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Ein »Arztmobil« für die Ukraine

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Von: Christine Fauerbach

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Verabschieden Fahrer Alexander Rozhkov (rechts): Svitlana Linne, Oksana Ebert, Kornelia Schäfer, Ina Oleynik und Hanne Mühle. © Christine Fauerbach

Mit den Spenden aus der Quellenstadt kaufte der gemeinnützige Verein »OBOZ - Humanitäre Hilfe für die Ukraine« ein dringend benötigtes »Arztmobil« für die Region Boryspil. Getauft wurde der Wagen auf den Namen »Vilya«.

Die ukrainische Bevölkerung ist seit dem Überfall des russischen Militärs permanent Panzer- und Raketenangriffen ausgesetzt. Viele Gebäude in den Städten und Dörfern sind zerstört. Dazu gehören auch öffentliche Gebäude wie Schulen und Krankenhäuser im Umfeld des Kiewer Flughafens. »Alle Krankenhäuser in der Region Boryspil, die südöstlich von Kiew liegt, sind kaputt gebombt. Um die Menschen in den zerstörten Dörfer in der Region und in der Kleinstadt Solotschiw medizinisch versorgen und betreuen zu können, müssen die Ärzte zu ihnen fahren. Doch sie haben kein Auto«, berichtet Ina Oleynik, Vorsitzende des gemeinnützigen Vereins »OBOZ - Humanitäre Hilfe für die Ukraine«.

Hilferuf kam Anfang Januar

Der Hilferuf aus der Ukraine erreichte die ehrenamtlichen Vereinsmitglieder kurz nach dem »Ukrainischen Weihnachtskonzert« am 7. Januar in der St.-Nikolaus-Kirche. Vor dem Beginn des Benefizkonzertes hatte Kornelia Schäfer, Präsidentin des Lions Club Bad Vilbel-Wasserburg, an die OBOZ-Vorsitzende eine 1500 Euro-Spende überreicht. Anstelle von Eintrittsgeld baten die ukrainischen Musiker und Sänger, die von der Darbietung begeisterten Konzertbesucher um eine Spende zugunsten von OBOZ.

Die beiden ukrainischen Mädchen Mariia Hordiiuk und Mariia-Yeseniia Brashkina sammelten die Spenden ein. Nach ihrem Rundgang durch die Kirche hatten die beiden jungen Ukrainerinnen Spenden in Höhe von mehr als 2500 Euro in ihren Spendenkörbchen. Geplant war, die Lions-Spende und den Konzerterlös in den Kauf des 31. Rettungswagens für die Ukraine zu investieren. Kurzfristig entschied der OBOZ-Vorstand, mit den Spenden aus der Quellenstadt das ebenfalls dringend benötigte »Arztmobil« zu kaufen.

Bereits zwei Tage später fanden sie einen passenden Pkw bei einem Autohändler aus Kasachstan an der deutsch-französischen Grenze. »Das »Arztmobil« ist das 14. Auto, dass wir bei ihm gekauft haben. Und es ist der zweite Pkw, den wir in die Ukraine bringen. Den ersten bekamen wir in Darmstadt geschenkt«, berichten die OBOZ-Ehrenamtlichen Svitlana Linne und Oksana Ebert. »Nach dem »Arztmobil« konnten wir aus Spendenmitteln den 32. Rettungswagen kaufen«, freut sich Ina Oleynik. Und fügt hinzu: »Das in Vilbel gesammelte Spendengeld reichte, um das Auto, die Überführung und das Benzin für die zweitägige Reise in die Ukraine zu finanzieren.«

Ebenfalls erfreut über die schnelle Hilfe für die Menschen in der Ukraine und den sinnvollen Einsatz der Spenden sind Hanne Mühle vom Förderverein St. Nikolaus und Lions-Präsidentin Kornelia Schäfer. Beide sagen: »Es ist schön zu sehen, dass die Spenden gleich umgesetzt werden konnten.« Am Freitag traf das »Arztmobil« in Bad Vilbel in der Wiesengasse ein. Um als solches erkennbar zu sein, hat es Nando Amuedo, Inhaber der Firma N.A.M. Folientechnik, in seiner Werkstatt mit den Aufdrucken »Arztmobil« auf Motorhaube und Kofferraum sowie dem blauen »Star of Life«-Symbol auf Fahrer- und Beifahrerseite foliert. »Der ›Stern des Lebens‹ ist ein weit verbreitetes Symbol, das auf vielen Rettungsfahrzeugen auf der ganzen Welt zu finden ist«, informiert der Vilbeler Dienstleister. Material und Arbeitsleistung spendete er OBOZ für den guten Zweck.

Segenspruch für die lange Fahrt

Hanne Mühle überreichte vor der Abfahrt noch drei Dinge an Fahrer Alexander Rozhkov und OBOZ-Vorsitzende Ina Oleynik: Erstens einen Segensspruch und eine bronzene St. Nikolaus-Plakette, die der frühere Pfarrer Herbert Jung aus Mainz für die Ärzte zur moralischen Unterstützung bei ihren gefährlichen humanitären Einsätzen, gesendet hatte. Und drittens einen Aufkleber, auf dem Deutsch und Russisch »Vilya aus Bad Vilbel« steht. »Das zeigt, dass das »Arztmobil« von Bad Vilbelern gespendet wurde und deshalb auf diesen Namen getauft wurde«, informiert Hanne Mühle. Über den Segensspruch des Pfarrers im Unruhestand und die Nikolaus-Plakette für das »Arztmobil« freute sich Fahrer Alexander Rozhkov sehr. Er ist seit acht Monaten in Deutschland, kommt aus der Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer im Süden der Ukraine. Für OBOZ überführt er Rettungswagen und jetzt das »Arztmobil« in seine vom Krieg zerstörte Heimat.

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Nando Amuedo bringt die Werbefolien am neuen »Arztmobil« an. Natürlich hat er die Folien für die gute Sache gespendet. © FAUERBACH
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Mariia Hordiiuk und Mariia-Yeseniia Brashkina haben Spenden gesammelt. © Christine Fauerbach

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