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Sicher in eigenen vier Wänden

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Von: Christine Fauerbach

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Wie die eigene Wohnung demenzgerecht umgestaltet werden kann, darüber informierte Sozialgerontologin Gabriele Scholz-Weinrich Angehörige und Pflegekräfte. Eingeladen hatte das „Café Kleeblatt“.

Sozialgerontologin Gabriele Scholz-Weinrich gehört seit zehn Jahren zu den Professionellen im Ehrenamtsteam des „Café Kleeblatt“. Vor mehr als 20 Besuchern, darunter zwei Altenpflegerinnen der Diakonie und Angehörigen von Demenzerkrankten, sprach sie über die demenzgerechte Gestaltung von Wohnungen.

Die gebürtige Bad Vilbelerin war 30 Jahre lang im Bereich der Altenhilfe als Sozialarbeiterin tätig. Von den geschätzten 1,4 Millionen Menschen, die in Deutschland an Demenz erkrankt sind, leiden 70 Prozent an Demenz des Alzheimertyps. Das Gedächtnis, die räumliche Orientierung wie die Lernfähigkeit, das Kommunikations- und Urteilsvermögen schwinden.

Betroffene leugnen

Mit fortschreitender Demenz nehmen die Kranken ihre Störungen immer weniger wahr oder leugnen sie. „Menschen mit Demenz erleben sich immer als autonom, groß und stark“, so Scholz-Weinrich. Unabhängig vom Stadium der Erkrankung ziehen sich die Betroffenen entweder immer mehr in sich zurück, leben in ihrer eigenen Welt, kommunizieren nicht mehr oder sie haben einen ausgeprägten Bewegungs- und Freiheitsdrang. Einsperren sei kein geeignetes Mittel. Es bestehe ein großes Spannungsfeld zwischen dem berechtigten Schutzbedürfnis der Angehörigen, das leicht ins „Überbehüten“ abrutschen könne, und der Selbstbestimmung der Betroffenen. Eine absolute Sicherheit gebe es bei Erkrankten ebenso wenig wie bei Gesunden. Ein Restrisiko bleibe immer bestehen. „Das Beste, was man einem Demenzkranken geben kann, sind Licht, Luft, Sonne und Bewegung.“ Auch die Möglichkeit, tätig zu sein sei wichtig. Dies könne etwa das Sortieren der Wäsche oder großer Schrauben sein. „Allerdings sind die Tätigkeiten der Erkrankten handlungs- und nicht ergebnisorientiert.“ Demenzkrank sein heiße, an der Bewältigung des Alltags zu scheitern. Bereits ein voller Kühlschrank überfordere die Erkrankten. „Menschen mit fortgeschrittener Demenz verlieren zudem die Fähigkeit, abstrakt zu denken.“

Da der „überwiegende Teil“ der Menschen mit Demenz oder eingeschränkter Alltagskompetenz außerhalb von Einrichtungen in der eigenen Wohnung betreut werde, sei eine übersichtliche Gestaltung der Wohnung mit eindeutig erkennbaren Wegen wichtig. Wichtig sei auch, die eigene Ordnung, Möbel und Erinnerungsstücke zu belassen. „Räumliche, bauliche und emotionale Sicherheit zu geben ist wichtig, da Angst ein Grundgefühl in der Demenz ist.“

Zahllose Gefahren

Wichtig sind daneben Barrierefreiheit, eine helle, schattenfreie Beleuchtung. Zeitschaltuhren und Bewegungsmelder können, so Scholz-Weinrich weiter, Dunkelheit und Verletzungsgefahr bannen. Unerwünscht sind glatte, spiegelnde Fußböden, rutschende Teppiche und Läufer. Auf Treppen sollten Rutsch-, Stolper- und Sturzgefahr mit Rutschbremsen eliminiert werden. Keine Teppiche mit großen Mustern verlegen, da diese als Hindernisse empfunden werden.

Bei Türen und Schränken Glasscheiben „sichtbar“ machen. Schutzkanten an Möbelecken anbringen. Herde mit Zeitschaltuhren oder Kindersicherungen sichern. Elektrogeräte, Putzmittel und Medikamente unzugänglich aufbewahren. Haltegriffe und rutschfeste Matten im Bad an Waschbecken, Dusche und Badewanne anbringen. Fenster, Balkone und Treppenabgänge sichern, keine Schlüssel an Zimmertüren belassen, gehören zu den Tipps der Expertin.

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