als FNP-Leser ist er auf die Aktion aufmerksam geworden. Nun will er der Sache auf den Grund gehen, warum die Erde in seinem Garten nach dem Gießen etwas weiß wird. „Was ist da zu viel, was zu wenig?“, fragt er sich. Diplom-Ingenieur Harald Gölzow, der sich schon seit Mitte der Achtziger Jahre mit Gewässerproben beschäftigt, fragt Tippenhauer, welche Auswertung er gerne hätte. Dieser entscheidet sich für die große Gießwasseranalyse. Die kostet 19 Euro, das Ergebnis kommt später per Post.
Doch es kann auch schneller gehen. Die kleine Gewässerprobe ist in kaum zehn Minuten absolviert. Gölzow entnimmt das Wasser, füllt es in drei Messbehälter, um Nitrate, Säuren und Salze zu bestimmen. Den Nitratgehalt erkennt er, weil sich dann eine Testflüssigkeit rot verfärbt. Um den genauen Gehalt zu bestimmen, stellt er das Glasröhrchen einfach in einen Photometer. Der analysiert den Farbanteil und damit die Intensität der chemischen Einlagerungen in dem Grundwasser, das bei Brunnen in fünf bis 20 Metern angezapft wird.
Das Labormobil ist bundesweit im Einsatz, war im vergangenen Jahr in Karben. Denn auch in der Wetterau, hat Gölzow, festgestellt, ist das Grundwasser belastet durch landwirtschaftliche Einträge: Gülle, aber auch Gärreste. Er erinnert sich, dass das Grundwasser noch bis zur Jahrtausendwende tendenziell immer sauberer geworden sei. Doch dann kam die Energiewende. Fortan wurde immer mehr Mais angebaut, die in den Biogasanlagen nicht mehr benötigten Gärreste auf den Feldern ausgebracht.
Saurer Regen
„Erst in jüngster Zeit gibt es Diskussionen darüber, dies zu begrenzen“, berichtet Harald Gölzow. Denn die Stickstoffverbindungen sorgten für hohe Nitratwerte. „Wenn sie in Fließgewässer gelangen, wo durch die Hitze bereits Algen für Sauerstoffmangel im Wasser sorgen, kann es zu einem Fischsterben kommen“, warnt der Gewässerschützer.
Gerade in der norddeutschen Tiefebene sei der Säuregehalt sehr problematisch, nicht nur wegen der Moore. Die Gülle kommt dort nicht nur aus dem Boden, sondern auch aus der Luft. Das von Kühen erzeugte Methan und Ammoniak kehrt auch als saurer Regen zurück.
Doch solche Sorgen müssen sich die Bad Vilbeler Gärtner nicht machen. Sie möchten wissen, ob ihr Wasser gut genug ist für Pflanzen, Obst und Gemüse. Oder sie buchen eine erweiterte Untersuchung, wenn sie sicher sein wollen, dass das Brauchwasser auch für Planschbecken oder fürs Abspülen hygienisch genug ist. Dafür fällt dann zusätzlich eine bakteriologische Untersuchung an.
Der Verein VSR-Gewässerschutz hat bundesweit 30 000 Mitglieder, deren Spenden auch Messfahrten an Flüssen und Bächen finanzieren. Darin liegen auch die Ursprünge des Vereins – die Brunnenproben kamen erst später hinzu. Zunächst war Mitte der 1980er-Jahren die Verschmutzung von Flüssen wie dem Rhein Anlass zur Vereinsgründung. „Noch heute sind vor allem in der Nähe von Kali-Bergwerken Flüsse und Grundwasser stark belastet“, berichtet Gölzow.
Resonanz ist gering
Etwas enttäuscht ist er von der geringen Resonanz in Bad Vilbel. Kaum vier Interessenten finden sich in der ersten von zwei Stunden ein. Doch wer den Termin verpasst hat, kann einen halben Liter der heimischen Wasserproben aber auch in eine kleine Plastik-Wasserflasche füllen und direkt an den Verein schicken.
Experte Gölzow hat auch einen Tipp für die Hobbygärtner: möglichst dezent düngen. Mitunter könne das Grundwasser nämlich schon so sehr mit Nitraten über 100 Milligramm pro Liter angereichert sein, dass das Gießen bereits das Düngen ersetze, gibt er zu bedenken.