Bingenheimer Hexenprozesse

Bingenheim (red). Der Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsverein Echzell, Dr. Jochen Degkwitz, wird über die Geschichte von vier Juden in den Bingenheimer Hexenprozessen in einem Vortrag berichten. Termin ist Montag, 20. März, ab 20 Uhr in der Bingenheimer Kirche.
An der Kreisstraße von Echzell nach Berstadt beim Römerhof, liegt ein Flurstück mit dem bezeichnenden Namen »Am Judengalgen«. Dort war 1658 auf Befehl des Landgrafen Wilhelm Christoph ein neuer Galgen aufgerichtet worden, um den Juden Itzig (Isaak) aus Staden hinzurichten, der gestanden hatte, 18 Jahre zuvor mit zwei weiteren Juden die beiden Glocken aus der Blofelder Kirche gestohlen zu haben.
Nun war der Delinquent jedoch in der Nacht auf den 28. November in seinem Gefängnis im Schlossturm tot aufgefunden worden. Der damalige Bingenheimer Schultheiß Hans-Jörg Schöffer schrieb dazu in seiner Liste der Hexenprozesse, dass Itzig daraufhin am 2. Dezember »hinderst oberst« an beiden Füßen am neuen Galgen aufgehängt wurde und seine Verbrechen auf einer Tafel dabeigeschlagen, »dass jeder sehen kann, was er getan und wie er sich ergörgelt (= erdrosselt)« hat. Es sei nicht anders zu schließen, als dass ihn der Teufel ergörgelt und ihm »darhin geholffen« habe.
Volle sieben Wochen später hing er noch immer so da, und wohl noch deutlich länger. Am 22. Januar 1659 nämlich reichte der Anwalt von Itzigs Witwe in ihrem Namen eine Klage beim Reichskammergericht in Speyer ein. Darin betont er, der Landgraf habe »solch grausames Spektakel bis auf diese Stunde allen vor Augen stehen lassen«, und fordert, den Landgrafen dazu zu verurteilen, der Witwe zu gestatten, ihren toten Mann vom Galgen herunterzunehmen und nach den jüdischen Sitten begraben zu lassen.
Auch die zwei anderen Blofelder Glockendiebe sowie ein vierter Jude gerieten in die Mühlen des Bingenheimer Hexengerichts. Zweien gelang die Flucht aus dem Gefängnis.
Einer, Seligmann mit Namen, wurde am 7. Mai 1660 »nach langem Sitzen« bei eben jenem Judengalgen als ein Zauberer oder Hexer auf dem Scheiterhaufen bei lebendigem Leibe verbrannt.
Alle Interessierten sind zu dem Vortrag in die Bingenheimer Kirche eingeladen. Der Eintritt ist frei.