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Genetischer Zwilling rettet Frau das Leben – Wiedersehen mit dem rettenden Engel nach 20 Jahren

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Marion Wangerin aus Bad Vilbel hat vor 20 Jahren die Diagnose Blutkrebs erhalten. Ein genetischer Zwilling rettete ihr das Leben.

Bad Vilbel - Als Marion Wangerin (54) am 20. Jahrestag ihrer Stammzelltransplantation ihre Wohnungstür öffnete, stutzte sie: Zwar stand, wie erwartet, ihre Schwester, mit der sie zum Frühstücken anlässlich des besonderen Tages verabredet war, vor der Tür. Im Treppenhaus hörte sie jedoch weitere Stimmen. Es waren Bernd Haseborg (65) und seine Frau Wilma, die zum Überraschungsbesuch aus dem rund 550 Kilometer entfernten Dornumersiel in Niedersachsen angereist waren. Bernd spielt in Marions Leben eine entscheidende Rolle: Seine Stammzellspende rettete vor 20 Jahren das Leben der damals 35-jährigen alleinerziehenden Mutter.

»Als Bernd plötzlich vor mir stand und mich in seine Arme nahm, liefen mir Tränen vor Glück über meine Wangen. Es erinnerte mich an unser erstes Treffen vor rund 18 Jahren«, erzählt Marion. Seinerzeit hatte ein Presseteam des Magazins »Stern gesund leben« den Spender und seine Stammzellempfängerin bei ihrer ersten Begegnung vor der Alten Oper in Frankfurt begleitet. »Damals schlug mein Herz vor Aufregung bis zum Hals«, sagt Marion. »Als wir uns dann zum ersten Mal in den Armen lagen, war ich einfach nur überglücklich, diesen besonderen Menschen, der mein Leben gerettet hat, kennenlernen zu dürfen.«

Wangerin und Haseborg auf Erinnerungstour - Bad Vilbelerin und Norddeutscher auch privat verbunden

Und so feierten Marion und Bernd gemeinsam mit der Familie den 20. Transplantationsgeburtstag - und begaben sich dabei auch auf eine Erinnerungstour durch Frankfurt. »Wir haben zuerst die Alte Oper besucht, der Ort, an dem unsere erste Begegnung stattgefunden hat«, sagt Bernd. »Diesen Augenblick mussten wir wieder mit einem Foto von uns festhalten.«

Es waren schwere Zeiten für die kleine Familie zu Beginn des Jahrtausends: 2001 war Marion an MDS, dem Myelodystplastischen Syndrom, im Übergang zu einer akuten Leukämie erkrankt. Mehrere Hochdosis-Chemotherapien und Bestrahlungen musste sie über sich ergehen lassen, bevor Bernd ihr mit seinen Stammzellen den Beginn eines neuen, gesunden Lebens ermöglichte. Während der langen Krankenhausaufenthalte von Marion kümmerten sich ihre Mutter und ihre Schwester um ihre kleine Tochter, die damals gerade erst vier Jahre alt war.

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Bernd Haseborg und die Bad Vilbelerin Marion Wangerin freuen sich über ein Wiedersehen 20 Jahre nach der rettenden Operation. © Red

Und auch Bernds Weg zur Stammzellspende verlief im wahrsten Sinne des Wortes turbulent: Per Lufttransport wurde der damals 45-Jährige von Ostfriesland nach Dresden geflogen - in einem 18-Sitzer bei Windstärke elf. »Als ich in der Entnahmeklinik ankam, war mein Blutdruck viel zu hoch. Ich sagte zu der Schwester: Wenn Sie in diesem Flieger gesessen hätten, wüssten Sie, woher das kommt.«

»Bernd ist mein Engel«, sagt Marion, die im Personalbereich der Deutsche Telekom AG arbeitet, auch 20 Jahre nach ihrer Erkrankung noch über ihren ganz persönlichen Sechser im Lotto. Der Land- und Energiewirt nennt sie seine »kleine Schwester«. »Ich war zu Gast auf Bernd und Wilmas Silberhochzeit«, sagt Marion. »Das war vier Jahre nach unserer ersten Begegnung. Bernd hat mich als neue Schwester seinen Geschwistern vorgestellt - und mich in den Kreis der Familie aufgenommen. Das hat mich zutiefst gerührt.«

Bad Vilbel: Freiwillige für Stammzellenspende stets gesucht und gebraucht

Auch nach seiner Spende unterstützte der Land- und Energiewirt die DKMS tatkräftig. Bei Registrierungsaktionen in seiner Region half er mit, Freiwillige für die Spenderdatei zu gewinnen und Geldspenden zu sammeln. Aus drei größeren Aktionen, für die er sich einsetzte, sind bis heute 29 Stammzellspenderinnen und Stammzellspender hervorgegangen. »Man muss sich bewusst sein, dass es nicht selbstverständlich ist, dass man gesund ist«, sagt der ehemalige Bürgermeister von Dornumersiel.

INFO: Die DKMS

Die DKMS ist eine internationale gemeinnützige Organisation, deren Ziel es ist, weltweit so vielen Blutkrebspatienten wie möglich eine zweite Lebenschance zu geben. Sie wurde 1991 in Deutschland von Dr. Peter Harf gegründet und sorgt seither dafür, dass immer mehr Patientinnen und Patienten eine lebensrettende Stammzellspende erhalten. In der DKMS sind über 11,5 Millionen potenzielle Spenderinnen und Spender registriert, bis heute hat die Organisation mehr als 100 000 Stammzellspenden vermittelt. Zudem engagiert sich die DKMS in Medizin, Wissenschaft und Forschung, um die Heilungschancen von Patienen/innen zu verbessern.

DKMS-Spendenkonto: IBAN: DE64 6415 0020 0000 2555 56, Kreissparkasse Tübingen. red

Das Transplantationsjubiläum ließen Bernd und Marion mit einem gemütlichen gemeinsamen Abendessen ausklingen. Schon bald wollen sie sich wiedersehen, dann in Dornumersiel. (pm)

Auch lokale Vereine setzten sich für die Suche von Stammzellenspender ein. Jüngst hat der Nieder-Wöllstädter Carnevalverein (NCV) eine große Typisierungsaktion veranstaltet, um neue „Engel“ für Leukämiepatienten zu gewinnen.

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