Bahnstrecke nach 24 Stunden frei

Butzbach (dab/fd/dpa). Nachdem im Butzbacher Bahnhof am Freitagnachmittag ein Güterzug gebrannt hatte, gab es für Bahnfahrer auch am Wochenende noch deutliche Einschränkungen. Der Fahrgastverband »Pro Bahn« kritisiert fehlende Informationen und einen mangelhaften Ersatzverkehr.
Der Brand auf dem mit Autos beladenen Güterzug behinderte den Bahnverkehr auf der Nord-Süd-Verbindung zwischen Gießen und Frankfurt etwa 24 Stunden lang. Am Samstagnachmittag wurde die Strecke nach Reparaturarbeiten an der Oberleitung wieder freigegeben, teilte die Bahn mit. Die Ursache für den Brand war auch am Sonntag noch unklar. Die Untersuchungen liefen.
Acht Hybrid-Autos beschädigt
Das Feuer war am Freitagnachmittag auf dem fahrenden Güterzug ausgebrochen. Menschen an der Bahnstrecke hatten nach Angaben der Polizei das Feuer bemerkt und gemeldet. Daraufhin sei der Lokführer informiert worden, er habe dann am Bahnhof in Butzbach gehalten. Das Feuer sei gelöscht worden, Verletzte habe es nicht gegeben.
Nach ersten Ermittlungen ging der Brand von einem Auto aus. Ein Sprecher der Bundespolizei sagte am Sonntag, es hätten wohl auch Batterien von Hybrid-Autos gebrannt; ob diese für den Brand ursächlich gewesen seien, sei aber unklar. Am Ende waren acht Hybrid-Autos und der Zug beschädigt, ebenso die Oberleitung und die Lärmschutzwand.
Wegen der starken Rauchentwicklung hatte die Butzbacher Feuerwehr die Anwohner gebeten, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Die Höhe des Schadens ist weiterhin unklar.
Während der Sperrung waren einzelne Züge im Fernverkehr umgeleitet worden und verspäteten sich laut Bahn um einige Minuten. Im Nahverkehr gab es einen Schienenersatzverkehr mit Bussen.
»Butzbach ist ein Vorfall, welcher in die Reihe aus vielen Jahren passt, in welchem die Deutsche Bahn den Fahrgast quasi sich selbst überlässt«, kritisiert der Fahrgastverband »Pro Bahn«.
Das Notfallmanagement nach dem Brand des Güterzugs sei »vollständig misslungen«. Die Fahrgäste seien erneut bei einer länger andauernden Streckensperrung gestrandet, ohne dass sie ein Mindestmaß an Informationen erhalten hätten. Besonders zu rügen sei, dass selbst in einem solchen Notfall die Deutsche Bahn sich außerstande sehe, in den digitalen Medien die Nahverkehrszüge, die von anderen Verkehrsunternehmen ausgeführt würden, ebenfalls mit »Ausfall« zu kennzeichnen. »So mussten die unbedarften Fahrgäste annehmen, dass die Züge der Hessischen Landesbahn trotz des großen Brandes den Bahnhof Butzbach passieren konnten.«
Lob für Akteure vor Ort in Butzbach
Man habe sich lediglich auf das Personal der DB-Information in Frankfurt und Gießen gestützt. »Auf allen anderen Unterwegsbahnhöfen musste man sich auf kryptische und unvollständige Einzelworte und Symbole in Displays verlassen«, sagt »Pro Bahn«.
Weiterhin habe die Deutsche Bahn auch die sog. Notfallverkehre nicht im Griff. »Eine rudimentäre bunte Zusammenstellung von Einzelbussen von Privatbusunternehmen soll in diesen Fällen die Züge ersetzen.« Als Ersatz für die eingesetzten großen Doppelstockzüge hätten in Gießen und Friedberg nur zwei Busse bereitgestanden, um die Menschen weiterzubefördern. »Somit reduziert man das Platzangebot von 400 bis 800 Plätzen im Zug auf 90 Plätze im Bus.«
Positiv zu werten sei indes die Arbeit der handelnden Personen vor Ort in Butzbach. »Der Brand war schnell unter Kontrolle, das Notfallmanagement hat wohl schnell reagiert, sodass ein Ausbreiten des Brandes verhindert wurde.« Sehr erfreut sei der Fahrgastverband auch darüber, dass die Oberleitung schon einen Tag später durch einen Bauzug instandgesetzt wurde.
Das könne jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Management gegenüber den Fahrgästen seit vielen Jahren nicht mehr funktioniere. Daher fordere der »Pro Bahn«-Landesverband von der Politik die »unmissverständliche Vorgabe« einer deutlichen Kapazitätsausweitung für Notfälle im Bahnnetz. Auch müssten die Fahrgäste besser informiert werden.

