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Cousin in die Falle gelockt?

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Wetteraukreis (doe). Wegen gefährlicher Körperverletzung sowie Diebstahl stehen erneut vier Männer im Alter von 25 bis 28 Jahren vor dem Schöffengericht des Amtsgerichts Friedberg. Die erste Hauptverhandlung zu dem Vorfall, der sich im Juni 2020 in einer Wetterau-Gemeinde ereignet hatte, war wegen einer von den Verteidigern beanstandeten Fristüberschreitung im Juni 2022 am dritten Verhandlungstag abgesetzt worden.

Als Opfer schilderte ein heute 33-Jähriger seine Geschichte. Am 5. Juni 2020 habe ihn der Anruf eines Cousins erreicht. Er wolle ihn sehen, habe etwas mit ihm zu besprechen, zitierte der 33-Jährige den Wunsch des Anrufers. Man einigte sich auf einen Treffpunkt in einer Wetterau-Gemeinde, wo sich Anrufer und Opfer zu einer nahe der Straße stehenden Bank begaben. Wegen der Nähe der Bank habe er sein Auto nicht abgeschlossen, so der 33-Jährige.

Plötzlich seien drei weitere weitläufige Verwandte aufgetaucht und hätten ihn gemeinsam mit dem Anrufer verprügelt - sein Cousin habe ihn »in die Falle gelockt«. Man habe zehn Minuten lang auf ihn eingetreten und -geschlagen, auch mit einem Baseballschläger. Man habe ihn umbringen wollen und nur von ihm abgelassen, weil eine Radfahrerin des Wegs gekommen sei, gab der 33-Jährige abermals zu Protokoll.

Widersprüche in Aussagen

Am Boden liegend und sich gegen die Schläge schützend, habe er seinen Cousin dabei beobachtet, wie er von seinem (des Opfers) Auto wieder zu der prügelnden Gruppe zurückgekehrt sei. Als, während er noch im Krankenhaus lag, das Fehlen von 340 Euro aus seinem im Fahrzeug liegenden Portemonnaie bemerkt wurde, schlussfolgerte der 33-Jährige, dieser Cousin habe ihm das Geld gestohlen.

Am ersten Tag der neuen Hauptverhandlung unter Vorsitz von Richter Dr. Markus Bange wurde der stellenweise stark sexualisierte Chat-Verlauf des 33-Jährigen mit einer damals 14-jährigen Schwester zweier der Angeklagten vorgelesen. Als Hintergrundinformation hatte dieser Chat bereits in der abgebrochenen letztjährigen Hauptverhandlung ein ganz unerwartetes Licht auf die Motivlage der Angeklagten geworfen. Vor Gericht verwickelte sich der 33-Jährige jetzt erneut in Widersprüche hinsichtlich der Frage, ob er nun wusste oder nicht, mit wem genau er da chattete und dass diese Chat-Partnerin minderjährig war.

Reichlich Widersprüche erbrachten auch die Vernehmungen von Vater und Bruder des Opfers. Den Bruder hatte der 33-Jährige direkt nach dem Überfall telefonisch von der Attacke verständigt, bevor er sich in sein Auto schleppte und nach Hause fuhr. Sein Sohn sei »überall blutig« gewesen und habe am ganzen Körper Schmerzen gehabt, weshalb er und sein älterer Sohn sofort Polizei und Rettungswagen gerufen hätten, erzählte der Vater. Im Krankenhaus wurden bei dem 33-Jährigen Prellungen und Platzwunden festgestellt.

Richter wird energisch

In ihren Befragungen konzentrierten sich die vier Verteidiger auf zwei Punkte. Zum einen ging es um die Frage, ob mehrminütiges Schlagen mit einem Baseballschläger nicht wesentlich schwerere Verletzungen hätte hervorrufen müssen als Platzwunden und Prellungen. Zum anderen wollten sie eruieren, wie viel Geld der auch als Taxifahrer tätige 33-Jährige im Portemonnaie hatte, ob und wie Einnahmen des familieneigenen Taxibetriebs verbucht werden und wer bemerkte, dass im Portemonnaie keine Geldscheine mehr enthalten waren.

Sowohl Vater als auch Bruder des 33-Jährigen brachten für die (Nach-)Fragen der Verteidiger wenig Verständnis auf. Fragen nach Geld seien unerheblich, empörte sich der Vater. Insbesondere am Tag des Geschehens habe ihn angesichts des blutenden Sohnes Geld »überhaupt nicht interessiert«. »Die wollten meinen Sohn umbringen, das ist wichtig. Geld ist nicht wichtig. Warum fragen Sie das?«, rief er wiederholt.

Ebenso wie später sein älterer Sohn musste er mehrfach von Richter Dr. Bange energisch auf seine Aussagepflicht hingewiesen werden. Auch in Bezug auf eventuelle Kenntnisse vom Chat des 33-Jährigen blieben die Antworten von Vater und Bruder vage.

Mit der Vernehmung weiterer Zeugen wird die Hauptverhandlung fortgesetzt.

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