Sozialamt befürchtet Platzmangel in Kitas
Als „aktuell schwierig“ bezeichnet Carolin Hartmann vom Bad Vilbeler Kita-Büro die Aussichten für das kommende Kita-Jahr. Denn es kann zu Engpässen kommen, eventuell wird nicht jedes Kind einen Platz bekommen. Die SPD scheitert hingegen mit ihrem Antrag, die Kita-Betreuung für Kinder über drei Jahren komplett kostenfrei zu gestalten.
Erstmals hat der Wetteraukreis die Federführung für Bedarfspläne der kommunalen Kitas übernommen. Das Ergebnis präsentiert sich für Laien als kaum lesbar, auch die Mitarbeiter des Kita-Büros mussten sich in die Tabellen erst einlesen. „Als wir das selbst gemacht haben, wussten wir, welche Denke hinter den Zahlen steckt. Das wurde nun schwieriger“, sagt Carolin Hartmann vom Kita-Büro, die deswegen im Sozialausschuss am Mittwoch eine eigene Präsentation vorstellt.
In Absprache mit der Stadt wurden Versorgungsquoten von 42 Prozent im Bereich unter drei Jahren und von 93 Prozent für Kinder über drei Jahren ermittelt. Zum Stichtag 1. Juli 2017 waren in Bad Vilbel 872 Kinder unter drei, 1313 Kinder über drei Jahren registriert. Im laufenden Kita-Jahr besteht laut Hartmann eine Versorgungslücke von neun Plätzen im U3-Bereich, bei Kindern über drei Jahren sind es sogar 22 Plätze. Das erhöht sich im kommenden Jahr nach der Berechnung des Kreises auf neun Plätze im U3-Bereich, verringert sich aber auf nur einen Platz im Ü3-Bereich.
Erweitern und neu bauen
Doch es gibt Unwägbarkeiten. „Wir haben 50 Anmeldungen im laufenden Jahr, für die wir Platz benötigen. Hinzu kommt, dass es mit 180 statt üblich 220 weniger Abgänger in Richtung Schule geben wird.“
Auch würden wenige Kannkinder in die Schule wechseln, sie belegen weiterhin Kita-Plätze. Für Probleme sorgen könnte außerdem die noch ungewisse Anzahl an Neubürgern mit Kindern, die vor allem in den Quellenpark ziehen werden.
Die Stadt reagiert darauf unter anderem damit, dass die Kita Rasselbande in Dortelweil 2018/2019 einen neuen Gruppenraum erhält, die Kapazität im Ü3-Bereich steigt damit um zehn Plätze. Den größten Zuwachs wird es durch den Bau einer neuen Kita im Quellenpark in den Jahren 2019/2020 geben. Hier sollen zunächst 24 U3-Plätze, 100 Ü3-Plätze entstehen. Der Ersatzbau für die Kita Villa Wichtelstein auf dem Heilsberg ist für die Jahre 2020/2021 geplant. Mit diesen Informationen werden sich die Politiker nun weiter beschäftigen und eventuell Anträge auf Erweiterungen und Neubauten stellen.
Klare Zustimmung im Ausschuss hingegen erfährt das bereits kürzlich von der Stadtverwaltung vorgestellte Modell der Gebührenbefreiung im Ü3-Bereich in der Kernzeit von 8 bis 14 Uhr (wir berichteten). Alle Fraktionen loben den Entwurf der Stadt. Sozialamtsleiter Jörg Heinz informiert zudem, dass sich die Stadt in Verhandlungen mit den freien Trägern befindet und diese sich an das Modell anlehnen würden, mit nur wenig abweichenden Sätzen für Zusatzstunden.
Doch die SPD will einen Schritt weitergehen, fordert die komplette Kostenbefreiung für Eltern von 7 bis 17 Uhr und will damit vor allem Geringverdiener und Alleinerziehende entlasten. Doch hier handelt sich Antragsstellerin Mirjam Fuhrmann eine Abfuhr ein.
Vor allem Jörg-Uwe Hahn (FDP) kontert: „Wie wollen Sie das gegenfinanzieren, wo sollen Leistungen gestrichen werden?“, fragt er. Außerdem würden nicht Geringverdiener entlastet, sie könnten auf Antrag beim Wetteraukreis sowieso eine Kostenerstattung erhalten. „Sie wollen die Besserverdienenden entlasten. Da machen wir nicht mit“, sagt der Freidemokrat, dessen Partei von ihrer Grundausrichtung her eher auf der Seite der Unternehmer und Besserverdiener zu finden ist.
Komplette Zeit gebucht
Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) ergänzt, dass Eltern durch die Gebührenbefreiung für sechs Stunden pro Tag je nach Einkommen rund 5000 Euro im Jahr einsparten. Die Stadt hingegen halte weiter an den freiwilligen Leistungen wie der Geschwisterermäßigung, dem kostenfreien dritten Kindergartenjahr fest. Eine Zusatzstunde über die sechs Stunden hinaus koste nach dem neuen Modell unter einen Euro am Tag, das sollte verkraftbar sein, findet er.
Zudem, so die Meinung der Antragsgegner, würden Eltern pauschal die komplette Zeit buchen, ihre Kinder dann aber nach Gusto bringen und abholen. „Das Personal aber müsste die ganze Zeit vorgehalten werden.“ Dies sei etwa in Rodgau der Fall und ein großes Problem, weiß Hahn aus Gesprächen mit dem dortigen Ersten Stadtrat Michael Schüßler (FDP).
Auch Kathrin Anders von den Grünen kann damit nichts anfangen: „Wir müssen weiter in die Ausstattung und Qualität des Personals investieren. Auch brauchen wir weitere Plätze, nicht nur im Quellenpark.“ Hinzu komme, dass der Bund eine Nachmittagsbetreuung für jedes Grundschulkind beschlossen habe. „Daran werden die Kommunen sicherlich beteiligt. Auch dafür brauchen wir Geld.“ Letztlich stimmt nur die SPD ihrem eigenen Antrag zu.