Seniorenrat geht mit neuem Schwung an alte Aufgaben
Motiviert geht der frischgewählte Bad Vilbeler Seniorenbeirat an die Arbeit. Vor allem die Verkehrspolitik rückt in den Fokus des Gremiums. Die Beiräte wollen in die Verkehrskommission, um beim Radwegeausbau und dem Thema Radeln gegen die Einbahn für den Schutz der Fußgänger zu streiten. Aber auch Trickbetrüger und Computerkurse stehen auf der Agenda – und wenigstens samstags längere Fahrzeiten beim Vilbus.
Die zweite Sitzung der neu gewählten Seniorenbeiräte im Bad Vilbeler Rathaus steht ganz im Zeichen der Wegbestimmung. Soll Altes weitergeführt werden? Was gibt es Neues? Der neu gewählte Vorsitzende Reinhard Kreuzer hält sich zurück, hört zu und lässt abstimmen. Doch bei der Frage, welche Aktivitäten weiterlaufen sollen, gibt es keine Diskussion.
Weder die Friedhofsfahrten, die derzeit bis Februar pausieren, noch die monatliche Sprechstunde stehen zur Debatte. Kreuzer selbst ist einer der vier Fahrer, der betagte Besucher zu dem Friedhof Lohstraße chauffiert. Heidi Lamprecht koordiniert sie seit fünf Jahren, „die Leute sind glücklich, dass es die Fahrten gibt“.
Wichtig sind dem Gremium die Sprechstunden, denn das ist eine gute Gelegenheit, mit den Senioren ins Gespräch zu kommen. Auch, wenn manches im Sande verläuft. Helga Ensslen berichtet von einer Dame, die sich beklagt hatte, Steine auf dem Gehweg des Berkersheimer Wegs hätten ihren Rollatorreifen zerstört. Ensslen schaute nach und fand – nichts. Die nächste Sprechstunde ist schon morgen (Donnerstag) von 15.30 bis 16.30 im Haus der Begegnung, Marktplatz 2. Jochen Brings hat sich für diesen Nachmittag das Thema Trickbetrug vorgenommen und will entsprechende Info-Materialien verteilen.
„Gute Arbeit diskreditiert“
Kritisch sehen die Beiräte das Thema Kriminalität. Brings zählte im Polizeibericht dieser Zeitung 90 Straftaten allein im ersten Quartal 2017 und kritisiert, dass die Bad Vilbeler Polizei die Lage beschönige. Heidi Lamprecht schildert einen Vorfall, der nicht öffentlich gemacht worden sei: Ein Senior aus dem Quellenhof sei nach einem Bankbesuch überfallen worden und entweder auf den Hinterkopf geschlagen worden oder gestürzt. Er sei Tage später an den Folgen einer Hirnblutung verstorben.
„Wir können definitiv verneinen, dass diese Tat in den vergangenen Monaten stattgefunden hat“, erklärt dazu Jürgen Werner, Leiter der Bad Vilbeler Polizeistelle nach Rücksprache mit den zwei zuständigen Kommissariaten in Friedberg. Zudem stimme auch die Aussage von Brings nicht: „Wir haben von Januar bis Oktober 376 Straftaten weniger, zudem keine Gewalttaten und Jugendkriminalität“, sagt Werner und betont, mit den Aussagen werde die gute Präventionsarbeit aller Beteiligten diskreditiert. „Es ist traurig, auf welch hohem Niveau in Bad Vilbel Kriminalität erfunden wird.“
Brings wirft ein weiteres Thema auf, das bereits im vorhergehenden Gremium für Aufregung sorgte: die Radfahrer. Die Polizei habe auf Anregung des Innenstadt-Ortsbeirats im Mai Radler kontrolliert, die auf der Frankfurter Straße verbotenerweise gegen die Einbahn fuhren – und das mitunter sogar auf dem Gehweg.
Doch es gebe mittlerweile weder Kontrollen, noch Besserung, auch nicht auf der Bibliotheksbrücke, wo Radfahren auch verboten ist. Auf Zustimmung des Beirats stößt seine Forderung nach mehr Kontrollen. Das Thema wurde aber auch mit einer politischen Forderung garniert: die Seniorenbeiräte möchten künftig mit in der Verkehrskommission vertreten sein, haben auch schon zwei Vertreter benannt: Brings und Norbert Kühl.
Vilbus-Fahrzeiten verlängern
Ihnen geht es um die Mitsprache beim neuen Radwegekonzept, das dieser Tage vorgestellt wird. Aber auch darum, bei Neuplanungen angehört zu werden. Claus Metz nennt als Beispiele den Ausbau überörtlicher Radwege nach Dortelweil, Karben und Gronau, die als Schnelltrasse für Radler angelegt seien, aber auch geschützte Flächen für die Fußgänger sein müssten.
Jochen Brings ruft auch das Thema Vilbus in Erinnerung: Es könne nicht sein, dass der Vilbus samstags um 15 Uhr die letzte Runde drehe. Er solle mindestens bis 20 Uhr verkehren, den Wunsch nach zusätzlichen Sonntagsfahrten brachte er erst gar nicht auf.
Auch Claus Metz’ Wunsch nach Extrafahrten zu Burgfestspielvorstellungen fand keine Resonanz. Lamprecht verwies darauf, dass sich die Bürger stattdessen gemeinsam ein Minicar-Taxi für fünf Euro bestellen könnten. Brings nannte aber auch Städte wie Frechen und Rosenheim, die im Kampf gegen die Verkehrsflut bereits kostenlosen Nahverkehr anbieten.