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Beifallsstürme für junge Literaten: Julia Rausch holt den Sieg

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Die Gewinner des 20. Jugend-Literaturpreises der Ovag mit dem Erfinder des Wettbewerbs Andreas Matlé (l.), den Ovag-Vorständen Joachim Arnold (4. v. l.) und Oswin Veith (r.) sowie Laudatorin Dana von Suffrin (vorne, 2. v. l.). © Annette Hausmanns

Der 20. Jugend-Literaturpreis der Ovag ist entschieden, Julia Rausch aus Romrod im Vogelsbergkreis wurde bei der Preisverleihung im Bad Nauheimer Dolce zur Siegerin gekürt.

Wer Geschichten schreibt, sitzt vor einem leeren Blatt Papier oder einer Tastatur, ist alleine mit seinen Gedanken, erschafft eine eigene Welt. Beim Schreiben ist man für sich. Umso schöner, dass die Ovag dem literarischen Schreiben alljährlich einen festlichen Abend widmet. Und junge Autorinnen (auch diesmal in der deutlichen Überzahl) sowie Autoren in den Mittelpunkt des Interesses rückt. Zumal das, was sie im »stillen Kämmerlein« ersonnen haben, im Frühjahr als Buch erscheint, als 20. Band der »Gesammelten Werke«.

Die Spannung war wieder riesengroß und der Jubel auch, als Julia Rauschs Name genannt wurde. Die 18-jährige aus Romrod gewann mit ihrem Text »Engelchen, Engelchen flieg« die 20. Ausgabe des Jugend-Literaturwettbewerbs der Ovag. Sie tritt die Nachfolge der 18-jährigen Emilia Bauer (Schrecksbach) an, die in diesem Jahr den dritten Platz einnimmt. Den gab es sogar zweimal: Ebenfalls auf dem dritten Platz landete Lilli Weiskopf (Gießen) mit »Erde«; sie erreichte in den Vorjahren bereits zwei dritte und einen zweiten Platz. Auf den 2. Platz kam Carolin Görlach (Pohlheim) mit »Dem Himmel eine Stunde«; sie war 2021 und 2022 unter den Preisträgern. Was das alte Sprichwort unterstreicht: Wer schreibt, bleibt!

Ausgezeichnet und mit Preisen bedacht wurden weitere 18 junge Autorinnen und zwei junge Autoren, die im November nach Bad Kissingen auf einen Lektorats-Workshop mit Schrifstellerinnen und Journalisten fahren; dann bekommen die Geschichten ihren letzten Schliff, bevor sie als Buch erscheinen und die Autorinnen und Autoren in Schulen auf Lesetournee gehen.

Ovag-Vorstand Oswin Veith stellte bei der Begrüßung der Gäste - Eltern, Geschwister, Lehrkräfte, Vertreter von Landkreisen, Städten und Gemeinden - zu Recht fest, dass der Jugend-Literaturpreis der Ovag »über unsere Grenzen hinaus bekannt« sei. Als Beispiel für einen nachhaltigen Literaturwettbewerb, der eben nicht endet, wenn die Preise überreicht werden.

Wo Chat GPT nicht mithalten kann

Veith machte ein spannendes Experiment und rezitierte im gehobenen Ton feierliche Worte: »Im Himmelreich der Dichtkunst wandelnd, / durchfließt mein Geist die Zeiten fern...« Von wem das stamme, wollte er wissen und verriet: Nicht von Goethe oder Schiller, Chat GPT hat diese Zeilen produziert. Ein paar Stichworte und die Angabe »im Stil von Goethe« reichten dazu.

Aber stecken da Herzblut und Originalität drin? Natürlich nicht, sagte Veith. Und auch nicht die Genugtuung, die man erfahre, wenn man eigene Texte schreibe und »sich jedes Wort und jeden Satz abgerungen hat«.

Die Deutschlehrerin Dorothee Hildebrand von der Bad Nauheimer ELS berichtete aus ihrer Sicht vom Schreibprozess der Schüler, sprach vom »Zauber der Sprache« und zitierte Doris Dörrie: »Schreiben heißt, die Welt einatmen.« Und atmen kann Chat GPT bekanntlich noch nicht.

Laudatorin war in diesem Jahr die Münchner Schriftstellerin Dana von Suffrin, deren Debütroman »Otto« sechs Literaturpreise erhielt. Sie weiß also, wie es geht. Und bekannte: »Schreiben ist eine Zumutung.« Weil jeder Satz, jedes Wort scheitern kann. Die Arbeit an Texten sei wie das Ronovieren einer Wohnung. Das geht nicht an einem einzigen Tag. Stellt man nur ein Möbelstück um, sieht gleich alles anders aus. Schreiben sei Überarbeiten, ein akribischer Prozess, der erst endet, »wenn wir im Text enthalten sind, in all unserer Vielschichtigkeit und Widersprüchlichkeit.« Dana von Suffrin zeigte anhand von Beispielen aus den Siegertexten, wie exakt die Autorinnen gearbeiten haben. Im Workshop, sagte sie, werden aus guten Texten noch bessere.

Den festlichen Rahmen des Abends rundeten Schülerinnen der Gesangsklasse von Thomas Hanelt aus der Musikschule Bad Nauheim ab. Amalia Kouida, Lena Wolff und Alexandra Bonn (Finalistin der Casting-Show »The Voice Kids«) verzauberten das Publikum mit wunderschönen Balladen.

Die Preisträger

Die Gewinner des 20. Jugend-Literaturpreises der Ovag: 1. Platz: Julia Rausch, Romrod, Albert-Schweizer-Schule Alsfeld, »Engelchen, Engelchen flieg«; 2. Platz: Carolin Görlach, Pohlheim, »Dem Himmel eine Stunde«; 3. Platz: Emilia Bauer, Schrecksbach, Albert-Schweizer-Schule Alsfeld, »So rot das Fleisch« und Lilli Weiskopf, Gießen, »Erde«

Die weiteren Preisträger: Emma Baum (Bad Nauheim, Ernst-Ludwig-Schule), Pia Bonn (Friedberg, zum siebten Mal unter den Preisträgern), Jola Borg (Wißmar, Liebigschule Gießen), Luana Cimiotti (Stadtallendorf, Albert-Schweitzer-Schule Alsfeld), Sean Brian Eckhardt (Gießen, Landgraf-Ludwigs-Schule), Seba Habibyar (Bad Nauheim, zum fünften Mal Preisträgerin), Estel Halil (Bad Nauheim, Ernst-Ludwig-Schule), Paul Emil Kiesow (Friedberg, Augustinerschule), Cheyenne Kubala (Gründau), Amelie Lack (Gießen), Milena Lack (Ortenberg, Gesamtschule Konradsdorf), Luisa Emilia Lenser (Bad Nauheim, Augustinerschule Friedberg), Rebecca Martin (Friedberg, Augustinerschule), Anna Mühlenbruch (Münzenberg), Svea Catina Schäfer (Hüttenberg, Weidigschule Butzbach), Hannah Schmitt (Nidderau-Eichen, Limesschule Altenstadt), Sonja Nicole Schnabel (Karben, Augustinerschule Friedberg), Norina Tondar (Gießen, zum vierten Mal unter den Preisträgern), Marie Luise Wäß (Ortenberg) und France Morgana Winkler (Bad Nauheim, St. Lioba-Schule). Die Erstplatzierten erhalten 1000, 700 und 600 Euro Preisgeld, alle übrigen 250 Euro. An die über 200 Einsendungen wurden auch wieder Gruppenpreise vergeben. Der Karlhans-Frank-Gedächtnis-Preis geht an den 13er-Deutsch-Leistungskurs der TKS Grünberg (Lehrerin Christina Krimke) für »Faust goes modern for Genz«. Der 2. Platz geht an die Klasse 5 B der Limesschule Altenstadt (Lehrerin Tanja Schäfer-Auth), der 3. Platz an die 10 A der Ernst-Ludwig-Schule Bad Nauheim (Lehrerin Dorothee Hildebrand) und an die Klasse G 10a der Friedrich-Magnus-Gesamtschule Laubach (Lehrerin Susanne Schmidt). Sonderpreise mit einer Belobigung von jeweils 150 Euro gehen an die Klasse 9 a der ELS Bad Nauheim, die 8 b der Schrenzerschule Butzbach, die Weidigschule Butzbach, an Schülerinnen der Gesamtschule Konradsdorf, ferner an die 12. Klasse der ELS Bad Nauheim, die 9 a R der Gesamtschule Gedern, das Landgraf-Ludwigs-Gymnasium Gießen, die 8. Realschulklasse der Kurt-Schumacher-Schule Karben, den Deutsch-Kurs Jahrgang 10 der IGS Schlitzlerland in Schlitz und an die 11. Klasse der Höheren Berufsfachschule Butzbach. Nicht vergessen werden soll die Ehrung von Andreas Matle: Der Ovag-Pressesprecher ist seit 20 Jahren der Spiritus Rector des Wettbewerbs, ohne ihn gäbe es das alles nicht. jw/PV

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