Enttäuscht über Wahlbeteiligung

Clemens Breest (Grüne) und Sebastian Wysocki (CDU) treten bei der Stichwahl an. Für Gunther Salomon (SPD) und Anja Nina Kramer (FDP) hat es nicht gereicht.
Den Wahlabend hat Gunther Salomon mit Freunden und Parteikollegen ausklingen lassen. Der SPD-Bürgermeisterkandidat blickt mit gemischten Gefühlen auf sein Ergebnis zurück. »Wir haben das SPD-Ergebnis von der Kommunalwahl im März leicht verbessert«, sagt er. 18,64 Prozent sicherte sich Salomon bei der Bürgermeisterwahl, 16,77 die SPD bei der Kommunalwahl.
»Ich bin nicht überrascht. Ich habe vermutet, dass es so kommen wird. Clemens Breest ist einfach bekannter und vor sechs Jahren bereits angetreten.« Es sei schwierig gegen diesen Bekanntheitsgrad anzukommen. Er habe versucht, deutlich zu machen, dass die SPD mehr ist als nur der Juniorpartner in der Koalition. Das habe nicht vollends funktioniert. »Die Leute, die Veränderung wollten, haben Clemens Breest gewählt. Dabei brauchen wir uns in Sachen Klimaschutz nicht verstecken. Ich sehe uns in diesem Thema stärker als die Vilbeler Grünen.«
Enttäuscht ist Gunther Salomon über die Wahlbeteiligung von rund 48 Prozent. »Es wird gerade in den sozialen Netzwerken viel gemeckert. Dann hat man die Chance, was zu ändern und die Leute bleiben zu Hause. Das verstehe ich nicht.« Demokratie sei immer auch eine Hol- und Bringschuld. »Man kann die Demokratie nicht nur konsumieren. Wir leben in einer sehr politischen Zeit. Die Demokratie erhält man nur, wenn man sich immer wieder darum bemüht.« Das habe er auch versucht, deutlich zu machen. »Ich habe bei meinen Haustürbesuchen immer gesagt, geht wählen - egal welchen Kandidaten. Dass es jetzt nur so wenige Leute gemacht haben, das verstehe ich nicht.«
Über die gesammelten Erfahrungen sei er sehr froh. »Ich habe viele tolle Menschen getroffen und Gespräche geführt. Das nehme ich definitiv mit. Ich möchte mich weiter engagieren.« Eine Wahlempfehlung wollte Salomon am Montag nicht abgeben. »Aber eins kann ich sagen: Wer Veränderung will, der muss Veränderung wählen. Und wer ein weiter-so will, der muss ein weiter-so wählen.«
SPD-Vorsitzender Bernd Hielscher gratulierte zunächst Sebastian Wysocki und Clemens Breest zu »guten Ergebnissen«. Aus seiner Sicht hat Gunther Salomon »einen sehr engagierten Wahlkampf geführt«. Er sei stets authentisch geblieben. »Dafür, dass Gunther Salomon als kompletter Neuling in der Bad Vilbeler Politik gestartet ist und die Wahlkampfzeit sehr begrenzt war, hat er ein beachtliches Wahlergebnis erreicht.« Die SPD wisse, dass ihre Wählerinnen und Wähler mündige Bürger seien, die die richtige Wahlentscheidung treffen würden. »Eine Wahlempfehlung werden wir daher nicht aussprechen«, sagt Hielscher.
Kramer vom Zuspruch ergriffen
FDP-Kandidatin Anja Nina Kramer blickt stolz auf den Wahlkampf zurück. »Auch wenn es schön gewesen wäre, wenn es mehr als 6,58 Prozent gewesen wären, haben wir einen engagierten Wahlkampf gezeigt. Ich bin überwältigt von dem Zuspruch, den ich erfahren habe.« Kramer berichtet von Unterstützung auf allen Ebenen. »Den mangelnden Bekanntheitsgrad holt man allerdings so schnell nicht auf. Wir wollten, dass die Bürger die Wahl haben und zeigen, dass Diversität bei uns eine große Rolle spielt. Das haben wir geschafft.« Jetzt gelte es das Ergebnis einzuordnen. »Es ist mir ein persönliches Anliegen, Bürger zu animieren, sich zu engagieren. Gerade in Zeiten, in denen auch auf den Straßen Bad Vilbels demonstriert wird. Die Lokalpolitik wird von Bürgern gemacht.«
Ein ähnliches Fazit zieht auch der Vorsitzende der Vilbeler FDP, Jörg-Uwe Hahn. »Natürlich haben wir uns ein besseres Ergebnis erhofft. Klar ist für mich, die Zeit war viel zu kurz, Anja Nina Kramer bekanntzumachen, ihre Person und auch ihre Ideen. Häufiger habe ich in meinen persönlichen Gesprächen Zweifel gespürt, weil sie noch nicht so lange in Bad Vilbel lebe.« Der persönliche Glückwunsch gehe insbesondere an Sebastian Wysocki. »Er hat das Kommunalergebnis der CDU aus 2021 um Längen verbessert.« Der FDP-Vorstand habe sich am Montagabend zu einer Besprechung getroffen, um den Wahlkampf zu analysieren. Ob eine Empfehlung für die Stichwahl in zwei Wochen abgegeben werde, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.
