„Vollkommen nass von ihrem eigenen Urin“: Große Wut über herzlos ausgesetzte Katzen

Die Aufregung ist groß - vor allem in den sozialen Medien: Im Düdelsheimer Elsegrund ist eine kleine Katzenbox mit erschütterndem Inhalt gefunden worden.
Düdelsheim – Eine graugetigerte Katzenmama und acht Jungkätzchen im Alter von etwa vier Wochen sind in Düdelsheim einfach ausgesetzt worden. »Sie müssen schon länger in der kleinen, beengten Kiste gelegen haben, denn sie waren vollkommen nass von ihrem eigenen Urin«, sagt Polizeibeamtin Daniela Weikert von der Polizeistation Büdingen. Sie konnte die kleine Familie im Tierheim Elisabethenhof bei Dorn-Assenheim unterbringen, wo ihre Tochter Lena als Tierpflegerin arbeitet.
Der Besitzer einer Autowerkstatt im Elsegrund war am Dienstag zunächst beim abendlichen Spaziergang mit seinem Hund gegen 22 Uhr an der Stelle vorbeigekommen, an der die Kätzchen dann auf dem Bürgersteig gefunden wurden. Als sein Schwager eine halbe Stunde später zufällig aus dem Fenster schaute, nahm er die Box wahr, ging nachschauen und alarmierte nach seinem Fund die Polizei.
Wetteraukreis: Bei ausgesetzten Katzen „regelrecht Erste Hilfe geleistet“
»Aufgrund dieses aufmerksamen Verhaltens und der genannten Zeitpunkte lässt sich die Tatzeit zwischen 22 und 22.30 Uhr eingrenzen«, sagt Polizeibeamter Christopher Fürstenhöfer, der sich entschloss, den Kätzchen über Nacht in seiner Wohnung ein Obdach zu gewähren.
»Viele Kollegen sind mit Herzblut bei der Sache, wenn es um Fundtiere geht«, sagt Daniela Weikert. »Aber in der Polizeistation Büdingen haben wir nicht die Möglichkeit einer artgerechten Unterbringung. Insofern ist der Kollege seinem spontanen Impuls gefolgt und hat der Katzenmutter und ihren Jungen regelrecht Erste Hilfe geleistet. Unklar ist, ob alle acht Jungtiere tatsächlich zu dieser Mutter gehören. Aber sie säugt sie alle vorbildlich und ist, wie die Kleinen, zumindest dem äußeren Anschein nach wohlauf.«
Katzen in der Wetterau ausgesetzt: Kein Chip, keine Tätowierung
Wegen der Überfüllung vieler Tierheime im Umkreis, auch dem vertraglich an die Stadt Büdingen gebundenen Heim im Bad Nauheimer Stadtteil Rödgen, entschloss sich Weikert, den Elisabethenhof zu kontaktieren und die Katzenfamilie vorerst dort unterzubringen. Jetzt stehen tierärztliche Untersuchungen sowie Entwurmung, Impfung, Tätowierung und das Versehen mit einem Chip an.
Eine Tätowierung und ein Chip waren bei der erwachsenen Katze nicht zu finden, sodass die Polizei auf die Hilfe der Bevölkerung angewiesen ist, um den Halter oder die Halterin ausfindig zu machen und zur Verantwortung zu ziehen. Denn das Aussetzen von Tieren ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat.
Polizei bittet um Hinweise
Polizeibeamtin Daniela Weikert ist selbst Tierhalterin und weiß, was das an Freude, aber auch an zeitlichem und finanziellem Aufwand mit sich bringt. »Die gestiegenen Tierarztkosten überfordern so manches Portemonnaie, gerade in Zeiten der Inflation«, sagt sie. »Kastration, Sterilisation, Impfungen und Ausstattung können sich gerade bei einem so großen Wurf rasch zu hohen Summen aufaddieren. Hinzu kommt, dass viele Menschen, die sich in der einsamen Zeit der Pandemie Tiere angeschafft haben, diese wieder loswerden möchten - oder schlichtweg eine Urlaubsreise planen, bei der die Vierbeiner im Weg sind.« All das seien aber keine Gründe, derart herzlos und zudem strafbar zu handeln, sagt Weikert.
Hinweise, die zur Aufklärung der Straftat beitragen können, nimmt die Polizei Büdingen unter der Rufnummer 0 60 42/9 64 80 entgegen. (Inge Schneider)
Zuletzt wurde eine jahrelang vermisste Katze nur wenige Kilometer von Friedberg entfernt gefunden.