In Stadt und Region bekannt

Bad Vilbel/Karben (cf). Einfach einmal schnell durch Bad Vilbel gehen, klappt bei Gudrun und Jürgen Heußel meistens nicht. Das Paar trifft überall auf Menschen, die sie grüßen, kennen und mit ihnen ein paar Worte wechseln. Das ist nicht verwunderlich, denn beide sind in Bad Vilbel und der Region bekannt. Gudrun Heußel unterrichtete 31 Jahre lang als Lehrerin in Karben und Bad Vilbel.
Ehemann Jürgen Heußel eröffnete 1969 eine Anwaltspraxis, erhielt bereits eineinhalb Jahre später die Zulassung als Notar. Heute feiert das Paar seine diamantene Hochzeit.
Kennengelernt haben sich Gudrun Bauschmann aus Dorheim, einem heutigen Stadtteil von Friedberg, und der gebürtige Vilbeler Jürgen Heußel auf dem humanistischen Zweig der Augustinerschule in Friedberg. Gemeinsam bestanden sie 1960 das Abitur. »Händchen gehalten haben wir erst danach«, berichtet das Diamantpaar.
Jürgen Heußel studierte Jura in Frankfurt, Mainz und Würzburg, Gudrun Bauschmann Lehramt für die Grund-, Haupt- und Realschule am pädagogischen Institut in Jugenheim an der Bergstraße. »Das war damals eine Universalausbildung.« Zu ihren Studienfächern gehörte evangelische Religion, Musik, Sport, Englisch und Physik. Aus den Augen verloren hat sich das Paar trotz der räumlichen Entfernung nie. Im Gegensatz zu Klassenkameraden. »Bei der Ehrung für 50 Jahre Mitgliedschaft in der Anwaltskammer 2019 wunderten wir uns über einen älteren Herren. Wie sich später herausstellte war es ein ehemaliger Klassenkamerad von uns, der eine Kanzlei in Lich hat.«
Am 16. August 1963 fand die standesamtliche Trauung durch Bürgermeister Reck in Dorheim statt. Zwei Tage später die kirchliche durch Pfarrer Vetter in der evangelischen Kirche in Dorheim. Der Trauspruch lautete: »Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit«, (Matthäus 6, 33). »Es regnete!«, erinnert sich das Ehepaar, das zu Fuß unter Glockengeläut in die Kirche ging. »Opa Erich hatte das Glockengeläut bezahlt«, erinnert sich Gudrun Heußel. Danach fand die Feier mit der Verwandtschaft im Elternhaus der Braut statt.
Sie arbeitete da bereits als außerplanmäßige Lehrerin an der Grundschule in Groß-Karben, dann baute sie die dortige Mittelschule, die heutige Kurt-Schumacher-Schule mit auf, deren erste Förderstufenleiterin sie war. Weitere berufliche Stationen waren die Stadtschule und John-F.-Kennedyschule in Bad Vilbel. Das junge Ehepaar bezog eine Lehrerwohnung in Groß-Karben, sah sich nur an den Wochenenden, da der Ehemann Praktika in Bamberg, Aschaffenburg und Kahl absolvierte. »War ich zu Hause, habe ich mit meiner Frau physikalische Versuche für ihren Unterricht aufgebaut«, berichtet Jürgen Heußel.
Das Paar sparte für sein erstes Auto, einen Fiat 500. Sohn Claus Peter wurde vier Jahre und Sohn Rainer sieben Jahre nach der Eheschließung in Bad Nauheim geboren. Die Familie bezog in Klein-Karben ihr erstes Eigenheim, um neun Jahre später noch einmal ein Haus in Bad Vilbel zu bauen. »Wir waren inzwischen mehr nach Bad Vilbel orientiert. Unsere Söhne besuchten das Georg-Büchner-Gymnasium, ich unterrichtete an der Stadtschule und mein Mann hatte mit Dr. Werner Kunze eine große Anwaltskanzlei. Freizeit und Urlaub gab es wenig.« Gemeinsam meisterte das Paar schwere Schicksalsschläge. Sohn Rainer starb bereits mit 35 Jahren und Gudrun Heußel erkrankte 2012 an Leukämie. Überlebt hat sie dank gesunder Stammzellen eines Spenders. »Ich bin die zweitälteste Frau, die in Deutschland Blutkrebs überlebt hat«.
Zu den Familienmitgliedern gehören immer auch Hunde. Erst Cocker-Spaniel Toto, dann Iris-Setterhündin Ronja und jetzt Havaneserhündin Lousi. Leben ins Haus bringen die drei Enkel, die Lehramt, Jura und Medizin studieren. »Ich freue mich immer, wenn ich ehemaligen Kollegen und Schüler treffe. Es ist spannend, was aus meinen Schülern geworden ist«, sagt Gudrun Heußel. Ehemann Jürgen geht oft in seine Kanzlei, macht noch Beratungen. Das Paar reist gern, liebt Kreuzfahrten und Wanderurlaube. Die Diamanthochzeitsreise geht nach Garmisch-Partenkirchen.