Wenn Erdnüsse tödlich sein können
Schon der Kontakt mit Erdnüssen kann bei der fünfjährigen Hannah aus Bad Vilbel einen lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock auslösen. Ihre Mutter Cornelia Künzel gründet jetzt eine Selbsthilfegruppe, um gemeinsam Tipps im Umgang mit der Allergie zu sammeln.
Wenn die fünfjährige Hannah aus dem Haus geht, hat sie immer eine kleine Medikamententasche dabei, berichtet Mutter Cornelia Künzel (34). Darin befindet sich eine Adrenalinspritze, die sei aber zum Glück noch nicht benötigt worden. Doch Künzel hat jeden Tag Angst, dass doch etwas passiert.
Hannah reagiert nämlich äußerst allergisch auf Fisch und Nüsse. Schon der Kontakt mit Erdnussflipskrümeln kann die Augen reizen – und erst recht Nüsse, die auch in den meisten Schokoladensorten enthalten sind. Auf Nüsse würde das Mädchen mit Atemnot, Husten, Erbrechen und Zittern reagieren. Außerdem leidet die Fünfjährige noch unter Neurodermitis und Asthma.
„Laktose ist das Einzige, womit wir keine Probleme haben“, meint Künzel mit schwarzem Humor. Hannah hat auch eine Weizenallergie, erzählt Künzel und wird traurig. Einfach so Plätzchen backen geht nicht. – als Zutaten stehen ihr nur Reis, Mais und Wasser zur Verfügung. Auch solche kreativen Backrezepte wären ein Thema in der Selbsthilfegruppe, die sie ab kommenden Montag bei der Bürgeraktive leiten möchte. Anfangs begleitet Vereinsmitglied Maxi Drahotta die Gruppe als „In-Gang-Setzerin“, bis sich feste Strukturen gebildet haben.
Kinder sind starke Partner
Cornelia Künzel besuchte bisher eine Gruppe im unterfränkischen Alzenau, „das war sehr hilfreich, es gab auch keine hysterischen Mütter.“ Denn so sehr sie selbst sich auch Sorgen um ihr Kind macht, wichtiger ist ihr die praktische Seite. Wie man etwa einen Kindergeburtstag organisiert. Dabei seien die Kinder in Hannahs Kita ihr ein starker Partner, sie passten mit auf, dass sie nichts Allergenes esse. Hingegen reagierten Erwachsene oft unaufmerksam.
Wenn Hannah in die Schule kommt, möchte ihre Mutter sie nicht in die Schulmensa lassen – das Risiko erscheint ihr zu groß. Da wolle sie lieber vorkochen. Und auch ihre beiden anderen Kinder im Alter von einem bis drei Jahren brauchen Aufmerksamkeit. Dass sich die Gruppe schon nachmittags trifft, hat deswegen auch einen praktischen Hintergrund: Da brauche sie keinen Babysitter – und die Kinder könnten sich mit Leidensgenossen austauschen. Sie selbst kenne noch keine anderen Betroffenen vor Ort, sagt Künzel.
Lebensfreude bewahren
Hannahs Allergie sei vor zweieinhalb Jahren bei einem Bluttest erkannt worden. Im Gegensatz zu Allergien auf Pollen oder Insektengifte seien Nahrungsmittelunverträglichkeiten besonders gefährlich, weil das Gift in Magen und Darm gelange. Da gebe es noch viel Aufklärungsbedarf in der Bevölkerung, findet sie.
Andererseits möchte sie sich und Hannah auch nicht alle Lebensfreuden vermiesen lassen: Im Urlaub an der Ostsee habe sie eine sehr leckeres, allergiefreie Eiscreme entdeckt.
Zum ersten Treffen wird für Montag, 16. Januar, 16 Uhr ins Haus der Begegnung, Marktplatz 2, eingeladen. Die Teilnahme ist kostenfrei, um Anmeldung wird gebeten unter (0 61 01) 13 84 oder über .