Büdinger Traditionsunternehmen kämpft mit Folgen von Pandemie und Krieg

Der Aufstieg des Büdinger Traditionsunternehmens begann im Wirtschaftswunder. Heute kämpft der Textilreinigungsbetrieb Gröger mit den existenzbedrohenden Folgen der Pandemie und des Ukraine-Krieges.
Es sind für viele gerade schwierige Zeiten, in allen Bereichen steigen die Kosten, so auch im Reinland Textilreinigungsbetrieb von Willi Gröger in Büdingen. Seit der Corona-Pandemie hat das Unternehmen schwer zu kämpfen.
»Die beiden Jahre 2020 und 2021 waren für unseren Betrieb schon sehr hart. Sämtliche Feiern, wie Hochzeiten, Konfirmationen und Kommunionen wurden abgesagt, keine Oktoberfeste, Märkte oder Weihnachtsfeiern. Somit haben wir auch keine Gesellschaftskleidung zum Reinigen bekommen, keine Tischdecken«, berichtet Inhaber Willi Gröger.
Und im Homeoffice hätten viele Jogginghose und T-Shirt anstatt Rock, Bundfaltenhose, Bluse und Hemd getragen. »Auch diese Artikel kamen nicht mehr zu uns in die Reinigung. Vor Weihnachten hatten wir immer sehr viele Aufträge zum Reinigen oder Waschen von Teppichen oder Gardinen. Auch dies blieb aus, da die Familien kaum Besuch zu Hause empfingen«, sagt Gröger
Der Auftragseingang habe teils nur bei 30 bis 40 Prozent im Vergleich zu Vor-Corona-Zeiten gelegen. Erst Ende April dieses Jahres habe sich die Lage langsam gebessert. »Inzwischen liegen wir wieder bei circa 70 Prozent Auftragseingang«.
Dies werde wahrscheinlich auch nie mehr anders, denn das Homeoffice werde bei vielen bleiben. »Diese Kunden kommen dann mit ihrer Business-Kleidung nur alle 14 Tage bis drei Wochen, als sonst einmal wöchentlich« sagt Gröger weiter.
Kosten schon im Jahr 2021 explodiert
Die Preise für Wasch- und Reinigungsmittel sowie sonstige Hilfsmittel, Verpackungen, Kleiderbügel usw. seien schon im Jahr 2021 explodiert, die Kostensteigerung gehe allerdings kontinuierlich weiter.
»Das schlimmste im Moment sind allerdings die Energiekosten, diese fressen uns förmlich auf«, berichtet Thiemo Wisbar, Sohn der Lebensgefährtin von Willi Gröger, der sich seit vielen Jahren neben seinem normalen Berufsalltag noch mit um den Textilreinigungsbetrieb kümmert.
»Wir haben es einigermaßen gut durch die Corona-Pandemie geschafft im Gegensatz zu vielen Kollegen in Deutschland die aufgeben mussten. Wir haben das Personal so eingeplant, dass alle zur Arbeit kommen konnten, wenn auch teils mit weniger Stunden«, so Wisbar, der damit auch ein großes Dankeschön an das Team richtet, das trotz der widrigen Umstände dem Betrieb treu geblieben sei.
Zum Glück hätten dieses Jahr wieder einige Feiern und Hochzeiten stattgefunden, sodass wieder mehr Gesellschaftskleidung zur Reinigung abgegeben wurde. »Leider ist aktuell unser Speicherband, die Lagerfläche für Teppiche und Vorhänge ziemlich leer.
So kurz vor Weihnachten wussten wir sonst nicht, wo wir die fertig gereinigten Gegenstände, die zur Abholung bereit waren, noch unterbringen sollen. Heute ist leider mehr als genug Platz vorhanden«, schildert Wisbar die Situation.
Leider sehe es so aus, dass es auch im nächsten Jahr nicht wirklich besser wird und die Preise für Energie erst einmal auf einem sehr hohen Niveau bleiben werden.
»Selbst mit dem geplanten Strompreisdeckel sollen wir für unseren, inzwischen ja recht kleinen Betrieb im kommenden Jahr bei gleichem Verbrauch 17 000 Euro mehr alleine für den Strom zahlen - wie dies funktionieren soll wissen wir aktuell noch nicht«, sagt Wisbar.
Unvermeidliche Preiserhöhungen
Sollte der Traditionsbetrieb aufgeben müssen, wäre dies für die Mitarbeiter/innen und die Stadt Büdingen ein schwerer Verlust, so Wisbar. »Büdingen hat in den letzten Jahrzehnten schon sehr viele Geschäfte und Dienstleistungsbetriebe verloren. Eine weitere Schließung wäre ein weiterer schwerer Schlag.«
Im Oktober habe kein Weg dran vorbeigeführt: Nach der letzten Preisänderung 2014 musste das Unternehmen die Verkaufspreise für seine Dienstleistungen um zehn Prozent erhöhen. »Zum Glück hat der größte Teil der Kundschaft Verständnis dafür.
Allerdings deckt die Preiserhöhung nur bedingt die enorm gestiegenen Kosten. Wir versuchen schon zu sparen wo es geht, ohne dass die Qualität leidet, allerdings sehen wir nichts mehr, wo wir noch mehr einsparen könnten«, verdeutlicht Wisbar.
»Wir können wirklich nur hoffen, dass die Preise für Energie so schnell als möglich wieder sinken und unsere chemische Reinigungsmaschine noch lange ohne Probleme läuft.«
Eine Neuanschaffung sei nicht drin, ein vergleichbares Modell koste aktuell rund 75 000 Euro plus Einbau. »So eine Maschine passt nicht mal so durch die Ladentür. Ändert sich nichts, kommt bald schneller kein Industriedampf mehr aus unseren speziellen Bügeleisen als wir schauen können«, fügt Wisbar hinzu.
Info: Gründung in der Wirtschaftswunderzeit
Die Wäscherei und chemische. Reinigung Grögern hatte in Spitzenzeiten über 45 Angestellte. Der Traditionsbetrieb wurde 1954 in der Friedrich-Fend-Straße in Büdingen gegründet und wurde mit den amerikanischen Streitkräften groß.
Wie Inhaber Willi Gröger berichtet, ist das Einzugsgebiet recht groß. Kunden kämen von Altenstadt, Gedern, Nidda, Gründau, Ortenberg, Hammersbach und teils noch weiter. »Wir sind Textilreiniger mit chemischen Reinigungsanlagen seit den 1960er Jahren, wir verstehen unser Handwerk, das wissen die Kunden, die teils schon in dritter Generation zu uns kommen, teils sogar aus Frankfurt, Bad Homburg.
Und selbst aus der Schweiz kommt regelmäßig eine Kundin, die Ihre Garderobe bei uns reinigen lässt, erklärt Gröger stolz.