Bruchwiese wird zum Stadtpark: Wie ist es um die Zukunft der SG Büdingen bestellt?

Die Zeit des Fußballs auf der Bruchwiese neigt sich dem Ende entgegen. Aus dem Areal soll zur Landesgartenschau in vier Jahren ein Stadtpark werden. Und was macht dann die SG Büdingen?
Die Bruchwiese ist zweifelsohne das Filetstück des Büdinger Beitrags zur interkommunalen Landesgartenschau 2027. Dass beim geplanten Umbau des Areals in einen Stadtpark der Fußball keine Rolle mehr spielen wird, ist längst kein Geheimnis mehr. In der Theorie klingt die Lösung einfach: Die SG 1905 weicht für eine Weile auf einen der seit Jahren brachliegenden Sportplätze in den Stadtteilen aus, während parallel in Büdingen gebaut wird: und zwar nicht nur ein schicker Stadtpark zwischen Eberhard-Bauner-Allee und Seemenbach, sondern vor allem ein Sportzentrum auf dem Dohlberg, das mit zwei Plätzen dem Fußballverein, anderen Sportclubs und den beiden Schulen mit knapp 2000 Schülern eine neue Heimat bietet. Damit könnte sich die SG Büdingen gut anfreunden.
Praxis sorgt für Ernüchterung
Die Praxis dagegen bringt Ernüchterung. Das Gelände auf dem Dohlberg wird viel Geld verschlingen. Zwei Sportfelder (Kunst- und Naturrasenplatz), das Vereinsheim, Leichtathletikanlagen, Beachvolleyballfeld, Skateranlage, Grillpatz - die Rede ist von einer Gesamtsumme, die bei zehn Millionen Euro liegt. Mindestens. Fördermittel gibt es bis jetzt noch keine. Hinzu kommt die aufgrund des Schulzentrums ohnehin schon prekäre Verkehrssituation zumal in der Bismarckstraße. Bürgermeister Benjamin Harris hat vor einigen Wochen im Zuge einer Versammlung der SG im Sportheim erklärt, dass er damit rechnet, dass die Lage zeitnah entzerrt wird, in dem eine offizielle Verkehrsanbindung über das Industriegebiet auf den Weg gebracht wird. Der Bau beider Sportplätze auf einmal, auch das verkündete er, wird finanziell nicht drin sein.
Die Alternative, die der Verwaltungschef dem Fußballclub auf dieser Versammlung nannte, lautet Orleshausen. Dort gibt es einen seit Jahren nicht genutzten, aber gut bespielbaren Fußballplatz und ein Vereinsheim. Aber: In den politischen Gremien ist schon seit längerem das Areal als möglicher Standort für einen weiteren, dringend benötigten Kindergarten im Gespräch. Zudem könnte das Ausweichen in ein Dorf, vielleicht über Jahre, der SG den vielleicht größten Erfolg ihrer jüngeren Vereinsgeschichte zunichte machen. Unter der Leitung von Martin Vosseler sind zirka 150 Kinder und Jugendliche auf der Bruchwiese aktiv. 20 Prozent sind Deutsche, 80 Prozent bringen eine Migrationsgeschichte mit. Nachwuchsleiter Vosseler spricht vom »größten Integrationsprojekt der Stadt Büdingen«. Zur kommenden Saison 2023/2024, rechnt er, könnte die SG mit zehn Jugendmannschaften am Start sein. Der Verein verlangt von diesen Kindern und Jugendlichen keine Mitgliedsbeiträge, ihre Trainer leiten die Übungsstunden umsonst. Inzwischen gibt es einen Kleinbus und Sponsoren, die das Projekt unterstützen.
»Die gesellschaftliche Bedeutung ist nicht in Worte zu fassen. Bald sind es 200 Kinder. Wenn ich die nach Orleshausen schicken muss, bricht die Arbeit binnen zwei Monaten zusammen«, mahnt Martin Vosseler.
Und noch ein Problem deutet sich an. Zwar hat die SG inzwischen einen Auflösungsvertrag der Stadt unterschrieben, womit das bis 2035 laufende Pachtverhältnis nun der Vergangenheit angehört und der Umbau der Bruchwiese theoretisch nach der nächsten Saison im Sommer 2024 beginnen kann. Doch spricht der kürzlich wiedergewählte Vereinsvorsitzende Ali Köksal von einer »unschönen Art«, mit der vor allem der Bürgermeister und Stadtrat Norbert Mäser (beide CDU) Druck auf die SG ausgeübt haben sollen. Köksal möchte vor der Stadtverordnetenversammlung an diesem Freitag kein weiteres Öl ins Feuer gießen, kündigt aber im Gespräch mit dieser Zeitung an: »Die Art des Umgangs ist nicht in Ordnung. Das letzte Wort in dieser Sache ist noch nicht gesprochen.«
Antworten heute Abend?
Einige Antworten dürfte es in der Sitzung der Parlamentarier zur Zukunft der Sportstätten in Büdingen bestimmt geben. So war das am Dohlberg geplante Sportzentrum zuletzt mehrfach im Haupt- und Finanzausschuss Thema. Der Tenor dort ist eindeutig: Es soll zunächst nur ein Sportplatz unterhalb der Schule gebaut werden. Die Ergänzung um ein zweites Feld kommt später, wenn es die finanzielle Situation der Stadt zulässt. Parallel dazu soll sich um Fördergelder bemüht werden, nachdem der letzte Versuch nicht von Erfolg gekrönt war.