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Bringt »Klassenschau!« der Hammerwaldschule einen Preis?

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Nicht nur diese beiden Schüler und Lehrer Andreas Jung drücken die Daumen, sondern die ganze H4 der Hammerwaldschule Hirzenhain wünscht sich, dass die Schule als erste GE-Schule einen Preis gewinnt. © Elfriede Maresch

Seit über 50 Jahren gibt es den Schülerwettbewerb für politische Bildung. Eine Klasse der Hammerwaldschule in Hirzenhain nimmt mit einem Video teil.

Seit über 50 Jahren gibt es den Schülerwettbewerb für politische Bildung. Eingeladen sind Klassen und Kurse der Jahrgangsstufen 4 bis 12, die unter zwölf Aufgabenstellungen wählen und für gelungene Einsendungen Preise bekommen können. Mit dem selbst gestalteten und gedrehten Video »Klassenschau!« nimmt die Klasse H4 am Wettbewerb teil. Sie gehört zum Standort Nidda der Hammerwaldschule Hirzenhain, einer Förderschule für Geistige Entwicklung (GE) sowie mit einer Abteilung für körperliche und motorische Entwicklung.

Am Anfang stand ein Gespräch, in dem Förderschullehrer Andreas Jung seine Klasse über die möglichen Themen und den Ablauf des Wettbewerbs informierte. Es war eine gute Entscheidung, dass die Gruppe das Themenfeld »Logo!« auswählte, das den Jugendlichen vertraut war.

Nach dem Mittagessen, in einer kleinen Entspannungsphase, schaut sich die Klasse fast täglich diese Nachrichtensendung für Kinder im ZDF an. So wussten die Jugendlichen schon einiges über die Einzelbeiträge, die Moderation und den Ablauf.

Aber jetzt selbst solche Nachrichten produzieren? Während des regulären Unterrichts wurde immer wieder Zeit für das Projekt eingeplant - und nach zwei Monaten war der Film gedreht, zusammengeschnitten und abgabefertig. Die Jugendlichen entschieden sich für die Schwerpunkte »Unsere Schule« und »Fußball-WM« und wählten als drittes Thema Myller, den Pop-Sänger, der beim 50-jährigen Schuljubiläum im vergangenen Sommer alle mit seinem Auftritt begeistert hatte.

Im Gruppengespräch entstand eine Liste, was recherchiert und dargestellt werden sollte. Der 13-jährige Jonathan war bereit, die Aufgabe des Moderators zu übernehmen. An den Nachrichten-Desk im Fernsehen erinnerte die dunkle Wand mit dem Bildschirmsymbol, vor dem der Moderator Anfangs- und Schlusssequenz der »Klassenschau!« sprach.

Kritischer Beitrag zu Fußball-WM

Ins Bild sollten beide Schulstandorte - und so war das Aufnahmeteam mit der Videokamera in Hirzenhain und Nidda unterwegs. Gefilmt wurden Szenen des handlungsorientierten Lernens, das für diese Schulform wichtig ist: Gruppen unterschiedlichen Alters sind in der Schulküche zu sehen, im Kreativraum, auf dem Pausenhof, im Klassenzimmer, wo Lernschritte mit Zeichnungen und Bildern auf großen Postern dargestellt waren. Schulleiter Frank Schauerte wurde in seinem Büro gefilmt, Lehrerinnen kamen zu Wort. »Die Schule gefällt mir, die fördert sehr gut«, meinte der Jugendliche Emanuel im Gespräch - dass im Untertitel über ihn »Ist am liebsten auf dem Pausenhof« zu lesen ist, rückte das Kompliment etwas zurecht.

Beim Abschnitt Fußball, der sich mit der WM in Katar beschäftigte, wurde deutlich, dass auch Jugendliche mit Handicaps kritische Hintergrundinformationen aufnehmen und gestalten können. Moderator Jonathan hatte die Kontroversen im Blick: »Manche Leute wollen bei dieser WM nicht Fußball gucken - warum eigentlich?« Ein gleichaltriges Mädchen stellte die kritischen Punkte mit Filzstiftzeichnungen dar. Für die schlechten Arbeitsbedingungen auf den Baustellen hatte sie ein grünes Spielfeld gezeichnet, von dessen völlig ungesichertem Rand Strichmännchen nach unten ins Bodenlose fallen.

Auch das Recht aller Menschen auf Bildung und freie Gestaltung des eigenen Lebens, in Katar eingeschränkt, wurde in Bildern dargestellt. Flaggen von Teilnehmerländern schlossen diesen Abschnitt ab.

Interview mit Myller

Unbefangen interviewte Schüler Alexander den Deutsch-Pop-Sänger Myller und entlockte ihm Informationen von allgemeinem Interesse: »Mein Lieblingsinstrument: Gitarre. Mein größtes Konzert: vor 7000 Zuschauern in Dortmund. Mein Wunsch: ein Auftritt mit Nico Santos.« Wie in echt sagte Interviewer Alexander anschließend: »Wir schalten jetzt zurück ins Studio.« Der Moderator spielte noch als »Song des Tages« Myllers »Weit weg« ein.

Schon vor dem Jubiläum hatte Andreas Jung, Gitarrist in Myllers Band, den Kontakt hergestellt. Jung ist Gymnasiallehrer für Englisch und Politik/Wirtschaft und hatte während einer Aushilfstätigkeit an der Hammerwaldschule so viel Freude an der Förderschularbeit, dass er noch zwei weitere Jahre Sonderpädagogik studierte und jetzt zum Kollegium der Schule gehört.

Die »Klassenschau!« schließt mit einem Wunsch der Klasse H4: »Jetzt heißt es Daumen drücken, denn wir wollen die erste GE-Schule sein, die bei diesem Wettbewerb gewinnt!« VON ELFRIEDE MARESCH

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