Badesteg wird umzäunt

Schotten (sw). Badesteg ja - Nutzung untersagt. Auf diese einfache Formel müssen sich Badegäste in diesem Sommer am Nidda-Stausee einstellen. Wie bereits berichtet, hatte die Stadt Schotten von der GVV-Kommunalversicherung eine Gefahrenanalyse erstellen lassen. Hintergrund ist die anhaltende Diskussion um die Verkehrssicherungspflichten an öffentlichen Gewässern.
Auslöser ist das tragische Unglück im nordhessischen Neukirchen, bei dem vor über sechs Jahren drei Kinder in einem Dorfteich ertranken.
Daraufhin wurde der damalige Bürgermeister der Gemeinde wegen fahrlässiger Tötung jetzt in zweiter Instanz vom Landgericht Marburg zu einer Geldstrafe in Höhe von 14 400 Euro verurteilt. Er sei seiner Sicherungspflicht an dem Dorfteich nicht nachgekommen, so das Gericht, das von einer Mitverantwortung des Bürgermeisters für das Unglück ausgeht.
Einstufung als Naturbad
Das Gutachten der Kommunalversicherung kommt zu dem Ergebnis, dass die Badestelle am Nidda-Stausee in ihrer seitherigen Form mit dem installierten Badesteg als Naturbad einzustufen sei, da der Steg zum Baden einlädt, mithin einen Anreiz schafft. Das aber mache umfangreiche Verkehrssicherungsmaßnahmen nötig, so Bürgermeisterin Susanne Schaab in der jüngsten Sitzung der Stadtverordneten. »Das geht nur mit einer vollumfänglichen Badeaufsicht.« Das könne unmöglich erfüllt werden, da der Badesteg jederzeit öffentlich zugänglich sei.
Auch die DLRG-Ortsgruppe Friedberg/Bad Nauheim, die seit vielen Jahren an Wochenenden im Sommer einen Wachdienst unterhält, könne eine permanente Badeaufsicht aus personellen Gründen nicht leisten. Das habe die ehrenamtliche Organisation ihr auf Anfrage mitgeteilt. Die Rettungsschwimmer könnten nur unregelmäßige »Streifenfahrten« am See durchführen.
Deutliche Kritik von Bürgermeisterin
»Damit darf der Steg ab dieser Saison nicht mehr für die öffentliche Badenutzung zugänglich sein«, verkündete die Bürgermeisterin. Vorgesehen sei ein Art Umzäunung mit einer Tür. Die Umzäunung dürfe nicht um- oder überklettert werden. Die DLRG-Ortsgruppe erhalte einen Schlüssel, um weiterhin den Badesteg für ihren Übungsbetrieb nutzen zu können, für den der Zugang auf ihr Boot über den Steg nötig sei, erläuterte Schaab.
Von der neuen Entwicklung sei auch der Brandteich in Eichelsachsen betroffen. Hier müssen ebenfalls alle Ein- und Anbauten entfernt werden, die Menschen zum Baden einladen könnten. »Wir sind aufgefordert, für Menschen in jeder Lebenslage eine Vollkaskoversicherung zu gewährleisten«, machte die Bürgermeisterin ihren Ärger Luft über die nicht zu erbringenden Sicherungsleistungen seitens der Stadt.