Gemischte Gefühle

Bad Vilbel/Karben (wpa). Die Stimmung könnte bei Tobias Utter (CDU) nicht besser sein. Zum fünften Mal in Folge hat der 62-Jährige »seinen« Wahlkreis 25 gewonnen. Der umfasst die Städte Bad Vilbel, Karben, Friedberg, Rosbach, Niddatal und die Gemeinde Wöllstadt. »Ich bin natürlich überglücklich. Fünfmal in Folge einen Wahlkreis zu gewinnen, das ist etwas Besonderes.
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Anders kritisiert Populismus
Utter sicherte sich 37,3 Prozent der Stimmen - ein Plus von fast sieben Prozent zur vergangenen Wahl. »Natürlich spiegelt sich der allgemeine Trend auch in meinem Ergebnis wider, so ehrlich muss man sein.« Er habe in einem »anstrengenden« Wahlkampf große Verärgerung über die Ampel-Koalition im Bundestag erlebt. »Wir haben gute Arbeit im Landtag gemacht.
»An unseren Wahlständen, an denen es meist sehr sachlich und unaufgeregt zuging, haben die Leute diese Kontinuität gelobt.« Für Utter soll es - Stand jetzt - die letzte Wahlperiode im Hessischen Landtag sein. »Dann wird es auch mal Zeit für den Ruhestand«, sagt er. Bis dahin will er seine Arbeit »mit Leidenschaft fortsetzen«. Die Bestätigung freue ihn sehr. »In Massenheim habe ich mehr als 40 Prozent der Stimmen erhalten. Ich freue mich, dass dort, wo ich wohne, die Bestätigung da ist. Das ist mir wichtig.«
Ebenfalls in den Landtag eingezogen ist Kathrin Anders (Grüne). »Für meine Partei ist das kein schönes Ergebnis«, sagt sie. Die Grünen haben im Wahlkreis 25 rund vier Prozent verloren und kommen auf 18,2 Prozent. In Bad Vilbel erzielte Anders mit fast 25 Prozent ihr persönlich bestes Ergebnis und auch die Grünen kommen dort mit 22,5 Prozent auf ein gutes Ergebnis. »Es war kein Denkzettel für mich, aber für die Partei auch nicht das Erhoffte. Wir haben im Land zehn Jahre Politik mit Augenmaß und Mitte gemacht.« Das starke Abschneiden der AfD bereite ihr Sorgen. »Protestwahlen sind nicht die Lösung.« Mit der Strategie anderer Parteien sei sie nicht immer einverstanden. »Mit Populismus wird nur der falsche Flügel stark gemacht. Das hat diese Wahl eindeutig gezeigt.«
Eine Achterbahnfahrt der Gefühle hat Jörg-Uwe Hahn hinter sich. »Ich bin nicht glücklich, ich bin einfach nur erleichtert«, sagt der Vorsitzende der Bad Vilbeler FDP. Die Freien Demokraten haben es mit fünf Prozent gerade so in den Landtag geschafft. »Es war eine angespannte Berg- und-Tal-Fahrt«, sagt Hahn. Der Vilbeler ist froh, »dass die Wahlkreise in der Wetterau mit überdurchschnittlichen Ergebnissen für die FDP zum Einzug einen erheblichen Anteil beigetragen haben«.
INFO: Keine »Wahlmanipulation« in Bad Vilbel
Es war ein Post in den sozialen Netzwerken und die Rufe nach »Wahlmanipulation« wurden schnell laut. Am Sonntagabend postete eine Frau auf Facebook, dass sie nicht wählen konnte, weil sie angeblich Briefwahl beantragt hätte. Das Problem: Sie habe keine beantragt und hätte nie Unterlagen erhalten. Es würde auch noch mehrere Personen geben, die sie kenne, denen das auch so gegangen sei. Es dauerte nicht lange und es war von »Wahlbetrug« in den Kommentaren die Rede.
Bad Vilbels Erster Stadtrat Bastian Zander (CDU) bestätigt, dass es »einen einzigen Fall« dieser Art gegeben hat. »Wir nehmen das sehr ernst und haben den Landeswahlleiter umgehend informiert.« Als die Frau ins Wahlbüro gekommen sei, sei es zu spät gewesen für »größere Änderungen«. Es gebe schließlich immer mal Fälle von kurzfristigen Umzügen etc. »Alles Sachen, die wir geklärt bekommen, aber nicht, wenn es zeitlich zu knapp ist.«
Zander könne aber zum geposteten Fall mitteilen, dass er vorliegen habe, dass Briefwahl beantragt wurde, die Unterlagen rausgesendet wurden und es »keinen Rückläufer« seitens der Post gegeben habe. »Das muss jetzt geklärt werden.« wpa
Unzufriedenheit mit der Ampel
Einen Grund für das schwache Abschneiden der FDP sieht Hahn in der Unzufriedenheit der Menschen mit der aktuellen Bundespolitik. »An Wahlständen wurden wir immer wieder gefragt, ob wir auch die Ampelkoalition machen würden.« Die Unzufriedenheit sei spürbar gewesen.
Hahn findet es »erschreckend«, dass bei der Landratswahl rund 15 Prozent der Stimmen auf die Linke, die Partei und »Heimat« gefallen sind. »Das kann keine Lösung sein.« Die vielen Stimmen für die AfD bereiten dem Liberalen Sorgen. Das Ergebnis der FDP müsse man parteiintern aufarbeiten. »Wir müssen überlegen, wie es weitergeht - auch mit der Ampel.«
Nicht in den Landtag geschafft haben es die Freien Wähler. Als Direktkandidat für die Partei angetreten ist Thorsten Schwellnus. »Mit meinem Ergebnis von rund fünf Prozent bin ich zufrieden«, sagt er. »Aber, dass wir als Partei nur auf 3,5 Prozent gekommen sind, ist enttäuschend.« Er habe im Wahlkampf und an den Ständen ein besseres Gefühl gehabt. »Es gab viel Zuspruch.« Wieso, das nicht gereicht habe, müsse man aufarbeiten. Letztlich sei es wie bei den vergangenen Wahlen gewesen. »In der Kommune erzielen wir gute Ergebnisse. Dort sind wir bekannt.« Bei der Kommunalwahl vor zwei Jahren haben die Freien Wähler in Karben mehr als sieben Prozent geholt, die AfD beispielsweise nur knapp über zwei Prozent. Jetzt fuhr die Alternative für Deutschland in Karben mit 15,9 Prozent die zweitmeisten Stimmen ein. Schwellnus sagt: »Keine schöne Entwicklung.«
Ergebnisse im Überblick
Eine Übersicht über die Abstimmungsergebnisse im Kreis gibt es auf den Seiten 22 bis 24.