Massenheimer Brunnen: Senioren lassen es sprudeln
Drei Jahre lang lag der Brunnen am Massenheimer Dorfplatz trocken, es fehlte an Pflege, Mitteln zur Sanierung und zupackenden Händen. Jetzt haben Ehrenortsvorsteher Jörg Schatz und sein ebenfalls 81-jähriger Freund Josef Knipf die Initiative ergriffen – und mit Unterstützung der Stadt Brunnenrohre ausgegraben und von Steinen befreit. Die Stadt hat zudem einen separaten Schacht für das Trinkwasser verlegt.
„Ich war noch nie so körperlich kaputt wie nach diesem Einsatz“, erinnert sich Jörg Schatz (81) an den 14. Juni. Gemeinsam mit seinem Freund Josef Knipf (81) und Ortsvorsteherin Irene Utter (CDU) versuchte er, den seit drei Jahren stillgelegten Brunnen auf dem Massenheimer Hermann-Freisleben-Platz zu säubern. Von Kindern verschütteter Kies hatte die Rohre des Wasserumlaufs verstopft. Doch der von ihnen eingefügte Wasserdruck half nicht, die Rohre mussten freigelegt werden.
„Knipf hat dabei 90 Prozent der Arbeit gemacht“, erinnert sich Schatz. Mit Wasserdruck und langen Drähten wurde die Blockade entfernt. Knipf stieg zwei Meter hinab in die Tiefe, setzte ein neues Rohrstück ein, füllte das Erdreich wieder auf und verlegte auch das Pflaster fachgerecht, so dass man von den Arbeiten nichts mehr zu sehen ist. Das war zugleich der Durchbruch im dreijährigen Ringen um die Wiederbelebung des Dorfbrunnens.
Pläne scheitern
Dabei lief alles bis 2011 reibungslos, so Schatz. Knipf habe den Sandsteinbrunnen regelmäßig mit dem Hochdruckstrahler gereinigt, Wasser im 100-Liter-Tank nachgefüllt und Moos beseitigt. Nachdem die SPD die Mehrheit im Ortsbeirat errang, sei aber die Pflege nicht übernommen worden. Dafür habe es Ideen gegeben, einen neuen Trog anzuschaffen und die Pflege der Stadt zu überlassen. Nachdem ein Kiesbeet für das Regenwasserdach der Pergola entstand, sei durch spielende Kinder immer mehr Kies in das Umlaufsystem gelangt, bis es 2013 nicht mehr lief.
2014 hatte Schatz bereits 4500 Euro Spendenzusagen für ein Sanierung, doch eine städtische Schätzung, die Instandsetzung koste 30 000 Euro, brachte die Pläne zum Erliegen. Im März 2015 machten sich Schatz und Knipf nach Rücksprache mit Ortsvorsteher Bernd Hielscher (SPD) an eine Brunneninspektion. Knipf fand heraus, dass Pumpe und Trog nicht ersetzt werden müssen. Der Brunnen könne in Eigenleistung wieder flott gemacht werden. Doch einen Monat später kam ein erneuter Rückschlag.
Die Wetterau lacht
Der städtische Fachdienst für Tiefbau und Abwasser verwies auf die neue Trinkwasserverordnung, wonach der Brauchwasserkreislauf von dem bislang gar nicht genutzten Frischwasseranschluss getrennt werden müsse, um eine Verunreinigung zu verhindern. Erneut soll die Sanierung 30 000 Euro kosten – und wird wieder auf Eis gelegt.
Nach dem CDU-Wahlsieg bei der Kommunalwahl im März greift Schatz das Thema erneut auf: „Die ganze Wetterau lacht, dass wir drei Jahre lang den Brunnen nicht in Gang bringen“. Utter, die auch CDU-Fraktionsvorsitzende im Stadtparlament ist, soll etwas bewegen. Sie schlägt vor, erst einmal nur den Brunnenkreislauf in Eigenregie in Gang zu setzen.
Zudem ergibt eine neue Schätzung des Bauamts, dass der Frischwasseranschluss für 5000 Euro in einen separaten Schacht verlegt werden könne – was im November erledigt wird. „Man hat den Weg für die Rohre einfach unter der Erde durchgeschossen“, sagt Schatz. Außerdem hat die Stadt das 100- durch ein 200-Liter-Fass für das Brauchwasser ersetzt.
Im Moment ist der Brunnen in der Winterpause abgeschaltet. In der Woche vor Karfreitag werden aber alle Vilbeler Brunnen wieder eingeschaltet. Dann, so hofft Schatz, solle der sanierte Wasserspender mit einem richtigen Brunnenfest eingeweiht werden. Und es gibt auch die Zusage des Tiefbauamtes, künftig die Pflege und Wartung zu übernehmen. Denn Josef Knipf ist mittlerweile in Chemotherapie-Behandlung und froh, dass andere nun seine Arbeit fortführen.