Bad Vilbel als sichere Zone
Nicht nur das dörfliche Gronau, sondern auch ganz Bad Vilbel sei sehr sicher, erläutert Polizeichef Jürgen Werner im Gronauer Ortsbeirat. Doch es gibt Ausnahmen: Fahrraddiebstähle und Fahrerflucht nehmen zu.
Die „Polizei zum Anfassen“ ist das, was sich Jürgen Werner wünscht. Der Leiter der Polizeistation Bad Vilbel / Karben sucht den Kontakt zu den Bürgern, jüngst beim Tag der Offenen Tür und nun im Gronauer Ortsbeirat. „Ich habe Ihnen Gutes zu berichten“, sagte er gleich zur Begrüßung. Der Ortsteil mit knapp 2700 Einwohnern sei „eine der sichersten Gemeinden, die man sich überhaupt vorstellen kann“ – und das in unmittelbarer Nähe zu Frankfurt.
2014 seien dort „unter 70 Straftaten“ verzeichnet worden, so viel, wie sonst am Vogelsbergrand. Darunter seien keine Gewaltdelikte, sondern drei Fahrraddiebstähle. Bei den sechs Autodiebstählen seien die Täter dank aufmerksamer Gronauer Bürger erwischt worden – und dadurch auch Taten im Main-Taunus-Kreis mit aufgeklärt worden, berichtet Werner.
In diesem Jahr habe es erst vier Anzeigen gegeben: einen Einbruch und drei wegen Körperverletzung. Doch Werner relativiert: „Das war bei einer Faschingsveranstaltung. Die Beteiligten kannten sich und „hatten sich kurzzeitig anderweitig ausgetauscht“, mittlerweile aber wieder vertragen. Werner betont, dass auch die Zusammenarbeit bei der Prävention mit der Stadt im Vorfeld von Veranstaltungen beispielhaft sei. Ruhig sei es aber auch bei dem jüngst in die Schlagzeilen gekommenen Thema sichere Schulwege. Dort sei in Bad Vilbel „nichts vorgekommen“.
Dass es mit der Prävention so gut klappe, hänge aber auch mit den Freiwilligen Polizeihelfern zusammen, die sich Bad Vilbel und Karben mit als Letzte im Wetteraukreis leisteten. Sie entlasteten die Beamten bei Routineeinsätzen wie dem Ironman oder Karnevalsumzügen, sorgten mit ihrer Präsenz für ein Sicherheitsgefühl und seien Ansprechpartner vor Ort. In Bad Vilbel werde noch Nachwuchs gesucht, gerade gehe eine Dame mit 70 in den verdienten Ruhestand.
Vergrabene Lenkräder
Viele Beobachtungen können dabei wichtig sein, auch verdächtige Erdaufgrabungen, die Spaziergänger entdecken könnten. Die wiesen nämlich auf den neuesten Trend bei Autodiebstählen hin, verrät Werner. Nicht mehr Navis, sondern teure Lenkräder von Sechser- oder Siebener-BMW-Modellen seien bei den Autoknackern begehrt. Doch sie nähmen diese in der Tatnacht nicht gleich mit, sondern deponierten sie in Erdbunkern. Dort würden sie anderntags von Komplizen abgeholt.
Ein weiterer Trend, der der Polizei in Bad Vilbel Sorgen mache, sei die Zunahme von Fahrraddiebstählen. Dazu trage bei, dass die Bad Vilbeler oft ihr Velo nicht von der Stange kauften, sondern individuell zusammenbauen ließen. Auch gebe es mittlerweile in Haushalten mehrere Räder, die dann bei Garagenaufbrüchen erbeutet würden. Zugenommen haben in Bad Vilbel, wie allgemein in der Wetterau, die Fahrerfluchten. Meist handele es sich um Parkplatzunfälle, erläutert Werner. Die Autos werden immer breiter, die Fahrer älter, aber die Parkplätze blieben schmal. Auch im Straßenverkehr gebe es in Bad Vilbel keine Unfallschwerpunkte mehr, sagt Werner. Das sei bemerkenswert, denn in der Stadt gebe es täglich 300 000 Fahrten auf den Straßen. Allerdings tragen auch die vielen Staus dazu bei, dass es erst gar nicht zu schweren Unfällen kommt. Auch die Zahl von sechs Unfällen mit Rädern und acht mit Fußgängern sei gering, findet Werner, zumal es zu keinen schweren Verletzungen gekommen sei.
Jugendlichen Platz lassen
Auf der Ortsbeiratssitzung wurde gefragt, wie sich Passanten gegen Angreifer am wirkungsvollsten wehen können: „Lärm und Licht“, entgegnete Werner. So gebe es einen Signalgeber, der mit 80 Dezibel lostöne. Klar sei aber auch: „Sie sollten niemals den Helden spielen“.Werner lobte auch die Jugend- und Sozialarbeit der Stadt, die mit dafür sorge, dass es in der Stadt „keine Kinder- und Jugendkriminalität gibt.“
Er warb zugleich um Verständnis dafür, nächtliche Treffpunkte von Jugendlichen zu tolerieren. Es gebe immer wieder Klagen wegen dem Steg an der Alten Mühle. Eine 2000-Watt-Leuchte löse das Problem, „aber das kann doch nicht im Sinne der Stadt sein.“