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Barfuß im Tiny-House - die Fußbodengestaltung

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Von: Myriam Lenz

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Die Bodenhölzer werden schräg verlegt, damit weniger Verschnitt bleibt und es keine Stoßkanten gibt. © pv

Tag 4 des außergewöhnlichen Workshops in Bellmuth: Der Zeitplan ist gehörig durcheinander. Das Team sieht es jedoch gelassen. Plötzlich müssen 15 Personen anpacken.

Bellmuth (myl). Der ursprüngliche Zeitplan, in dieser Woche ein Tiny-House fertigzustellen, ist korrigiert. »Wir kommen so weit, wie wir kommen. Der Rest wird in Zusammenarbeit von Heike und mir fertiggebaut«, sagt Marek Hirnich, der das Projekt ins Leben gerufen hat. Vier Frauen nehmen an dem Workshop in Bellmuth zum Bau eines kleinen Hauses auf Rädern teil.

Die Bodenplatte verlangte von den Teilnehmern einiges ab. Als alle drei Schichten gefertigt waren, musste das Monstrum von circa 7,20 auf 2,50 Meter gedreht werden. Marek Hirnich bat die Nachbarn um Unterstützung. 15 Leute packten an und drehten das Holzgestell. »Das war schon sehr aufwendig.«

Wenig Verschnitt und keine Kanten

Die Gefache der gedrehten Bodenplatte wurden jetzt mit den Holzfaserdämmplatten, die bei einem Schiffsbauprojekt in Norwegen übrig geblieben sind, gefüllt, mit einer Dampfsperre versehen, ge- tackert und wasserdicht verklebt. Darauf wurden die gehobelten Bretter aus Nadelholz aus der Region ausgelegt. Die erste Idee war, sie auf Stoß im üblichen Muster zu legen und zu verschrauben. Das hätte allerdings einigen Verschnitt zur Folge gehabt. Ein schräg verlaufendes Muster hingegen garantiert weniger Reste und keine Stoßkanten, da alle Bretter ungekürzt durchlaufen. Und es ist stabiler. Das ungewöhnliche Bodenmuster verleiht dem Tiny-House ein eigenes Flair.

Holz ist ein lebendes Material und verändert sich auch im verbauten Zustand je nach Witterung oder Temperatur. Die Jahresringe des Brettes biegen sich im Laufe der Zeit zum Herz, also zur Mitte, hin. Liegt die »Herzseite« oben, könnte man sich beim Barfußlaufen leicht Splitter in den Fuß treten.

Der Austausch im Team ist rege. Die Vorstellung, wie es sich wohl auf wenigen Quadratmetern leben würde, ist allgegenwärtig. Die Temperaturen im Tiny-House sind Thema. Fragen zu Kältebrücken werden gestellt. »Fachlich gesehen gibt es nur Wärmebrücken, wenn ein kalter Raum dem warmen Raum die Wärme entzieht«, erklärt Marek Hirnich.

Wie soll geheizt werden? Sehr oft werden von Händlern Infrarotheizungen in Tiny-Häuser integriert. Das könnte jedoch die Betriebskosten erheblich erhöhen. Hirnich setzt auf Holz. »Weil es ein nachwachsender Rohstoff ist und man das Holz quasi selbst produzieren kann. Schließlich hat das Ganze ja auch was mit Eigenständigkeit zu tun.«

Auch die Möglichkeiten der sanitären Anlagen werden diskutiert. Heike Dietz, für die das Tiny-House gebaut wird, präferiert eine ökologische Trockentrenntoilette, die durch ein Lüftungssystem geruchsneutral ist, und zudem wertvollen Dünger bringt. Wie Wasser oder Abwasser letztlich genutzt werden muss, steht in der Regel in den kommunalen Satzungen. Üblich ist ein sogenannter Anschluss- und Benutzungszwang, der dem Willen zur Autarkie einen Strich durch die Rechnung machen kann.

Das Tiny-Team ist mittlerweile sehr gut eingespielt. Der Akkuschrauber ist ein guter Freund geworden, die Teilnehmer greifen sicher die 45er- oder 120er-Schrauben, hantieren routiniert mit der 80er-Dämmung. Geht es jetzt an den Corpus, ändert sich alles: der Aufbau und das Material.

Der große Traum, sich das eigene Tiny-House in der Gruppe zu bauen, beschäftigt zwischenzeitlich eine weitere Teilnehmerin. »Sie möchte sich verkleinern, ihr Geld in etwas investieren, was langfristig Zukunft hat«, erzählt der Landschaftsarchitekt. Auch eine Naturwissenschaftlerin aus dem Team will im Moment austesten, was ihr Ding ist. Ist es diese Lebensform? Tiny bewegt.

Wer Interesse an einem Workshop hat, erhält bei Marek Hirnich unter der Rufnummer 0176/45769289 Infos.

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