»Qualitativ herausragende Kulturprojekte«
Bad Vilbel (cf). Seit sechs Jahren fördert der Kulturfonds Frankfurt RheinMain immer wieder Festspielinszenierungen bei den Bad Vilbeler Burgfestspielen. In diesem Jahr sind es auf Beantragung das Schauspiel »Der Club der toten Dichter« sowie die Komödien »Extrawurst« und »Monsieur Claude und seine Töchter«.
Die Fördersumme für alle drei Stücke seitens des Kulturfonds betrage 70 000 Euro. Im vergangenen Jahr waren es 110 000 Euro, da neben Inszenierungen auch das Audio-Walk-Angebot unterstützt wurde. Karin Wolff, Geschäftsführerin der gemeinnützigen Gesellschaft Kulturfonds Frankfurt RheinMain, nennt als Voraussetzung für eine Förderung, dass »die Kunst- und Kulturprojekte qualitativ herausragend sind, die Strahlkraft der Region fördern und die Zusammenarbeit der Kultureinrichtungen stärken.«
Auch passen die drei genannten Inszenierungen zum derzeitigen temporären Förderschwerpunkt, den der Kulturfonds im Dreijahresrhythmus festlegt, um einen künstlerischen Austausch zu einem aktuellen Thema anzuregen. Das aktuelle Motto lautet: »hier leben«. Es stellt Perspektiven für das Zusammenleben in den Fokus. Dazu gehört auch, dass »der Besuch der Burgfestspiele ein gesellschaftliches Erlebnis ist.« Hier werde der Besuch einer Kulturveranstaltung zum gesellschaftlichen Ereignis. Die Atmosphäre in und rund um die Burg und das kulinarische Angebot schaffen Raum für Begegnungen.
Mithilfe der Förderungen könnten Anreize geschaffen werden, um etwas zu wagen und Vernetzungen anzuregen. »Das Postulat ›hier leben‹ kann eine Forderung sein oder eine Frage, eine Feststellung oder ein Wunsch, es kann bedeuten: leben in Deutschland, leben im Jetzt, leben in der Zukunft, leben auf der Erde. Es umfasst Fragen von Diversität und Zugehörigkeit, Krisen und Wandel, Räumen und Atmosphären.« Was heißt das Motto »hier leben« für die Protagonisten? »Hier leben« ohne sich abzuschotten, sondern sich für andere zu interessieren, sich mit anderen Positionen auseinanderzusetzen, miteinander ins Gespräch zu kommen, sich ernsthaft auszutauschen, einander zuzuhören und zu antworten. »Durch die Stadthalle ist viel Potenzial für Bad Vilbel entstanden. So ein Raumangebot, das unglaublich flexibel ist, gibt es nur in ganz wenigen Hallen. Wir verweisen unsere Mitglieder, Projekt- und Kooperationspartner auf Vernetzungsmöglichkeiten.«
Als Beispiele einer regionalen Vernetzung nennt die Geschäftsführerin die 60 Veranstaltungen zum 250. Geburtstag von Friedrich Hölderlin oder die aktuelle Wald-Ausstellung im Romantikmuseum Frankfurt in Kooperation mit dem Senckenberg-Museum und dem Sinclair-Haus. Es gelte, mit den Förderungen, eigenen Aktivitäten und dem Bildungsprogramm kunstvoll Schwerpunkte in der Region zu setzen, die Sichtbarkeit zu erhöhen und die Zusammenarbeit zu fördern.
Bad Vilbel war ab 2017 Kooperationspartner ohne Stimmrecht im 2007 gegründeten Kulturfonds FrankfurtRheinMain. Die Stadt ist 2020 final beigetreten. Gegründet wurde der Kulturfonds Frankfurt RheinMain auf Initiative der Hessischen Landesregierung gemeinsam mit Städten und Landkreisen zugunsten der Bürger, der Kultureinrichtungen vor Ort und um die Attraktivität des Kulturraums Frankfurt Rhein-Main zu erhöhen. Gefördert werden Projekte im Bereich der Kunst und Kultur von nationaler und internationaler Bedeutung. Die Kreise zahlen in den Fonds pro Einwohner 1,60 Euro ein, die Kommunen je Einwohner zwei Euro und das Land Hessen verdoppelt jeden von den Gesellschaftern eingezahlten Euro.