Vorfreude aufs Kombibad für alle
Lange Zeit gab es nur spärliche Informationen zum Thema Barrierefreiheit im von Josef Wund geplanten Kombibad in Bad Vilbel. Doch ein Gespräch zwischen dem städtischen Behindertenbeauftragten Hans-Joachim Prassel und dem Bäderkönig sorgte nun für große Überraschungen – positive.
Neben den Brandschutzbestimmungen wurden im Laufe des Jahres auch immer wieder nötige Abstimmungen zur Barrierefreiheit genannt, wenn es um weitere Verzögerungen für die Baugenehmigung des 120 Millionen Euro teuren Bades von Josef Wund für Bad Vilbel ging (wir berichteten). Vor allem der städtische Behindertenbeauftragte Hans-Joachim Prassel fühlte sich nicht ausreichend informiert, wollte frühzeitig seine Anregungen einbringen, um spätere teure Nachbesserungen zu vermeiden.
Nun wurde es ihm und seinem SPD-Parteikollegen Klaus Arabin zu viel. Sie wendeten sich direkt an den Bäderkönig mit Geschäftssitz in Friedrichshafen. Und dieser erklärte sich prompt zu bislang zwei Treffen bereit. Was Prassel und Arabin erfuhren, hat ihnen viel Erleichterung verschafft. „Josef Wund hat uns die detaillierten Pläne im Maßstab 1:200 auf dem Tisch ausgerollt und uns alles erklärt.“ Prassel ergänzt: „Er war total offen für Vorschläge und Fragen – das habe ich im politischen Alltag vermisst.“
Viele Rampen
Erstaunlich finden beide, wie gut Wund das Thema Barrierefreiheit kenne und wie sensibel er damit umgehe. Dies wüssten nur wenige: Wund betreibt eine Klinik für Multiple Sklerose (MS), er setzt dort auf moderne Mittel und Innovationen, um den Patienten zu helfen. Denn es geht, wie Prassel gebetsmühlenartig wiederholt, nicht nur darum, Rollstuhlfahrern oder Seh- und Hörgeschädigten einen Zugang ins Bad und die Becken zu gewähren. Betroffen seien auch viele andere Menschen, ob durch einen Unfall oder Schwangerschaft temporär oder durch hohes Alter und damit verbundenen Einschränkungen dauerhaft eingeschränkt. „Wund gehe auf alle Gruppen ein“, freut sich Prassel. So soll seinen Schilderungen zufolge das große Hauptbecken im Palmenparadies nicht nur einen manuellen Lift, sondern auch eine breite Rampe mit Handläufen erhalten, die es ermöglicht, auch ohne Leiter ins Wasser zu gelangen. „Ein Beispiel dafür kann man sich im Frankfurter Rebstockbad ansehen“, erläutert Prassel. Rampen gebe es auch für mindestens zwei andere Becken, etwa das „Tote Meer“ und den „Sprudel“. Auch ein Teil der Liegeflächen sowie der Saunabereich seien gut erreichbar.
Was Prassel ebenfalls freut, ist die geplante Aufteilung im Umkleidebereich. So bekämen Rollstuhlfahrer ein eigens für sie angepasstes Schrank-System. Auch behindertengerechte Toiletten und Duschen seien direkt in der Nähe platziert. „Und dies in guter Anzahl“, lobt der Behindertenbeauftragte.
Für Seh- und Hörgeschädigte gebe es ebenfalls Hilfen: Taktile Streifen würden nicht nur im Hallenboden, sondern sogar im Beckenboden eingesetzt, um Sehgeschädigten die Orientierung zu erleichtern. Hörgeschädigte könnten von großen Displays profitieren, doch sei das noch nicht Bestandteil der Bauplanung, sondern bereits Detailarbeit. Auch Piktogramme und Besucherführungen in leichter Sprache seien im Gespräch.
Doch noch seien die Informationen nicht auf dem letzten Stand, schildert Prassel. Denn Wund habe die Anregungen aus dem ersten Treffen in die Pläne einfließen lassen und sie dann beim zweiten Treffen erneut vorgestellt. Ein weiteres Treffen zwischen Prassel und Wund soll folgen.
Ein derartiges Vorgehen wünscht sich Prassel auch für andere Bauten in Bad Vilbel, etwa beim Wohnungsbau. „Hier geht es – wenn überhaupt – immer nur um Rollstuhlfahrer“, ärgert sich Prassel. Und verweist auf seinen ersten Jahresbericht als Behindertenbeauftragter (siehe Bericht unten).
Barrierefreiheit gegeben
Aus Prassels Sicht gibt es derzeit jedenfalls keine Gründe für eine Ablehnung des Kombibades, respektive der Baugenehmigung wegen einer angeblich mangelhaften Barrierefreiheit. „Die baulichen Voraussetzungen zur Erreichbarkeit der verschiedenen Becken und der meisten Ebenen in den verschiedenen Etagen sind gegeben. Nach dem ersten Gespräch wurde der Zugang zum Becken komplett überarbeitet und entspricht nun den Anforderungen einer barrierefreien Nutzung für alle in vorbildlicher Weise“, erklärt Prassel. Er sei „sehr zuversichtlich, dass wir in weiteren Gesprächen auch hier ein gutes und vorbildliches Ergebnis erzielen werden.“