Sie wollen die Welt verändern

In Washington verkündet die Regierung von Präsident Donald Trump den Rückzug der USA aus dem UN-Menschenrechtsrat. Am Georg-Büchner-Gymnasium in Bad Vilbel setzen 1300 Schüler, 110 Lehrer und ihre Gäste am „Aktionstag Menschenrechte“ nun ein ermutigendes Zeichen.
Den 1300 Schülern am Georg-Büchner-Gymnasium (GBG) gehört die Zukunft. Wie diese aus-sieht, können sie als einzelne und in der Gemeinschaft mit anderen beeinflussen oder sogar bestimmen. Ihre 110 Lehrer vermitteln ihnen von der Klasse fünf bis zum Abitur in zahlreichen Fächern das nötige Wissen und geeignete Techniken, um die Gesellschaft und die Welt aktiv mitzugestalten.
Ganz im Geiste Georg Büchners sollen sie lernen, Dinge kritisch zu hinterfragen, um sich eine eigene Meinung bilden zu können. „Unsere Schüler sollen später einmal nicht nur mitlaufen, sondern aktiv werden, um die Welt positiv zu verändern“, wünschen sich Silke Schellhaaß, Elly Eise und Michael Reißfelder. Bereits der Namensgeber der Schule betonte: „Kräfte lassen sich nicht mitteilen, sondern nur wecken.“ Deshalb hat das Trio mit Unterstützung seiner Kollegen zum zweiten Mal den „Aktionstag Menschenrechte“ organisiert.
Nachhaltig gebastelt
Bearbeitet werden verschiedene Themen theoretisch und praktisch in Diskussionen, Workshops, in Lernwerkstätten, Theatervorführungen, Ausflügen und Projekten in den Jahrgangsstufen fünf bis neun. Das Thema der Fünftklässler lautet „Nachhaltigkeit als Grundlage für ein menschenwürdiges Leben“. Dazu gehören Gewässerunter-suchungen, Flur- und „Mount Scherbelino-Begehungen, Ausflüge zum Bienenlehrpfad sowie mehrere Recycling-Lernwerkstätten.
In der Werkstatt von Claudia De Santis stellen ihre Schüler Geschenke und Schmuck aus alten T-Shirts, Wollresten, Gläsern, Verpackungen und vielem mehr her. Rebecca hat aus Schokopapier einen Geldbeutel für ihren Vater gebastelt, Caroline für ihre Mutter aus T-Shirt-Streifen ein Armband und Anna aus Toilettenpapierrollen und Pompons einen Türkranz. „Den schenke ich Oma und Opa zur Goldenen Hochzeit.“ Und Johann hat sich eine große Umhängetasche aus einem alten Shirt geschneidert.
Bei „Eine Welt – viele Lebenswelten“ beleuchten Sechstklässler die Gesichtspunkte Begegnung der Kulturen, Kinderrechte global, Verantwortung, mein Beitrag für eine bessere Welt. Sie sprechen über die Vielfalt der Religionen, Kinderrechte und über die Verletzung der Menschenrechte im Roman „Löcher“.
Kein Kind darf arbeiten
Eine Gruppe lässt Luftballons aufsteigen, an denen sie verzierte Postkarten befestigt haben. „Jedes Kind hat ein Recht darauf, zu tun was es will und nicht zu arbeiten“, schreibt Virginia (13), „Kein Kind darf geschlagen werden. Jedes Kind hat ein Recht auf Bildung. Hey, Eltern, schlagen ist doof“, lautet die Botschaft von Mia (12).
„Menschenrechtsprobleme – Menschenrechtsverletzungen“ und wie Menschenrechte gesichert werden können, besprechen Siebtklässler in Vorträgen, mit Hilfe interaktiver Komponenten, Quiz und Positionierungsspielen. Themen sind das Gefängnis Klapperfeld, die Todesstrafe und Folter. Die Schüler schreiben in einer Gruppe Briefe, um mit ihren Argumenten die Freilassung von Gefangenen zu bewirken, diese vor Folter oder der Todesstrafe zu retten.
Die Achtklässler setzen sich derweil mit Vorurteilen, Diskriminierungen, Geschlechterrollen, Homo- und Transphobien sowie Intersexualität auseinander. Die Schüler entwickeln Szenen, in denen sie zeigen wie ein „typischer“ Junge oder ein typisches Mädchen sich in bestimmten Situationen verhält und bewegt. Ungerecht findet es Liv-Greta, „das Frauen bei gleicher Qualifikation und Arbeit weniger verdienen als Männer.“
Mit „Extremismus und Fundamentalismus“ setzen sich die Neuntklässler auseinander. Sie ergründen die Wurzeln, definieren Widersprüche, erforschen gesellschaftliche Stereotypen wie „für viele Bürger ist ein Neonazi auf einem Fahrrad nicht vorstellbar“.
Sie trainieren in Spielen wie sie gegen Diskriminierung in verbalen, physischen und strukturellen Auseinandersetzungen couragiert handeln und gegen menschenverachtende Einstellungen und Neonazis vorgehen können. Etwa wenn ein Klassenkamerad abgeschoben, der Bau einer Moschee verhindert, auf einer Party Nazimusik gespielt oder ein Rollstuhlfahrer lächerlich gemacht wird.