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Neuer Schulleiter will das Fach-Abi einführen

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Von: Dieter Deul

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Markus Maienschein ist neuer Leiter der Bad Vilbeler John-F.-Kennedy-Schule. Das soziale Miteinander und die individuelle Förderung liegen ihm am Herzen. Deswegen hat er einen visionären Wunsch. Nach der zehnten Klasse soll es an der Haupt- und Realschule zusätzlich die Möglichkeit geben, das Fach-Abitur zu machen.

Nicht immer führt der gerade Weg zum Erfolg. Das weiß Markus Maienschein, der neue Leiter der John-F.-Kennedy-Schule (JFK). Als Diplom-Betriebswirt arbeitete er zwei Jahre in einem Möbelhaus, doch als Christ und „sehr offener, ehrlicher Mensch“ sei er dort in ethische Konflikte geraten, sei gar zum Lügen gezwungen worden.

Maienschein wagte mit 24 Jahren den Neuanfang, studierte Lehramt für Mathematik und Arbeitslehre. Daneben ging es auch noch ums Geld verdienen, etwa bei Neckermann. Aber der Umstieg fiel ihm leicht: „Ich wollte gerne mit jungen Menschen arbeiten, fühle mich innerlich selbst jugendlich“, sagt er. In seiner Heimatstadt Friedberg ist Maienschein auch bei den Pfadfindern, den Royal Rangers, engagiert.

Das Beste herausholen

Allein mit guten Vorsätzen aber ist es nicht getan, es geht auch darum, „dort zu sein, wo man anpacken muss“, betont der 45-Jährige. Das war so als Schulsprecher, später im Möbelhaus bei der Kundenreklamation und im Fußball, wo er sich als Verteidiger den Spitznamen „Terrier“ eingefangen habe, erzählt Maienschein. Nach dem Referendariat 2001 in Hofheim erhielt er 2003 eine erste Planstelle in Altenstadt. Im August 2009 kam er an die JFK, wo er seit 2010 auch Konrektor ist. Eine hohe Messlatte legte sein Vorgänger Peter Mayböhm, der ebenso streng wie jovial auftreten konnte und stets auf Augenhöhe mit den Schülern blieb.

Diese soziale Kultur möchte Maienschein fortsetzen. „Wir wollen tatsächlich aus jedem Schüler das Beste herausholen, das ist an einer nicht so großen Schule möglich“, betont er. Menschlichkeit und individuelle Förderung sind ihm wichtig, eine Kultur, in der sich jeder an der Schule wohlfühlt. Auch seine Tür stehe den Schülern stets offen – auch ohne lange Terminvereinbarung, denn „wenn ich nur an Leitung und Führung interessiert wäre, hätte ich in der freien Wirtschaft bleiben können“, betont er.

Doch dazu braucht es nicht nur guten Willen, sondern auch Voraussetzungen. Für Förderaktivitäten oder Gespräche bräuchte er kleinere Räume, aber an der JFK gibt es nur Klassenzimmer. Wenn irgendwann ein Anbau an die Schule kommt, möchte er dies berücksichtigt wissen. Ein schon lange gehegter Wunsch ist der nach Schulsozialarbeit. Die gibt es zwar schon lange an der JFK, aber zulasten einer Lehrerstelle. Der neue Leiter hofft, dass der Wetteraukreis diese Arbeit künftig nicht nur im Ostkreis anbietet.

Eine ganz große Aufgabe ist aber schon das Kerngeschäft der JFK: nämlich die Wertigkeit von Haupt- und Realabschlüssen zu sichern. Gerade erst hatte Maienschein die Eltern der künftigen Fünftklässler zu Gast. Dort sei gefragt worden, wann die JFK zur Ganztagsschule werde. Maienschein hat an dieser Stelle aber noch weiter reichende pädagogische Pläne.

Bildung aus einem Guss

Seine „große Vision“ sei es, die Haupt- und Realschule zu einer echten Alternative zu machen – wenn sie nach der zehnten Klasse noch eine elfte und zwölfte für das Fachabitur aufstocken könnte. Das ist momentan noch das Revier der Berufsschulen – und steht bisher nicht auf der bildungspolitischen Agenda. Immer weniger Schüler gingen in die berufliche Ausbildung, der Facharbeitermangel wachse. Eine Schule, die von der fünften Klasse bis zum Fach-Abi gehe, das sei vollkommenes Neuland, „man müsste die Politik dazu bewegen“, fordert der neue Schulleiter. Dann könne man Bildung „aus einem Guss“ anbieten.

Aber auch im Alltag ist Maienschein jetzt mehr gefordert. Da kann dann auch einmal nachts um 22.30 Uhr das Telefon klingeln, ein Kollege fragt wegen einer Schülerin nach, die ihre Präsentation nicht halten könne. Sie ist Migrantin, erst seit zwei Wochen der Schule. Und darf die Aufgabe in einigen Wochen nachholen. Frei nach Maienscheins Maxime: den Schülern die Chance geben, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.

Deswegen motiviert es ihn, dass „seine“ Schüler in einem Jahr drei Wettbewerbe gewannen: Planet Radio spendierte der 10a eine Ski-Klassenfahrt, dazu kommen Gewinne beim Sparkassen-Planspiel Börse und das Radio-Projekt des Hessischen Rundfunks.

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