Warum es in Bad Vilbel keine einfachen Lösungen für die Verkehrsprobleme gibt
Der Erste Stadtrat und Verkehrsdezernent, Sebastian Wysocki (CDU), und Verkehrsplaner Prof. Rüdiger Storost vom Frankfurter Ingenieurbüro „IMB-Plan“ haben ein gemeinsames Ziel: den Verkehr in Bad Vilbel so zu gestalten, dass Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer gut neben- und miteinander im öffentlichen Raum unterwegs sein können. Über dieses Thema sprachen wir mit ihnen.
Welche Leitlinien gibt es, die Sie in Ihrer Arbeit verfolgen?
RÜDIGER STOROST: Oberster Leitgedanke ist immer: Sorgfalt geht vor Schnelligkeit. Stadt- und Verkehrsplanung sind auf Langzeitwirkung ausgelegte Projekte. Gerade die Lage der Stadt erfordert den Blick auf die Region, auch das ist eine Leitlinie, die man hier verfolgen muss.
Sie arbeiten bereits lange als Verkehrsplaner mit der Stadt Bad Vilbel zusammen. Könnte man sagen, dass Ihnen die Quellen- und Festspielstadt besonders am Herzen liegt und was macht die Arbeit hier so reizvoll?
STOROST: Bad Vilbel war und ist seit Jahren ein sehr reizvolles Projekt für einen Verkehrsplaner. Man muss sich doch nur die Lage anschauen. Bad Vilbel ragt wie eine Art Speerspitze in Frankfurt hinein. Dies führt automatisch zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen. Bad Vilbel hat sich in den vergangenen Jahrzehnten in eine ausgesprochen attraktive Stadt entwickelt. Dies führt zu sehr viel überregionalem Verkehr und zu immer mehr innerörtlichem Verkehr. Es gibt doch nichts Spannenderes, als eine solche Entwicklung über Jahre zu begleiten und zum Teil mitzugestalten.
Wer Verkehr plant oder wer dafür verantwortlich ist, steht nicht selten in der Kritik. Was genau ist es, auf das es beim Thema Verkehr ankommt?
SEBASTIAN WYSOCKI: Verkehr ist im Grunde nie eindimensional. Es gibt keine einfachen Antworten in diesem komplexen Feld, und genau das gilt es immer und immer wieder zu vermitteln. Meine Erfahrungen aus Gesprächen mit Bürgern sind, dass natürlich viele Leute gerade beim Thema Verkehr mitreden, aber nur wenige wirklich wissen, was alles beachtet werden muss, wenn man an eine umfassende und vorausschauende Verkehrsplanung herangeht.
Es gibt wenige Städte die so sehr vom Pendlerverkehr betroffen sind, wie Bad Vilbel. Wo sehen Sie Ansätze den überregionalen Verkehr zu steuern?
WYSOCKI: Eine große Entlastung wäre natürlich der Ausbau der B 3 zwischen Dortelweil und Okarben, die Beseitigung dieses Flaschenhalses ist enorm wichtig. Aber wir müssen noch überregionaler denken, wenn wir wirklich gegensteuern wollen. Hier denke ich an den Riederwaldtunnel oder einen möglichen Ausbau der B 521. Aber diese Projekte liegen nicht in unserer alleinigen Verantwortung. Natürlich hoffen wir auch, dass der viergleisige Ausbau der S6-Strecke dazu führen wird, dass das Angebot des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs (ÖPNV) deutlich mehr genutzt wird.
STOROST: Die Möglichkeiten auf den überregionalen Verkehr in Bad Vilbel selbst zu reagieren sind begrenzt. Ja, eine Untertunnelung der Büdinger Straße wäre hier zu nennen, dies habe ich selbst bereits vor längerer Zeit einmal ins Spiel gebracht. Aber man darf hier niemandem Sand in die Augen streuen, eine solche Untertunnelung wäre weder einfach, noch schnell zu realisieren. Das ist nahezu unmöglich geworden. Im Grunde reden wir bei der Belastung durch den überregionalen Verkehr vor allem vom Nadelöhr „Büdinger Straße“. Hier sind die Kapazitäten jedoch einfach auch begrenzt.
Das Thema Verkehr wird dabei maßgeblich durch das Thema Bauen und Wohnungen beeinflusst. Wie wird es Bad Vilbel schaffen, den Quellenpark verkehrstechnisch aufzunehmen?
STOROST: Es gibt eine umfangreiche Studie zu diesem Baugebiet, die mich zur Überzeugung kommen lässt, dass Bad Vilbel durch den Quellenpark keinem Verkehrsinfarkt ausgesetzt sein wird. Der Quellenpark liegt direkt am Bahnhof, es wird also viele Bahnpendler geben. Vielmehr kann man davon ausgehen, dass die Fahrzeuge durchschnittlich mit 1,5 Personen besetzt sind und dass zu jeder Zeit etwa zehn Prozent oder mehr der Belegschaft wegen Krankheit oder Urlaub nicht zum Arbeitsplatz fährt. Berücksichtigt man diese Effekte, dann wird die Belastung auf der Nordumgehung Massenheim nicht so hoch werden, wie mancherorts befürchtet wird.