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Was Bad Vilbel von der Smart City hat

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8000 Arbeitsplätze und ein visionäres Konzept zeichnen die „Smart City Springpark Valley“ aus, die bisher als „Silicon Vilbel“ immer wieder einmal von sich Reden machte. Jetzt geht das Vorhaben mit einem Investitionsvolumen von 500 bis 700 Millionen Euro auf die Zielgerade. Doch nicht nur die zukünftigen Arbeitnehmer sollen sich hier wohlfühlen, auch an die Bad Vilbeler ist gedacht.

Zurücklehnen und genießen: Diese Einstellung hatte wohl Stadtrat und Stadtwerke-Betriebsleiter Klaus Minkel, als den Mitgliedern des Planungs-, Bau- und Umweltausschusses am Dienstagabend teilweise der Mund offen stand. Denn die bisher von manchen als Spinnerei abgetane Vision des „Silicon Vilbel“ nahm dort bei einer Präsentation greifbare Dimensionen an (siehe dazu auch Seite 8). Dort bewies Initiator Jörg-Peter Schultheis, der seit Jahren für seine Vision kämpft, dass er nicht mehr alleine dasteht.

Mit dabei hatte er Sandra Zimmermann von der Investorengruppe CESA und Anita May vom Architektenbüro Planquadrat aus Darmstadt. Die bestätigen, was Schultheis schon seit Jahren als Idee in Bad Vilbeler Büros – vor allem das von Minkel – trägt. May: „Es geht um die Bereiche Arbeiten, Wohnen und Freizeit, die wir hier zusammenbringen.“ Geplant sei ein Innovationszentrum mit zum Beispiel Denkerzellen und Kommunikationsflächen, die diese Voraussetzungen erfülle. Doch damit sich diese zukunftsträchtigen Gedanken auch entwickeln können, sollen zwischen B 3 und der Bahnlinie nicht nur Gebäude entstehen. Vielmehr ist ein grün und vom Wasser blau durchwirktes Areal angedacht, das ein gutes Mikroklima erzeugt. Vor allem diese Details sorgten auch bei den Grünen für aufgehellte Mienen. Die hatten in der Vergangenheit immer wieder Skepsis gegenüber des Vorhabens gezeigt.

Einkaufen und Essen

Doch damit ist mit dem ökologischen Gedanken noch nicht Schluss. Der zentrale Bereich wird auf der einen Seite vom geplanten 80 Meter breiten Grüngürtel des Quellenparks, auf der anderen Seite unter anderem von einem Parkhaus und Tiefgaragen eingegrenzt. Denn außer selbstfahrenden Elektroautos, Bussen und Fahrrädern haben im Zentrum des Areals Fahrzeuge nichts zu suchen. Einzig elektrisch betriebene Ein-Mann-Hubschrauber – sogenannte Volocopter – sollen dann noch auszumachen sein. Die Autos basieren auf dem Car-Sharing-Prinzip und sollen ebenfalls für Bad Vilbeler zugänglich sein. Aufgeladen werden solen die Wagen per Induktion – also kabellos.

Das sorgt laut May für eine Belebung des zentralen Platzes, der innerhalb des bebauten Areals wie das Vorbild Piazza del Campo in Siena/Italien eine offene Atmosphäre bewirken soll. Die Gebäude erhalten dazu passend „organische Formen“ und tragen so ebenfalls zum Gesamtbild bei. Doch nicht nur die rund 8000 Arbeitnehmer sollen sich wohlfühlen. Bad Vilbeler können ebenfalls hier einkaufen oder einen Kaffee in den gastronomischen Angeboten am Platz sowie auf den Dächern der Gebäude genießen. Das alles beim schnellsten Datengeschwindigkeits-Standard, der zu haben ist.

Schultheis ist sich sicher, dass der neue Gewerbepark auch Besucher aus Frankfurt und darüber hinaus anlocken wird. Denn er macht einen wesentlichen Unterschied zu bisherigen gewerblichen Flächen aus, dabei nennt er als Negativ-Beispiel die Bürostadt Niederrad. Abends und am Wochenende seien die Viertel unbelebt, das passiere im Quellenpark nicht. Denn nicht nur Gastronomie und Einzelhandel seien da, auch andere Dienstleister und ein Fitness-Studio sollen einziehen. Weiterhin werden Arbeitnehmer hier zumindest zeitweise in möblierten Appartements oder einem Hotel auf dem Areal leben.

Gewerbesteuer fließt

Dass bisher bis auf Bosch noch keine Mieter ihre Unterschrift geleistet haben, kann Schultheis nicht schrecken. „Die Welt und die Unternehmen warten auf dieses Thema. Das Interesse ist gigantisch“, sagt er.

Klaus Minkel hört sich dies in Seelenruhe an, sieht er doch einen weiteren Meilenstein seines Schaffens in greifbare Nähe rücken. Die Vermarktung des Quellenparks ist damit fast abgeschlossen. Die juristisch erschwerte Segmüller-Ansiedlung (wir berichteten mehrfach) dürfte ihm noch Kopfschmerzen bereiten. Auch im nordwestlichen Teil des 90 000 Quadratmeter großen „Silicon Vilbel“ gibt es noch eine freie Fläche. Über deren Zukunft gibt Minkel nur eine vage Antwort, will keine Einzelheiten nennen.

Dass mit den jetzt vorgestellten Plänen weit über eine halbe Milliarde Euro an Investitionen in die Stadt fließen wird, freut ihn sichtlich. Und nicht nur das. „Bisher hat Frankfurt die Gewerbesteuer von in Bad Vilbel lebenden Menschen erhalten. Menschen, die nach der Arbeit in der Großstadt abends und am Wochenende hier auch alle Annehmlichkeiten erfahren wollen. Nun fließt die Gewerbesteuer nach Bad Vilbel“, rechnet er schon einen Segen für die Stadtkasse vor.

Minkel erinnert an den 24. Dezember 1998, als er mit Landwirten beim Notar die Kaufverträge für die Quellenpark-Flächen unterzeichnet habe. 800 000 Quadratmeter Land hätten in den Besitz der Stadt gewechselt. Den Quellenpark und Dortelweil-West habe er ohne professionelle Vermarkter und deren finanziellen Forderungen an den Mann gebracht. Das sei nun auch Schultheis zu verdanken, dessen Hartnäckigkeit nach einigen Fehlschlägen belohnt wurde. Dafür erhalte Bad Vilbel nun einen Gewerbepark, der in dieser Qualität und Größe zumindest Minkel im Rhein-Main-Gebiet nicht bekannt ist. Und die größte Investition, die jemals in Bad Vilbel getätigt worden sei.

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