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45 Titel »druckfrisch präsentiert«

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Literaturkritiker Denis Scheck informiert das Publikum im »literaturkritischen Schweinsgalopp«. © Christiane Kauer

Der Literaturkritiker Denis Scheck sprach am Freitagabend in der Bad Vilbeler Stadtbibliothek über Neuerscheinungen in der Bücherwelt. »Druckfrisch präsentiert« lautete das Motto des Abends.

Bad Vilbel (cka). Mit dem Besuch von Denis Scheck setze sich nach der Corona-Pause eine kleine Tradition fort, so Annette Zindel-Strauß vom Fachbereich Kultur der Stadt. 160 Zuhörerinnen und Zuhörer waren gekommen, um sich in einem »literaturkritischen Schweinsgalopp«, wie Denis Scheck sagte, über Romane und Sachbücher zu informieren, die im vergangenen Jahr erschienen sind.

Reiche deutsche Literatur

45 Titel standen auf der Liste, 45 Bücher standen aufgereiht auf dem Tisch, an dem Denis Scheck saß und routiniert darüber plauderte. Die Reihe der Bücher wurde im Laufe des Abends zum Stapel lesenswerter Bücher, alle erhielten ein Lob des Kritikers. »Die deutschsprachige Literatur ist momentan ziemlich reich«, stellte er fest. Deutsche, Schweizer - die momentan besonders positiv auffielen - und österreichische Autorinnen und Autoren steuerten die meisten der besprochenen Titel bei. Aber auch Werke von Salman Rushdie und der Literaturnobelpreisträgerin des Jahres 2022, Annie Ernaux, standen auf der Liste. Rushdies 1988 erschienene »Satanische Verse« nahm Denis Scheck in seine Empfehlungen auf, weil der Autor wegen des Attentats auf ihn im vergangenen Jahr wieder in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt sei.

Annie Ernaux sei, so Denis Scheck, die »Mutter der Autofiktion« - eine Mischung aus Biografie und Erfindung. Ihr Buch »Der junge Mann« empfahl er mit den Worten: »Wehe, Sie werden nicht rot bei der Lektüre«.

Dass Autofiktion sehr angesagt ist in der Gegenwartsliteratur, zeigten einige der besprochenen Titel: etwa »Blutbuch«, das Werk, für das Kim de l’Horizon 2022 den Deutschen Buchpreis bekam, »Ein von Schatten begrenzter Raum« der Büchner-Preis-Trägerin des vergangenen Jahres, Emine Sevgi Özdamar, und »Heute ist mitten in der Nacht« der vielfach ausgezeichneten Kerstin Preiwuß.

»Die Realität ist das Reservat der Fantasielosen«, sagte Denis Scheck am Ende seiner Buchvorstellungen. Das bestätigten seine Comic- und Kinderbuchempfehlungen, vor allem ein Lexikon über »Tiere, die wir nicht kennen, die wir aber dringend brauchen«: »Von Schildflöten, Herdmännchen und Großmaulnashörnern« von Juri Johansson und Stefanie Jeschke. Das Lexikon enthält unter anderem ein Kapitel über die Schmolle - die beleidigte Leberwurst der Meere.

Köstliches und Kurioses

Die besprochenen Literaturempfehlungen musste sich das leseinteressierte Publikum nicht merken oder mitschreiben, denn auf jedem der Plätze lag eine Liste mit allen Titeln. Als besonderer Service ist darauf vermerkt, welche davon die Bad Vilbeler Stadtbibliothek im Bestand hat. Eine Buchempfehlung steht nicht darauf: Das neueste Werk von Denis Scheck selbst, »Schecks kulinarischer Kompass«, in dem er über »Köstliches und Kurioses aus meiner Küche und aller Welt« plaudert. Annette Zindel-Strauß wies in ihrer Begrüßung darauf hin. Und Denis Scheck griff das natürlich gerne auf. Ist er doch auch als Gourmet und Hobbykoch bekannt. Nicht von ungefähr: Seine Großmutter sei die Köchin von Bundespräsident Theodor Heuss gewesen, wie er erzählte.

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