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Fasziniert von biblischer Geschichte

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Von: Jürgen Schenk

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Nina Stec ist Pfarrerin in Ausbildung. Als Vikarin hat sie Erfahrungen mit Taufen, Konfi-Unterricht und Beerdigungen gesammelt. Nur eine Hochzeit war noch nicht dabei. © Jürgen Schenk

Nina Stec spricht über ihren Weg. Sind erst einmal alle Etappenziele erreicht, wird sie Pfarrerin sein. Derzeit ist sie Vikarin in der evangelischen Gesamtkirchengemeinde Karben.

L ange Zeit war gerade das Thema Religion etwas Fremdes für Nina Stec. Geschehnisse rund um die Kirche gehörten in den Bereich des Mystischen. Aufgewachsen ist die Frankfurterin in einem atheistischen Elternhaus. In der Schule war sie das einzige Kind ohne Konfessionszugehörigkeit. Deswegen habe sie sich in ihrer Klasse wie eine Exotin gefühlt, sei eifersüchtig auf andere gewesen.

»Das Frankfurter Bahnhofsviertel ist multikulturell geprägt«, erzählt die junge Frau. »An unserer Schule wurde viel über die verschiedenen Glaubensrichtungen gesprochen. Es störte mich, dass ich an diesen Gesprächen nicht teilhaben konnte.«

Kehrtwende noch in der Schulzeit

Aber noch während ihrer Schulzeit sollte dieser Weg eine Kehrtwende nehmen. Ganz gleich ob es der katholisch geprägte Ethikunterricht war, den sie ersatzweise besuchte, oder die Erfahrungen in einer kleinen Nachbarschaftskirche - Nina Stec fühlte sich immer mehr zum Christsein hingezogen. Eine gewisse Faszination übte auf sie auch die biblische Geschichte mit all ihren düsteren und bisweilen brutalen Zeugnissen aus.

»Mit 14 entschied ich mich für Taufe und Konfirmation. Meine Familie unterstützte mich sowohl dabei als auch bei dem Entschluss, nach dem Abitur ein Theologiestudium zu beginnen.« Niemand habe sich aber so recht erklären können, woher diese Begeisterung kam. »Bei der Studienwahl schwenkte ich zuerst zwischen Jura und Theologie. Ein Praktikum bei der Staatsanwaltschaft sowie ein Gespräch mit einem Pfarrer halfen mir schließlich bei der Entscheidungsfindung.« Nach sechs Jahren Studium an der Frankfurter Goethe-Universität und anderen Fakultäten hat Nina Stec inzwischen eine »Ausbildungsstelle« bei der evangelischen Gesamtkirchengemeinde in Karben begonnen. Seit Mitte November wird sie auf ihrer nächsten Etappe von der Rendeler Pfarrerin Nadia Burgdorf begleitet.

Erste praktische Erfahrungen

Erste praktische Erfahrungen konnte die Vikarin im Vorjahr bereits in der evangelischen Kirchengemeinde Linden sammeln. Konfirmationsunterricht, Gottesdienst, Taufe, Beerdigung - nur eine Hochzeit sei ihr bisher noch nicht vergönnt gewesen, sagt die werdende Pfarrerin. In einer kleinen Gemeinde in Frankfurt habe sie zudem den Kindergottesdienst gestaltet.

Durch ein Familienereignis mit großer Tragweite wurde eine Veränderung notwendig: Vor einem Jahr und drei Monaten brachte Stec einen Jungen zur Welt. Schnell war klar, dass sie zusammen mit ihrem Ehemann, einem aus Polen stammenden Lehrer, aus der Zweizimmerwohnung in Frankfurt ausziehen musste. Im Südosten von Bad Vilbel konnte die Familie schließlich eine Wohnung bekommen. Zweifellos steht der Weg von dort nach Rendel in keinem Vergleich zur Fahrtstrecke nach Linden. Stec weiß: »Das hätte aus familiären Gründen auch gar nicht mehr funktioniert. Alles, was ich mache, muss jetzt mit meiner Mutterrolle harmonieren.«

Ab Februar 2023 geht es dann für die Vikarin richtig zur Sache. Dann beginnt die Zeit, in der sie vielfältige Aufgaben innerhalb der Gesamtkirchengemeinde übernehmen wird. Zwei Jahre wird diese Phase dauern, bis Ende 2024.

»In dieser Zeit ist meine Tätigkeit nicht nur auf Rendel beschränkt, sondern beinhaltet auch die anderen Karbener Stadtteile«, weiß sie. »Kindern und Jugendlichen würde ich zum Beispiel gerne zeigen, wie spannend und cool Kirche sein kann. Das kann hilfreich sein, um sie wieder stärker zum Glauben zu bringen.«

Seelsorgerin bei der Bundeswehr?

Für das anschließende Spezialvikariat gibt es auch schon Pläne: Eventuell möchte sie im Heimatland ihres Mannes als Pastorin arbeiten. »Ganz einfach ist das aber nicht, denn nicht alle evangelischen Gemeinden in Polen akzeptieren Frauen in dieser Rolle«, hat sie erfahren. Seelsorgerin bei der Bundeswehr könne sie sich ebenfalls vorstellen. »Mich reizt es einfach, diese in sich geschlossene Welt aus einem anderen Blickwinkel kennenzulernen.« Erfahrungen von Familienangehörigen, die bei der Bundeswehr Dienst tun, hätten ihr Interesse zusätzlich geweckt.

In ihrer Freizeit erkundet die junge Frau am liebsten wandernd die Natur. Aktiv betreibt sie in einem Frankfurter Verein den japanischen Kampfsport Jiu Jitsu. Basteln, Kochen und Sprachen gehören zu ihren weiteren Hobbys. Ihr nächstes Ziel: »Nach Spanisch möchte ich Polnisch lernen.«

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