Bienenschwärme im Apfelbaum

Bad Vilbel (cf). Lautes Summen und Brummen erfüllte an Christi Himmelfahrt plötzlich den Garten von Herta Maria und Dieter Reitz. Das Ehepaar schaut nach und sieht, wie eine große Menge Bienen aus den Beuten, also den Bienen-Behausungen, ihres zukünftigen Schwiegersohnes herausfliegen.
In zwei großen dunklen Wolken fliegen sie durch den Garten, um dann in einiger Entfernung in einem der Apfelbäume im Garten zu landen. Dort lassen sich die Bienen in kurzem Abstand an zwei überstehenden Ästen nieder. Sie sammeln sich und bilden jeweils eine Traube. So eine Traube besteht meist aus über 10 000 Honigbienen. Im Inneren des Schwarms steckt jeweils die Königin des Volkes. Sie wird vom Schwarm geschützt. In den Beuten zurückgeblieben ist »der Rest des Volkes« mit einer jungen, noch unbegatteten Königin.
Ein Anruf des Ehepaares beim Jungimker ergibt, dass sie Sabine von Trotha, die Vorsitzende des Bienenzuchtvereins Bad Vilbel und Umgebung, informieren sollen. Diese trifft kurz darauf mit Ehemann Eckhard von Trotha ein. Mitgebracht haben die beiden Imker alles, was sie zum Einfangen der Schwärme benötigen. Der Schwarm ist die natürliche Vermehrung des Bienenvolkes. Die Königin ist mit einer großen Menge ihrer Flugbienen ausgeflogen, kurz bevor die neue Königin schlüpft. Das ist meist um die Mittagszeit der Fall. Die Hauptschwarmzeit ist Mai und Juni. Bevor die Bienen schwärmen, saugen sie ihren Magen noch einmal mit Honig voll. Dieser Vorrat reicht für etwa drei Tage. Mit der neuen Königin sind in der Beute Ammenbienen geblieben. Sie muss zuerst auf den Begattungsflug gehen und befruchtet werden, um dann Eier legen zu können.
Bei starken Völkern wie dies wohl auf dem Heilsberg der Fall war, kann es dazu kommen, dass eine zweite junge Königin noch einmal mit einem Teil der Bienen ausschwärmt. Die Imker nennen das Nachschwarm. Dieser Schwarm ist aber wesentlich kleiner, als der erste Schwarm, der Vorschwarm.
Sabine von Trotha sagt, dass es wichtig ist, die beiden Schwärme einzufangen. Leider finden die schwärmenden Bienen oft keine neue geeignete und natürliche Behausung. Zudem drängt die Zeit, weil der Honigvorrat verbraucht wird, den sie in ihrer Honigblase mitgenommen haben. Wird die Schwarmtraube zudem von schlechtem Wetter oder starkem Regen überrascht und die Bienenkundschafterinnen, auch Spurbienen genannt, können nicht weitersuchen, gerät das schwärmende Volk in Gefahr.
Am Donnerstag war schönes und warmes Wetter und so schwärmen von den beiden Trauben immer wieder neue Bienenkundschafterinnen in alle Himmelsrichtungen auf der Suche nach einer neuen Unterkunft aus. Der Nachschwarm hängt nicht so hoch im Apfelbaum an einem überstehenden Ast. Er ist mit einer Leiter gut zu erreichen. Die Imkerin sprüht die Traube mit Wasser ein. Dann schneidet sie vorsichtig den Ast samt Nachschwarmtraube ab, lässt ihn in eine der mitgebrachten Beuten gleiten und verschließt diese mit dem Deckel. Zurückkehrende Kundschafterinnen werden durch vor dem Eingang herumfliegende Bienen mit Duftstoffen ins neue Zuhause gelockt.
Schwieriger gestaltet sich die Rettung des größeren und höher im Baum hängenden Vorschwarms. Dieser wird mit einem Knüppel vom Ast »abgeklopft« und plumpst nach mehrmaligen Versuchen in einen mitgebrachten Foliensack. Kaum ist Sabine von Trotha mit ihrem Fang von der Leiter gestiegen, öffnet sich der Sack und ein Teil des Volkes landet im Gras. Schnell bringt sie den größten Teil der Traube samt Königin in der zweiten Beute unter.
»Das ist heute der vierte Tag in Folge, an dem ich Bienenschwärme einfange. Wer einen Schwarm in seinem Garten seht, braucht keine Angst zu haben. Die Bienen sind mit sich selbst beschäftigt, suchen nach einem hohlen Baumstamm oder Astloch. Bienen die schwärmen stechen nicht, da sie weder einen Bienenstock mit Brut noch Honigvorräte verteidigen müssen.«
Wer einen Bienenschwarm in seinem Garten entdeckt, kann Sabine von Trotha telefonisch unter 0 61 01/8 72 79 oder 01 57/52 12 37 05 informieren.
