Vilbel-Musical erntet Begeisterung

Die Geschichte der Quellenstadt mit alten Bildern, gespickt mit einer Liebesgeschichte, können Musicalfans dieser Tage im Theater Alte Mühle erleben. Zur Premiere erhielten die Bad Vilbeler Darsteller nicht enden wollenden Applaus und freudige Pfiffe.
Freitagabend im Theater Alte Mühle: Lampenfieber bei den Darstellern, Stress pur bei Technik und allen Verantwortlichen, gespannte Erwartung beim Premierenpublikum bereits lange bevor der obligatorische Bühnenvorhang aufgeht. Es sollte in vielerlei Hinsicht eine legendäre Aufführung des ersten Musicals über Bad Vilbel werden, dass am 27. Geburtstag der Alten Mühle aufgeführt wird.
Kurz bevor die ersten Besucher ins Foyer strömen, erreicht Theaterchefin und Projektleiterin Gesine Otto von Technikleiter Till Helfrich ein Anruf. Aus gesundheitlichen Gründen muss dieser seinen Einsatz kurzfristig absagen. Seine wichtige Funktion wird von drei Ersatzkräften, einem Zuschauer und zwei Technikern der Burgfestspiele, kurzfristig übernommen.
„Bis um 18 Uhr wussten die drei noch nichts von ihren Jobs“, informiert Kulturamtsleiter Claus-Günther Kunzmann. Der Einsatz der drei Techniker passt hervorragend zum Konzept des soziokulturellen Musical-Projektes „über, für, von und mit Bad Vilbeler Bürgern“.
Eingespielte Ansichten
Mit Hilfe aller Akteure beginnt die Premiere von „Bad Vilbel – das Musical“ zwar eine Stunde später als geplant. Für die Wartezeit werden die Besucher aber mehr als entschädigt. Das Musical verknüpft ein Porträt der Quellenstadt geschickt mit der Liebesgeschichte des karriereorientierten Großstädters Sebastian (Sebastian Zipp) aus Frankfurt und der schönen Vilbelerin Caro (Nadine Mittmann) vom Dottenfelderhof.
Während auf der Bühne die Beziehung zwischen den beiden Verliebten ihren Lauf nimmt, flimmern im Hintergrund eingespielte Ansichten der Stadt sowie von Bürgern gegebene Informationen zur Kommune, ihrer Geschichte und Kultur, über das Leben und die Besonderheiten Bad Vilbels über die Leinwand. Dazu erklingt live Musik auf der Bühne. Ergänzt durch Gesang- und Konzerteinspielungen von der Leinwand. Die Rahmenhandlung füllen neben den beiden Hauptdarstellern weitere Akteure mit Leben.
Den Liebenden das Leben schwer machen Niddapapst Gottfried Lehr als Caros Vater, der seine Tochter auf keinen Fall mit einem Frankfurter liiert sehen will, und ihr Ex-Freund, gespielt von Kinomacher Dennis DiRienzo. Das Duo flucht, droht „Wart’s nur ab, Frankfurter Würstchen, wart’s nur ab“ und jammert „Die Bänker und die Dohle, die bringe net, die hole“ voller Elan um die Wette.
Zu sehen und zu hören ist außerdem die Dortelweiler Fastnachts-Größe Sabine Büttner, die Wirtin der Massemer Gaststätte „Zum Mühlengrund“ ist – Vilbels schlagfertige Antwort auf Lia Wöhr aus dem legendären „Blauen Bock“. Ratschläge gebend und singend spielt sie sich in die Herzen der Zuschauer. Nur ihren Sohn (Michael Taucher), den es als Sänger und Tänzer auf die Bühnen der Welt zieht, kann sie trotz aller Überredungskünste nicht in Vilbel halten.
Dafür ermuntert sie aber mit Quellenkönigin Jasmin I. – „Du schaffst das!“ – den zögernden Sebastian dazu, alle Zweifel zu überwinden und Fragen zu beantworten, um die Einbürgerungsprüfung zu bestehen.
Mit Sekt angestoßen
Gestellt wird diese von Bürgern wie dem „Allwissenden“ Hans Tuengerthal (Lehrerurgestein aus Bad Vilbel) oder dem Fassenachter Horst H. Hilling. Spektakulär ist die „Bekehrung“ von Sebastian vom Großstädter zum Kleinstädter ebenso wie seine Liebeserklärung via Äther an Caro übers Mikrofon von FFH-Moderator Johannes Scherer mitten in dessen Staumeldungen.
Gratis dazu gibt es postkartenreife Ansichten aus Stadt und Natur sowie Geschichten aus längst vergangenen Zeiten. Gottfried Lehr schwärmt von der „Bach“, und Büttner lädt alle ein, „einmal in Vilbel Gast zu sein“. In einer ganz neuen Rolle als Nutria-Frauchen ist Gesine Otto zu sehen.
Mit anhaltendem Applaus, Jubel und Pfiffen bedankt sich das Premierenpublikum bei den Darstellern und allen Akteuren hinter der Bühne und auf der Leinwand für einen unterhaltsamen und humorvollen Abend mit fetzigen Liedern und schwungvollen Melodien.
Im Applaus baden auch Regisseurin Sabine Fischmann, Komponist und musikalischer Leiter Markus Neumeyer und Kameramann Sebastian Schiller. „Was für ein spannender Abend!“, seufzt Gesine Otto, um dann mit allen beim Sektempfang in der Galerie die Premiere Revue passieren zu lassen.