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Jedes Jahr ein »Wow-Effekt«

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Sonja Herrmann ist zum zehnten Mal bei den Burgfestspielen dabei, Christian H. Voss bereits zum 16. Mal. © Hanna von Prosch

Bad Vilbel (hms). Es gibt eine ganze Reihe Menschen auf und hinter der Bühne, die schon lange bei den Burgfestspielen mitwirken. Zwei davon sind die Schauspielerin Sonja Herrmann und der Regisseur Christian H. Voss. Sie feiert in diesem Jahr ihr zehntes, er ist im 16. Jahr dabei.

Warum Sonja nur »Herrmann« heißt

Sie wirken wie gute Freunde, von denen jeder genau weiß, wie der andere tickt. Dabei treffen sie sich nur in Bad Vilbel und auch das nur während der Probenzeit zwischen Ende April und Juni, denn »Herrmann«, wie Christian H. Voss Sonja konstant nennt, kommt aus Berlin und Voss lebt in Mainz und Lübeck. Wenn sie in die Burg kommen, ist es jedes Jahr ein »Wow-Effekt«.

»Ich suche immer nach Menschen mit Charakter und die sich was trauen. Sie kam zum Vorsprechen als Schlange Kaa für das Dschungelbuch«, erzählt Voss von seiner ersten Begegnung mit Herrmann. »Erst fand ich sie klasse, dann wurde es irgendwie merkwürdig«, schmunzelt er. Sie lacht unbefangen: »Ich habe eben frei nach Disney gespielt, so wie ich es kannte, bis er mich stoppte und sagte: weniger Disney.« Das war der Anfang einer wunderbaren Zusammenarbeit, bestätigen beide.

Herrmann wollte schon immer die Kaa spielen und bewarb sich einfach. Es ist ihre Traumrolle bis heute. Dazu kam als Highlight die Pflanze in »Der kleine Horrorladen«. Voss sah sie besonders gerne als Maria in »Maria, ihm schmeckt’s nicht«. Für Herrmann war auch die Dreifachbesetzung als Glinda, Hexe des Westens und Tante M. im »Zauberer von Oz« unglaublich schön. Voss schätzt ihre wandelbare, starke Stimme. Und sie, dass er ihr große Gestaltungsfreiheit gibt. »Wenn man mich lässt, bin ich die Rampensau«, bekennt sie freimütig. Ihr Temperament ist dabei nicht zu übersehen. Bei Voss verlief der Einstieg in Bad Vilbel klassisch als Regieassistent nach einem langen Gespräch mit Intendant Claus-Günther Kunzmann. 2010 bekam er dann zehn Tage vor der Premiere von »Kalenderboys« die Chance, selbst Regie zu führen. »Wir haben das ganz gut hinbekommen«, meint er und blieb fortan den Burgfestspielen treu. »Für mich ist gute Atmosphäre im Team sehr wichtig. Das merken die Zuschauer, wenn es stimmt«, sagt er. »Bei neuen Ensemblemitgliedern versuche ich den Schlüssel zu finden, wie man sie gewinnt.« Und die sollten sich tunlichst an seinen Humor gewöhnen, denn der hat viel mit Übertreibung zu tun. Herrmann weiß, dass die Arbeitsatmosphäre mit dem 1980 geborenen Regisseur sehr produktiv und teamorientiert ist: »Ich habe Voss noch nie schreien gehört. Aber wenn er sehr still wird, dann wird es bedenklich.«

»Ja«, sagt er nachdenklich, »es ist schon sehr lange her, dass ich mal die Fassung verloren habe. Da wollte mich die Hälfte des Ensembles fressen, aber die andere hat mich gerettet.« Inzwischen seien die jungen Leute ganz anders geworden, sie wollten funktionieren, nichts entgegnen, nichts ausprobieren, anders als Herrmann, meint er. Am Ende aber könne er ihnen durch seine Art, Regie zu führen, meistens doch einen wichtigen Blick auf sich selbst geben. Herrmann pflichtet ihm nach 25 Jahren Bühnenerfahrung bei: »Schauspiel war für mich learning by doing, denn ich komme ja vom Modern Dance und habe eine Gesangsausbildung. Und wenn dir dann jemand sagt: ›Ich traue Dir das zu‹, dann ist das unglaublich wertvoll für die Entwicklung.«

Für Voss ist »My Fair Lady« die 51. Produktion überhaupt. Darin ist Herrmann als Mutter Higgins perfekt besetzt. Beide freuen sich auch auf »Pünktchen und Anton«, worin sie die elegante Frau Pogge spielt. »Ich liebe es, Theater für Kinder zu spielen. Die Burgfestspiele haben das wunderbar etabliert. Das Publikum will doch im Moment ernst genommen werden. Also muss man auch so spielen«, ist Herrmann überzeugt.

Für beide ist trotz mancher Routine nie der Alltag eingekehrt. Voss gibt aber zu, beim Probenstart von Mal zu Mal nervöser zu werden: »Man hat mehr zu verlieren.« Und Herrmann: »Wenn Bad Vilbel ein Stadttheater wäre, würde ich mich fest anstellen lassen.« Wenn das kein Kompliment ist!

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