Stadt lässt drei gesunde Bäume fällen
Warum mussten in Massenheim jüngst noch in der Blüte stehende Bäume gefällt werden? Eine FNP-Leserin vermutet Frevel, doch es gibt eine ökologische Erklärung.
„Der Baum war noch im vergangenen Herbst voll mit Nüssen“, erinnert sich Anwohnerin Susanne Blechschmidt. Von ihrem Haus kann sie auf den Wiesenstreifen am Erlenbach gegenüber des Feuerwehrhauses blicken. Dort stand seit mindestens zehn Jahren ein Nussbaum, der stets im Frühjahr wunderbar aufgeblüht sei. Sie habe im Herbst dann die Nüsse gesammelt und sie an Eichhörnchen verfüttert, behauptet sie.
Doch das ist nun vorbei. Vormittags nach neun Uhr hörte Blechschmidt plötzlich das Geräusch von Motorsägen und stellte kurz darauf fest, dass der Baum abgesägt und sogleich abtransportiert worden ist. „Eine Frechheit“, findet die ältere Dame diesen Vorgang, denn der Baum sei noch gesund gewesen. Weder an Rinde noch Krone hätten sich Schäden erkennen lassen.
Nur noch Rasenflächen
Auch ein Anruf beim zuständigen Gartenamt hat Blechschmidt nicht beruhigen können, sondern noch zusätzlich verärgert. Die Bäume gehörten der Stadt, man könne damit machen, was man wolle, habe man ihr ohne weitere Erklärungen gesagt. Das enttäuscht die Anwohnerin, nun gebe es noch mehr schlechte Luft, zumal auch der Lastwagen-Verkehr durch einen nahe gelegenen landwirtschaftlichen Betrieb zunehme.
Dann deutet sie auf die gegenüberliegende Seite der Straße An der Pfingstweide, wo sich derzeit noch Pflanzinseln befinden, die aber in ungepflegtem Zustand seien. Zur Pflege fehlten der Stadt Geld und Mittel, habe sie erfahren, künftig sollten nur noch Rasenflächen am Straßenrand entstehen, habe sie gesagt bekommen, aber dann werde eine teure Bibliothek gebaut, meint Blechschmidt entrüstet.
Doch für die Fällaktion entlang der Erlenbachaue gibt es eine Erklärung. Peter Paul, Grünen-Stadtverordneter und Mitglied des Initiativkreises Ökologie, sei mit diesem Wunsch auf die Stadt zugegangen, sagt Stadtsprecher Yannick Schwander. Es handele sich dabei um zwei Walnussbäume und eine Fichte, die zu dicht beieinander gestanden und sich dadurch beeinträchtigt hätten. Bei einigen habe es auch Verschleiß gegeben, „aber sie waren nicht sicherheitsgefährdend“, so Schwander.
Bestand sichern
Es handele sich bei dem Fällen um einen „Pflegehieb“, erläutert Paul. In jungen Jahren sei es kein Problem, wenn die Bäume zu dicht beieinander stünden. Doch später, wenn sich die Krone auf bis zu 20 Meter ausbreite, werde das Wachstum beschränkt und gehe in die Höhe statt in die Breite. Dann gebe es auch weniger Laubfläche für die Photosynthese. Die Fichte sei in eine benachbarte Kiefer hineingewachsen. Einer der Walnussbäume habe einen Stammschaden aufgewiesen und wäre in einigen Jahren ohnehin eingegangen, so Paul. Im Herbst werde er in Massenheim am Erlenbach, beim Friedhof und am Wäldchen wieder neue Bäume pflanzen, kündigt Paul an.
Dass jetzt gefällt werde, habe zwei weitere Gründe, ergänzt Schwander. Zum einen stehe die Brut- und Setzzeit bevor, während der keine Fällungen möglich seien, zum anderen habe das Gartenamt die Gelegenheit genutzt, das Baumholz zusammen mit weiteren Fällungen in der Homburger Straße abzutransportieren, erläutert der Stadtsprecher. Ziel der Stadt sei es aber, den Baumbestand entlang der Erlenbachaue zu sichern.