1. Startseite
  2. Region
  3. Wetteraukreis
  4. Bad Vilbel

Der Stress mit der Straße

Kommentare

pku_Strasze1_160923_4c_2
Frank Kettnaker vermisst zufriedenstellende Lösungen für die Anwohnenden der Frankfurter Straße während der Einschränkungen durch die Bauarbeiten. © Petra Ihm-Fahle

Frank Kettnaker aus Bad Vilbel wohnt in der Frankfurter Straße, die erneuert wird. Für die Einschränkungen hat er Verständnis, aber er hätte sich bürgerfreundlichere Regelungen für die Anwohner gewünscht. Darauf will er aufmerksam machen. Auf Anfrage gibt Rathauschef Sebastian Wysocki Antworten.

Kritisch schaut Frank Kettnaker auf die Schrankenzäune in der Frankfurter Straße in Bad Vilbel. »Die Baustelle ist am 4. September weitergezogen, quasi 400 Meter weiter. Jetzt sind andere betroffen, und wir können seither wieder ans Haus ran«, beschreibt er den Status quo der Straßenbauarbeiten.

Kommunikation gewünscht

Als Anwohner fühlte er sich während der ihn betreffenden Bauphase zwei nicht ernst genommen, auch wenn die Stadt das anders sieht. Als er und andere Bürger dem Rathaus Lösungsvorschläge wegen der Einschränkungen unterbreiteten, sei vieles ignoriert worden. Erst als er begann, sich auf das Verwaltungsrecht zu berufen, änderte sich das, wie der 57-Jährige berichtet. »Das finde ich einfach doof«, sagt er. Er will darauf aufmerksam machen, da es Betroffene folgender Bauabschnitte gebe, die »darunter leiden werden«.

Wie er berichtet, ließ die Stadt die Anwohner von Abschnitt eins zu ihren Häusern fahren, aber das stellte sich als offenbar schwierig heraus, weil die Baumaschinen ständig rangieren mussten. Deshalb durften die Anwohner des folgenden Abschnittes zwei, wo Kettnaker lebt, dies nicht mehr. Er hat Verständnis, hätte sich aber mehr Flexibilität gewünscht. »Man riegelt das neun Wochen lang ab und sagt, ›Verkehrstechnisch ist es nicht erlaubt, reinzufahren‹.« Kettnaker schlug vor, wenigstens einmal pro Woche für zwei Stunden zu öffnen, um mal Getränke zu holen. Die Garage nicht mehr nutzen zu können, betrachtete er ebenfalls als schwierig. »Wir haben eine Wallbox in der Garage, meine Frau braucht Zugang zu E-Mobilität«, blickt er zurück.

INFO: Wo geparkt werden darf

Laut dem Bad Vilbeler Bürgermeister Sebastian Wysocki (CDU) können Betroffene der Baumaßnahme Frankfurter Straße werktags inzwischen 19 Uhr abends und 9 Uhr morgens ihr Auto im Grünen Weg abstellen, ohne einen Parkschein ziehen zu müssen. »Seit Anfang September stehen außerdem wieder die Parkplätze in der Schmiedsgasse für die Öffentlichkeit zur Verfügung, da die Container der Baufirma an einen anderen Standort umgezogen sind. Das hat die Parksituation zusätzlich entspannt«, sagt er. In der Frankfurter Straße stellt die Stadt neue Gehweg- und Fahrbahnoberflächen her, erneuert dabei die Straßenentwässerungsrinne. Zudem erfolgen ein Neubau der Strom-Infrastruktur und eine von Glasfaserkabelverlegung. ihm

Die betroffenen Bewohner bekamen zumindest Parkberechtigungsscheine für die Parkstraße, wo normalerweise Gebührenpflicht besteht - aber: »Die erste Woche war dort absolutes Halteverbot und in den darauffolgenden Wochen hatte man als normaler Arbeitnehmer keine Chance, einen Parkplatz zu finden«, bemängelt er. Wiederholt habe er bei der Stadt gebeten, den Parkausweis auf andere Straßen auszudehnen. »Ich habe nie eine Antwort bekommen.« Der Gipfel war nach Ansicht von Kettnaker beim Bad Vilbeler Markt. »Uns sagte man, dass wir aus Verkehrssicherungsgründen nicht mal für zwei Stunden wöchentlich in die Straße können. Aber der Prunkumzug mit dem Auto von Bürgermeister Wysocki durfte während der Baustellenphase hindurch.« Kettnaker hält diese Vorgehensweise für sehr unsensibel.

Auf Anfrage äußert sich Rathauschef Sebastian Wysocki (CDU) zu der Kritik. »Uns ist durchaus bewusst, dass man den Anwohnerinnen und Anwohnern bei dieser Baumaßnahme sehr viel abverlangt«, bekennt er. Er habe die Baustelle oft als »Operation am offenen Herzen« bezeichnet, weil sie so komplex sei. »Wir haben als Stadt den Versuch unternommen, möglichst vielen Anliegern die Zufahrt trotz Vollsperrung zu ermöglichen und sind bemüht, die Einschränkungen so gering wie möglich zu halten. Aber auch wir können uns nicht über arbeitsschutzrechtliche Vorschriften hinwegsetzen und wollen dies auch gar nicht.«

Zum gebührenfreien Parken in der Parkstraße sagt das Stadtoberhaupt: »Wir behandeln die jetzt betroffenen Anwohner so, wie auch andere Bürgerinnen und Bürger oder Gewerbetreibende auf der Frankfurter Straße, die durch die Baumaßnahme tangiert sind.« Das kurzfristige Halteverbot in der Parkstraße musste seinen Worten zufolge wegen Leitungsarbeiten angeordnet werden »und war wirklich nur von kurzer Dauer«. Laut Wysocki gibt es aber Straßen in der Nähe, wo zwischen 19 und 9 Uhr kostenfreies Parken möglich ist (Info). Und was den Festumzug angeht: »Bereits bei der Ausschreibung der Bauleistung für den dritten Bauabschnitt wurde auf dieses besondere Datum anlässlich des Jubiläumsmarktes hingewiesen.« Hierfür mussten laut dem Bürgermeister extra ein Sicherheitsdienst und die Ordnungspolizei eingesetzt werden, um ein gefahrloses Passieren der Baustelle zu gewährleisten. Außerdem musste der Betriebshof mit einem Radlader vor Ort sein, um die Betonsperren anschließend wieder zu platzieren. »Solch ein Aufwand kann nicht jeden Tag getrieben werden. Bei dem Festumzug zu 200 Jahren Bad Vilbeler Markt handelt es sich um eine einmalige Sonderveranstaltung.« Frank Kettnaker jedenfalls ist froh, dass der Stress für seine Frau und ihn vorbei ist.

Auch interessant

Kommentare