Tag der offenen Kitas: Einrichtungen zeigen, was alles für eine gute Frühförderung nötig ist
Am Tag der offenen Kitas konnten sich Eltern gestern bei 18 städtischen Einrichtungen und freien Trägern umsehen. Dabei ging es nicht nur um unterschiedliche Konzepte und Förderungen. Am Ende ist es oft das mütterliche Bauchgefühl, das den Ausschlag gibt.
Der vielleicht jüngste Besucher an diesem Vormittag ist erst vier Monate alt und schmiegt sich im Tragetuch an seine Mutter. Die 28-jährige Kernstädterin, die ihren Namen nicht nennen möchte, schaut sich gerade in der Kita Kunterbunt in der Elisabethenstraße um. Noch drängt die Zeit nicht, findet sie. Ob ihr Sohn in eine U-3-Gruppe gehen wird oder erst mit drei Jahren in die Kita, das weiß sie noch nicht. Dafür möchte sie sich die Zeit nehmen und vergleichen, was in ihrer Wohnortnähe angeboten wird. Zuvor war sie schon in der evangelischen Kita Arche Noah. Neugierig geht sie mit dem stellvertretenden Kita-Leiter Markus Stephan durch die Räume, hat viele Fragen: Wie sind die Gruppen eingeteilt? Was wird angeboten? Wie ist das Essen organisiert? Wie sind die Öffnungszeiten?
Stephan hat an diesem Morgen bereits einige Elterngespräche geführt, auch wenn sich der Andrang, wie auch an den anderen Kitas, in Grenzen hält. Denn sie bieten das ganze Jahr über Führungen an. Doch heute können die Eltern ohne Terminvereinbarungen alle Einrichtungen direkt miteinander vergleichen. Das macht Sinn, denn rigide bauliche und pädagogische Vorgaben, die zentrale Platzvergabe durch die Stadt und ähnliche Angebote machen die Auswahl schwierig.
Krabbel- und Hortkinder
Dennoch können die Kita-Leitungen auf einige Besonderheiten verweisen. In die Kita Kunterbunt, die größte städtische Kita, gehen derzeit 145 Kinder. Für Markus Stephan ist das auch ein großer Vorteil: „Wir können alle drei Altersbereiche in einem Haus abdecken: von der U3 bis zum Hort für Grundschüler.“ Dazu kommt das teiloffene Konzept: bis 10 Uhr sind die Kinder in festen Gruppen, danach können sie sich je nach ihren Interessen auf Spiel-, Kreativ- oder Bauzimmer verteilen. Schon ab 11.45 Uhr kommen die ersten Grundschüler dazu, kurz vor dem Mittagessen. Das kommt vom Caterer, wird aufgewärmt. Eine Notwendigkeit, findet Stephan, denn bei so vielen Kindern könnten nicht alle zeitgleich mit selbst zubereitetem versorgt werden. Aber es gibt stets auch frisches Obst und Rohkost.
Wie in den anderen Kitas gibt es auch in der Elisabethenstraße das kostenlose wöchentliche Förderangebot der Musikschule, die „Mukita“. Wegen der Größe und dem teiloffenen Konzept käme die „Kunterbunt“ eher für lebhafte, selbstständigere Kinder in Betracht, sagt Stephan. Doch im Grunde sei der Wunsch stets derselbe: das ihre Kinder gut betreut und vorbehaltlos angenommen werden.
Bunt und respektvoll
Das sieht auch Christine Herget so, die Leiterin der katholischen Sankt-Nikolaus-Kita hast schon zehn Elterngespräche geführt. Ihre Kita hat 100 Plätze, wegen eines Integrationskindes sind aber nur 95 belegt. Und das zu 50 Prozent von Kindern mit ausländischen Wurzeln, manche auch konfessionslos. „Dieses bunte Treiben finde ich bereichernd“, findet sie, denn alle Kinder beteiligen sich auch an den kirchlichen Festen, „keiner schließt sich aus“. Das Christliche gelangt auf ganz beiläufige Weise zum Ausdruck: „durch den sehr respektvollen Umgang miteinander, uns ist es wichtig, die Menschen so zu nehmen, wie sie sind.“ In der Sankt-Nikolaus-Kita gibt es geschlossene Gruppen, die aber auch möglichst viel Zeit im Freien verbringen, ausgedehnte Spaziergänge zum Dottenfelderhof, den Stadtwald oder zum Ritterweiher unternehmen. Die 32 „Zauberkatzen“, die künftigen Schulkinder, machen gerade den Bibliotheksführerschein.
Das Essen bringt gerade Michel Akil vorbei, der Betreiber des Catering-Service „Mamis Küche“ aus Mühlheim. Neben frisch gebackenem Brot dampft es aus einem großen Metallbehälter nach Brokkoli-Kichererbsen-Auflauf. Dazu bereitet die ägyptische Kita-Köchin Eman Elhomosany frischen Salat zu. Einen Konvektomaten zum Aufwärmen gibt es auch, aber der wird nicht gebraucht.
Plätze hat die Sankt-Nikolaus-Kita derzeit nicht frei, alle sind belegt - und die meisten Kinder bleiben von 7.30 bis 17.30 Uhr, berichtet Herget – damit kommen die Kleinen auf eine 48-Stunden-Woche außer Haus. Viele Eltern brauchen das Angebot, weil sie berufstätig sind. Doch die Kita ist zugleich in die Kirchengemeinde eingebunden: von den monatlich veranstalteten Spielnachmittagen, den „Niki-Tagen“ bis hin zur von Eltern mitorganisierten Kinderkirche. Sie ist vernetzt als Familienzentrum, wo es zahlreiche Angebote für Eltern gibt: von Yoga bis Sprachförderung.
Und wenn die Stadt jetzt an 882 Eltern Bescheide für steigende Gebühren verschickt (siehe Artikel unten), können sich die Nikolaus-Eltern zurücklehnen: „Dazu haben wir noch keine Entscheidung getroffen“, sagt Herget.