1. Startseite
  2. Region
  3. Wetteraukreis
  4. Bad Vilbel

TV Bad Vilbel fühlt sich übergangen

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Thomas Kopp

Kommentare

Am heutigen Dienstag wird das Bad Vilbeler Stadtparlament darüber entscheiden, ob der SV Fun-Ball Dortelweil ein multifunktionales Sportzentrum im Quellenpark errichten darf. Doch nun meldet auch der traditionsreiche TV Bad Vilbel Ansprüche an. Er sieht sich von den Dortelweilern aus seinem Kerngebiet verdrängt.

Als die Frankfurter Neue Presse erstmals über die Pläne des SV Fun-Ball Dortelweil, mit einem Kredit der Stadt ein Multifunktions-Sportzentrum im Quellenpark zu errichten, berichtete („Stadtteil geht auf die Zielgerade“ vom 23. Oktober), war der Vorsitzende des TV Bad Vilbel, Wolfgang Schmidt, weit weg. Denn er war mit der Transsibirischen in Asien unterwegs. Deswegen musste es am vergangenen Wochenende schnell gehen.

Zu einer Notsitzung traf sich Schmidt mit seinen Vorstandskollegen, um das weitere Vorgehen zu beratschlagen. Herausgekommen ist ein Brief an Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU), der dem TV nun etwas mehr Zeit verschaffen soll.

Denn beim TV Bad Vilbel 1881 mit rund 1000 Mitgliedern will man den Vorstoß der Dortelweiler nicht ohne weiteres hinnehmen. „In der Stadtverwaltung sieht man die Sache sehr einseitig“, befindet Schmidt. Denn Stöhr betonte auch in der jüngsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am vergangenen Donnerstag, dass es eben Fun-Ball war, der mit der Idee des Zentrums auf die Stadt zugekommen sei.

Halle kann beliehen werden

Doch hier wirft Schmidt den Fun-Ballern Insiderwissen vor. Der zweite Vorsitzende Klaus Rotter ist nämlich Technischer Leiter der Stadtwerke. Und hier laufen die Pläne für den Quellenpark zusammen. So heißt es in dem Brief an Stöhr: „Es verwundert, dass sich der SV Fun-Ball im August auf ein Grundstück beworben hat, da nach Informationen aus der Politik erst vor zwei Wochen der Wetteraukreis der Stadt Bad Vilbel mitgeteilt hat, dass nach Bau der Schule und des Kindergartens noch Fläche zur Verfügung steht.“

Und weiter: „Wir hätten uns gewünscht, dass wir im Vorfeld der anstehenden Entscheidung, die im Falle der Realisierung unsere Interessen stark beeinflussen wird, zumindest informiert und gehört worden wären.“ Denn auch der TV habe Angebote wie die Fun-Baller. „Auch wir haben Zumba, Aerobic, Rehasport, Rückengymnastik und Tanzangebote vor allem für Kinder und Jugendliche“, erläutert TV-Kassierer Armin Weiß. Er befürchtet nun, dass Fun-Ball alle sportinteressierten künftigen Bewohner des Quellenparks aufnimmt und der TV dabei leer ausgeht. Denn Kurse wie Aerobic und Co. können den Vereinen viel Geld bringen. Dazu allerdings müssen sie gut gebucht werden, schließlich erhalten die Übungsleiter Geld für ihr Tun.

So wie Fun-Ball befinde sich auch der TV in Kooperationen mit Kindergärten. Denn auch dies hatte der Dortelweiler Verein mit 4000 Mitgliedern in die Waagschale geworfen.

Deswegen will sich der TV Bad Vilbel auch am Neubau im Quellenpark beteiligen. In welcher Höhe der TV sich an dem geplanten Kredit der Stadt über eine Million Euro beteiligen will, steht noch nicht fest. Doch könne auch der TV einen Kredit bedienen. „Wir haben schließlich eine Halle im Eigenbesitz, die wir beleihen können“, verweist Weiß auf die Halle mit Geschäftsstelle in der Huizener Straße.

Die Halle bekam der Verein in einem Tauschgeschäft mit der Stadt. Die Stadt erhielt dafür die alte Vereinshalle in der Feststraße, heute steht dort Wohnbebauung. „Wir waren damals sehr glücklich über diesen Handel“, gibt Weiß zu. Doch verweist er auch darauf, dass die Stadt durch den Verkauf des 1500-Quadratmeter-Grundstücks mehr als einen adäquaten Gegenwert erhalten habe. Zumal die Stadt die Halle durch den Wegzug des Hessischen Turnverbandes erhalten habe. „Hätte man keinen neuen Nutzer gefunden, wäre die Halle zum Abrissobjekt geworden“, sagt Weiß.

Nach Kenntnis von Weiß gibt es in Bad Vilbel noch genug Hallenkapazitäten, vor allem vormittags. „Wenn die Bewohner des Quellenparks ein derartiges Angebot direkt vor ihrer Nase haben, gehen sie aber dorthin und nicht zu einem anderen Verein“, sagt Schmidt. Dann hätte nicht nur der Kernstadt-TV das Nachsehen, auch der TV Massenheim wäre betroffen. Schmidt hofft nun, dass das Stadtparlament die Entscheidung noch einmal vertagt, die in der Sitzung am 19. Dezember getroffen werden könnte.

Bis Dezember könne der TV ein Angebot vorlegen und dabei sogar die Massenheimer mit ins Boot holen. Erste Gespräche gibt es laut Schmidt bereits. Über Angebote mit den Fun-Ballern könne man auch reden. „Kooperationen sind für viele Vereine heute ein Ziel, denn die Vorstandsarbeit gestaltet sich aus Mangel an ehrenamtlich Tätigen immer schwieriger“, sagt Schmidt.

Grundsätzlich unterstütze Bürgermeister Stöhr die Zusammenarbeit zwischen Vereinen. Er stehe daher einem Gespräch zwischen Fun-Ball und TV positiv gegenüber. Allerdings sei zu bedenken, dass bereits seit rund 15 Jahren allgemein bekannt sei, dass es im Quellenpark eine Gemeinbedarfsfläche gebe. Solche Flächen seien bei größeren Baugebieten regelmäßig für Kindergärten, Schule und Sportangebote reserviert. Es sei also durchaus legitim, wenn ein Verein wie Fun-Ball hierzu einen Antrag stelle. Aufgrund der neuen Situation werde Stöhr mit den jeweiligen Ansprechpartnern und mit den Fraktionen Kontakt aufnehmen, die über den Wunsch auf Vertagung im Stadtparlament zu entscheiden haben.

Chance erhalten

Ein Anzeichen dafür gibt es: Denn Raimo Biere von den Freien Wählern hat bereits einen Rundbrief an die anderen Fraktionen geschrieben, in dem er für eine Vertagung argumentiert. Der TV „sollte zumindest die Chance erhalten, Gespräche zu führen, um sich einzubringen. Zudem hatte Fun-Ball schon am 23. August Kenntnis über einen Zuschuss des Spendenvereins für Sport und Kultur über 630 000 Euro. Auch dieses könnte natürlich bei Vilbeler Bürgern sowie Mitgliedern anderer Vilbeler Vereine für Irritationen sorgen“, sagt er.

Auch interessant

Kommentare