Quellenhof erhält Pflegestation
19 Jahre nach ihrer Eröffnung erhält die Altenwohnanlage Quellenhof eine Pflegestation. Die ersten Bewohner ziehen in die vom Frankfurter Verband umgebauten Räume ein. Dort gibt es 22 Apartments – und eine in Hessen einmalige Finanzierung, die den Zuschuss für die Pflegeleistungen halbiert.
Von außen erkennt man die Veränderung kaum. Kein Schild weist am Quellenhof auf die neue Pflegeeinrichtung hin, nur der Transporter eines Elektrikers und Umbauarbeiten in einem letzten Raum zeigen, dass vier Monate Umbau zu Ende gehen. Schon im Juni haben die Johanniter und eine Krabbelstube das Gebäude verlassen (die FNP berichtete).
Das ist jetzt im Erdgeschoss kaum noch wiederzuerkennen. Dort, wo rechterhand ein großer Schalterbereich mit Sozialräumen war, sind jetzt bloß Apartments. Und dort, wo sich Zimmer befanden, ist jetzt eine gemütliche Wohnzimmerecke nachgebildet worden: mit rotem Ledersofa, Kristallleuchten, einem Fellteppich, Bildern an der Wand und künstlichem Kamin. Auch nebenan könnte der Kontrast zu der früheren Sozialstation der Johanniter kaum größer sein. Aus dem nüchternen Speisesaal ist eine Mischung aus Restaurant und Wohnzimmer geworden: mit Tapetenimitat, altem Holzschrank und kleinen Tischgruppen.
Wer hier einzieht, dürfe ein angemessenes Ambiente erwarten, sagt Frédéric Lauscher, Vorstandsvorsitzender des Frankfurter Verbands für Alten- und Behindertenhilfe, dem Betreiber der Einrichtung. Es gebe einen Unterschied zu herkömmlichen Pflegeeinrichtungen, „die wie ein Krankenhaus aussehen“. Die ersten beiden Bewohner, ein Mann und eine Frau im Alter von 87 Jahren, ziehen gerade ein. Die Zimmer haben alle eine Küchenzeile, damit die Bewohner auch selbstständig bleiben können, betont Lauscher. Zwar gebe es auch in Pflegeheimen Gemeinschaftsküchen, doch weist Lauscher auf Probleme mit der Privatsphäre hin. Die soll auch durch abschließbare Türen gewahrt werden, während in Pflegeheimen die Türen stets offen blieben.
Nicht mehr umziehen
So wird 19 Jahre nach der Eröffnung des Quellenhofs 1997 verwirklicht, was sich dessen Bewohner damals schon wünschten, dass sie im Alter nicht umziehen müssen, sondern eine Pflege in allen Stufen bis zu den Härtefällen nutzen können. Das hatten die damals mit eingezogenen Johanniter zwar stets geplant, aber nie verwirklichen können. Als Grund wurden Probleme mit der Eigentümergemeinschaft des Quellenhofs und zu schwierige Umbauten genannt. Lauscher sieht jedoch einen ganz anderen Grund: „Sie waren zu früh.“ Denn unter den damaligen Bedingungen habe man ein stationäres Pflegeheim in so kleinem Stil nicht rentabel betreiben können. Das sei erst durch das seit Januar 2015 geltende Pflegestärkungsgesetz möglich geworden.
Die Pflegebedürftigen können seither jeweils hundert Prozent des Zuschusses für Tagespflege und ambulante Pflegeleistungen in Anspruch nehmen sowie weitere Leistungen der häuslichen Krankenpflege – was in Pflegeheimen nicht geht. Auf diese Weise wird die neue Einrichtung deutlich günstiger, es sei nur noch eine Zuzahlung von 1200 statt 2500 Euro erforderlich, rechnet Lauscher vor. Es ist auch möglich, nur die Apartments zu mieten – mit Vollverpflegung. Andererseits können Kosten gespart werden – wenn Leute selbst kochen oder Angehörige Pflegeleistungen wie das Duschen übernehmen. Auch könne, wer nicht zufrieden ist, einen anderen Pflegedienst bestellen.
Jede Woche Ausflüge
Der Betreuungs-Service des Verbands steht auch allen Quellenhofbewohnern offen. Für 50 Euro monatlich können sie den Hausnotruf sowie Freizeitangebote nutzen. Die sollen an sieben Tagen die Woche angeboten werden – früher war an den Wochenenden nichts los. Der Verband startet auch einen „Aktivclub“, der wöchentliche Ausflüge organisiert. Bislang nutzen 130 Senioren den Service, knapp die Hälfte der Quellenhofbewohner, so Lauscher.
Pflegedienstleiterin Pamela Wenzel-Makhzan hofft, dass sich die neuen Bewohner aktiv in die Freizeitgestaltung einbringen: „Die Menschen wollen heute nicht mehr in große anonyme Pflegeheime, sondern sie wollen selbstbestimmt leben und individuell betreut werden.“ Sie habe schon gemeinsames Kochen vorgeschlagen, aber das habe eine Seniorin abgelehnt. Dafür wolle sie aber ihre Lieblingsrezepte herausrücken. Es gibt auch schon Kontakt zu der Dortelweiler Kita Rasselbande, die zu Besuch kommen will.