Schüler des Georg-Büchner-Gymnasiums sammeln mit Kuchen und mehr Geld für Blinde
Nachdem der Leiter einer Blindenschule aus Kamerun am Bad Vilbeler Georg-Büchner-Gymnasium um Unterstützung warb, ist eine feste Partnerschaft entstanden. Eine Schul-AG verkauft monatlich Kuchen, um eine Lehrerstelle zu finanzieren. Ein Projekt mit nachhaltigem Charakter.
„Guten Morgen!“ Klar und deutlich ertönt Bello Gareys Stimme im Büro von Schulleiterin Claudia Kamm aus dem 6600 Kilometer entfernten Maroua im afrikanischen Kamerun. Per Skype-Videotelefonie erläutert er den aktuellen Stand seiner privaten Schule, in der blinde und sehende Schüler von sechs bis 15 Jahren gemeinsam unterrichtet werden. Im März vergangenen Jahres hatte er selbst für die Schule in Bad Vilbel geworben – und ein offenes Ohr gefunden.
Am Georg-Büchner-Gymnasium (GBG) wurden seitdem 1729,85 Euro überreicht. Spenden waren darunter, aber den Großteil haben die zwölf Teilnehmer der AG „Soziale Verantwortung“ beigetragen. Jeden Monat verkaufen sie selbst gebackene Kuchen in den Pausen. Nina Wollenhaupt leitet die AG mit Bärbel Tiessen, Koordinatorin des Projekts ist Birgit Herold. Sie stellt den Kontakt zum Spendenverein Afrika-Projekt her.
Zahlen sinken
Das reicht, um ein Versprechen einzulösen: jeden Monat mindestens ein Lehrergehalt zu finanzieren – das sind derzeit 100 Euro. Wie Garey erläutert, bekommt seine Schule überhaupt keine staatlichen Gelder. Das sei Folge einer Verwaltungsreform, bei der der Staat seine Verantwortung auf die Regionen übergab, und die haben kein Geld. Dafür zahlen die Eltern statt zwölf 30 Euro Schulgebühr pro Jahr – selbst das könne nicht jede Familie aufbringen. So sei die Zahl der Schüler von 180 auf 130 gesunken.
In der Schule werden blinde und sehende Kinder sechs Jahre lang gemeinsam unterrichtet, es gibt ein Internat für 32 blinde Schüler, deren Eltern, so Garey, zum Teil selbst an Weihnachten oft nicht das Geld hätten, ihre Kinder zu besuchen. In der Schule erhalten sie ein Vorbereitungsjahr für die Blindenschrift, die Lehrer seien für die Inklusion besonders geschult. Unterrichtet werden zehn Fächer, unter anderem Französisch, Englisch, Mathe, Geschichte, aber auch Informatik.
Doch die gute Ausbildung der Lehrer bereitet der Schule ebenfalls Probleme, schildert Garey. Denn er könne nur 100 Euro Gehalt zahlen, die staatlichen Schulen aber 150 – weswegen stetig Fachkräfte abwanderten. Aber auch die Klassen dünnen aus: Sind es anfangs noch bis 30 Kinder pro Klasse, so gebe es in den Abschlussklassen nur noch ein bis zwei Schüler, räumt er ein. Für dieses Jahr hat sich Garey zwei Projekte vorgenommen: Ein Schulgarten soll angelegt werden, wo die Kinder Salat, Kohl oder Tomaten anpflanzen können. Zudem soll eine Schulbibliothek entstehen.
CD ist in Planung
Das Blinden-Projekt soll aber auch in die Schule hineinwirken. Im März, wenn sich acht bis zehn Klassen an der Schulkino-Woche beteiligen, wird ein Film über gefährliche Schulwege in Entwicklungsländern auf dem Programm stehen. Die AG „Soziale Verantwortung“ will eine CD erstellen, mit der sie die Kameruner Schule in den Klassen vorstellt. Drei Wochen lang wanderte auch ein Blindenkoffer der Christoffel-Mission durch die Klassen, mit dessen Materialien der Alltag nicht Sehender dargestellt wurde. Schließlich werden die AG-Mitglieder das Frankfurter Dialog-Museum besuchen. Dessen Ausstellung ist für Besucher in völliger Dunkelheit zu erleben.
Auch das Spenden geht weiter: mit einer originellen Idee. Pro Spende gibt es ein buntes Klebe-Fitzelchen, um die Flagge von Kamerun zu einem dichten Puzzle zu vervollständigen. Damit sei die Unterstützung der Kameruner keine verkopfte Idee, sondern ein Schulprojekt aller Schüler, lobt Schulleiterin Kamm.