Auf der Suche nach der Haselmaus

Butzbach (pm). Neulich in Pohl-Göns: Ein Team aus Naturexperten sucht nach dem »Tier des Jahres 2017«. Dafür, dass es schon so einen prominenten Titel innehatte, ist der Säuger aber außerordentlich klein. Nicht einmal 40 Gramm wiegt die Haselmaus bei einer Länge von knapp 15 Zentimetern. Wenn es zu Baumaßnahmen kommt, wird für dieses winzige Wesen bei Hessen Mobil großer Aufwand betrieben.
Denn die Haselmaus, obwohl in fast ganz Europa zu Hause, ist immer seltener und damit zur streng geschützten Art geworden. »Bei Straßen- und Radwegevorhaben ist sie stets zu berücksichtigen«, heißt es bei vielen Projekten. Und in Pohl-Göns, wo bald die Brücke über die B3 neu gebaut und für einen Radweg verbreitert werden soll, waren sich die zuständigen Landespfleger schnell einig: Hier muss kartiert werden. Der Bestand an Haselmäusen soll genauestens erfasst werden, bevor Bagger, Planierraupe und Co. anrollen.
Aber warum gerade hier? Nicht nur gab es von Naturfreunden aus dem Umfeld schon klare Hinweise auf den seltenen Nager, auch der Strauch- und Gehölzbewuchs rund um die Brücke gleicht einem Haselmaus-Paradies, wo es sich ein komplettes Leben (durchschnittlich drei bis vier Jahre) aushalten lässt. Denn hier wachsen Sträucher wie Haselnuss, Schlehe, Brombeere und Schwarzdorn. Der Allesfresser findet hier nicht nur Platz zum Klettern und Verstecken, sondern vor allem auch Insekten, Beeren und Samen, um sich für den langen Winterschlaf zu stärken.
Röhren und Kästen geben Hinweise
Allerdings muss eine passende Umgebung nicht gleichbedeutend mit einem Vorkommen der Haselmaus sein. Das Artenschutzteam kartiert diese Art für einige kleinere Projekte von Hessen Mobil selbst. Die gängigste Nachweismethode ist der Einsatz von sogenannten Haselmaus-Tubes und -Kästen. Da die Art nur in der Dämmerung und Nacht aktiv ist, bleibt sie meist unbemerkt. Mithilfe der Röhren und Kästen wird der Haselmaus ein Versteck angeboten, in das sie ihr Nest bauen kann. Deshalb hat das Team die Röhren und Kästen nun kürzlich in nahe Gehölze gehängt, um zu sehen, ob die Haselmaus wirklich vorkommt. Zwischen April bis Oktober werden diese Verstecke fünfmal auf Bilche kontrolliert. Im Spätherbst werden sie wieder abgehängt, da die Haselmäuse für den Winterschlaf ein Nest im Boden suchen.
Zusätzlich wurden Verstecke für Reptilien in Form von Dachpappen ausgelegt. Schlangen, Eidechsen und Co. nehmen dieses Angebot gerne wahr, um sich darauf zu sonnen oder darunter zu wärmen. In Pohl-Göns könnten damit zum Beispiel Zauneidechsen, ebenfalls eine streng geschützte Art, nachgewiesen werden.
Zum Standard gehört auch die Vogelkartierung. Mit geschultem Ohr und Blick wurden Tiere gesucht, die ebenfalls einen besonderen Schutzstatus genießen.