German Doctors helfen Kindern in Slums

Der Mediziner und Pädagoge Dr. Norbert Kohl stellt sein Wissen und Können als erfahrener Kinderarzt sowie Kinder- und Jugendpsychiater seit 2002 bei ehrenamtlichen Einsätzen der German Doctors zugunsten von Kindern in Slums unter Beweis. Über seine Arbeit berichtete er in Bad Vilbel.
A rmut, Unterernährung, Hygiene-Mängel und fehlende ärztliche Versorgung sind die Ursachen von Säuglings- und Kindersterblichkeit. »Aktuell sterben weltweit jedes Jahr fast fünf Millionen Kinder unter fünf Jahren. Das sind fast 14 000 Kinder täglich, 580 Kinder pro Stunde, zehn Kinder pro Minute oder alle sechs Sekunden ein Kind. Viele Todesfälle wären mit einfachen Mitteln vermeidbar«, informiert Dr. Norbert Kohl. Der Kinderarzt im Ruhestand ist Mitglied der German Doctors und im Vorstand der Freunde der German Doctors in Frankfurt aktiv.
Mehr als 3500 German Doctors
Seit 2002 war er bisher acht Mal ehrenamtlich im Kurzzeiteinsatz von je sechs Wochen in Gebieten, die medizinisch unterversorgt sind. Der 70-Jährige war bisher fünf Mal auf den Philippinen in Mindanao, Mindoro und in Cebu sowie je einmal in Bangladesh, in Indien und in Nairobi im medizinischen Einsatz. Im März 2023 wird er sich um kranke Menschen am Rande der Gesellschaft in Indien kümmern. Denn: »Jeder Mensch hat ein Recht auf medizinische Versorgung. Gesundheit ist ein wichtiger Schlüssel zu einem selbstbestimmten Leben. Nur wer gesund ist, hat eine Chance, aus dem Teufelskreis der Armut auszubrechen.«
Getreu dem Motto »Hilfe, die bleibt« haben bisher mehr als 3500 German Doctors verschiedener Fachrichtungen ehrenamtlich in ihrem Jahresurlaub oder als Ruheständler medizinische Hilfe - meist in den Slums des globalen Südens - geleistet. Viele sogar mehrfach. Das entspreche rund 13 Millionen Patientenkontakten. Zudem bilden die 1983 in Bonn gegründeten German Doctors während ihrer Hilfseinsätze in bisher 14 Ländern, für die jeder Arzt aus eigener Tasche 1500 Euro zahlt, einheimische Gesundheitskräfte, »clinical officers« aus.
»Unser Ziel ist es, keine Abhängigkeiten zu schaffen, sondern unsere lokalen Partner zu befähigen, die medizinische Arbeit selbstständig fortzuführen. Unsere Patienten, für die ein Arztbesuch meist ein unbezahlbarer Luxus ist oder die kaum Zugang zu medizinischer Hilfe haben, klären wir über selbstbestimmte Familienplanung und Hygiene auf und zeigen ihnen, wie sie nahrhafte und dennoch preiswerte Mahlzeiten zubereiten können. Gemeinsam mit Partnerorganisationen unterstützen wir Bildungsprogramme, Zugang zu sauberem Wasser, gesunde Ernährung und vieles mehr, was sich positiv auf die Gesundheit auswirkt«, führt Dr. Kohl in seinem Vortrag im evangelischen Gemeindehaus »Arche« in Dortelweil aus.
INFO: German Doctors
Wer sich über die Einsätze, Projekte und Erfolge der German Doctors informieren möchte, kann dies im Internet tun unter www.german-doctors.de und www.gd-freunde-frankfurt.de tun. Hier gibt es auch einen Blog über den Einsatz von Dr. Norbert Kohl in Nairobi.
Wer die Hilfe der German Doctors mit einer Spende unterstützen möchte: Konto: Freunde der German Doctors e. V., IBAN DE 34 5206 0410 0005 0022 65. cf
Über 70 Prozent unter der Armutsgrenze
Neben der basismedizinischen Versorgung werden von den German Doctors und ihren lokalen Teams chirurgische Eingriffe vorgenommen, Geburtshilfe geleistet, Impfungen und Behandlungen zu Mangelernährungen vorgenommen. Ergänzt werden diese Leistungen etwa in Kalkutta durch eine Tuberkulose-Arbeit und in Nairobi durch ein mehrfach ausgezeichnetes HIV/Aids-Programm. Beide ergänzen, wie weitere 48 nachhaltige Projekte in elf Ländern, staatliche Programme.
Wie die Arbeit der Mediziner vor Ort aussieht, zeigte der gebürtige Rheinländer, der in Massenheim wohnt und Medizin und Pädagogik studierte sowie eine Ausbildung als Kinderarzt und als Kinder- und Jugendpsychiater hat, am Beispiel von Kenia. In seinem bebilderten Vortrag im evangelischen Gemeindehaus in Dortelweil nahm der Mediziner, der in verschiedenen Kliniken im Rhein-Main-Gebiet und zuletzt zehn Jahre in der Kinderklink Darmstadt arbeitete, sein Publikum mit zu seinen ärztlichen Einsätzen in die Slums von Nairobi.
Medizinisch versorgt werden dort Menschen in Ambulanzen beispielsweise im Mathare Valley- und Korogocho Slum, in ländlich verstreuten Slum-Gebieten wie dem Athi River oder ländlichen Regionen wie dem Kilifi-County, wo mehr als 70 Prozent der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze leben. »In allen ist die Bevölkerungsdichte hoch, die Armut groß und medizinische Hilfe kaum oder gar nicht vorhanden«, sagt Dr. Kohl. Zu den häufigsten tödlichen Infektionen in Entwicklungsländern gehören laut WHO Aids, Tuberkulose, Malaria, Durchfall-Erkrankungen und Lungenentzündungen. Laut Unicef sind Ursachen der Säuglings- und Kindersterblichkeit Durchfall, Pneumonien, Sepsis, Meningitis, Malaria, Tetanus, Masern, Aids und Geburtskomplikationen.