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»Crime Time« an neuem »Tatort« in Ranstadt

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»Cime Time« an neuem »Tatort«: Rainer Scheer bringt Krimi-Freunden und Leseratten künftig interessante und fesselnde Beiträge aus der Kriminal-Literatur in der Ranstädter Bücherei »Lese-Zeit« nahe. Der Auftakt fiel in die Weihnachtszeit vergangenen Jahres. © Ingeborg Schneider

Bis 2021 veranstaltete Journalist Rainer Scheer erfolgreich in Büdingen Ausflüge in die Welt der Kriminal-Literatur. Das Hochwasser 2021 setzte dem ein jähes Ende. Nun der Neustart in Ranstadt.

B egonnen hat Journalist und Krimi-Kenner Rainer Scheer mit seinen beliebten »Crime Time«-Lesungen im Jahr 2008 im Büdinger Café Hexenstübchen. Inzwischen nach Ranstadt umgezogen, bietet Scheer die spannenden Abende seit Dezember in der Gemeindebücherei »Lese-Zeit« im Ranstädter Bürgerhaus an. Diese Zeitung sprach mit dem Mann, der in der Büdinger Flut vom Januar 2021 mit dem Hexenstübchen auch seinen langjährigen »Tatort« verlor.

Was fasziniert Sie speziell am Genre Kriminal-Story?

Kriminalgeschichten reizten mich schon als Jugendlicher. Groß geworden bin ich mit der Geheimnis-Serie von Enid Blyton, den Drei ??? und Detektiv Kim. Und irgendwie blieb die Begeisterung für das Genre. Heute bespreche ich als freier Journalist vorwiegend Kriminalromane für die ekz (Einkaufszentrale der Öffentlichen Bibliotheken) und ein Stadtmagazin in Nürnberg. Das Genre bildete über die Jahre viele Facetten aus, wobei ich mit Begeisterung auch heute noch eher klassische Kriminalromane, etwa Francis Durbridge, bevorzuge. Die zunehmende Brutalität, über die sich zeitweise die Thriller definierten, mochte ich nie. Ich mag Geschichten wie die Millennium-Trilogie von Stieg Larsson, denn dabei geht es auch um die Freiheit des Journalismus. Und ich freue mich über neue Autoren, wie etwa Thomas Kiel, der gesellschaftliche Strukturen gekonnt eingebettet in einen fesselnden Roman in erschreckender Weise offenlegt. Er soll Thema der Ranstädter »Crime Time« im Februar sein.

Wie finden Sie die übergeordneten Themen Ihrer Lesungen?

Themen ergeben sich aus meiner Arbeit als Rezensent, die mir beständig neue Bücher auf den Tisch bringt. Aber auch der runde Geburtstag einer Autorin oder eines Autors ist willkommener Anlass ebenso wie das jeweilige Gastland der Frankfurter Buchmesse, um dazu einen Abend zu gestalten.

In Büdingen waren Sie im Café Hexenstübchen eine feste Größe. Die Flut von 2021 zwang das beliebte Café zum Aufgeben. Wie erlebten Sie diesen Einschnitt?

»Crime Time« startete 2008 in Büdingen. Es gab bis zu Beginn der Corona-Pandemie über 100 Veranstaltungen, immer im Café Hexenstübchen. Mit dem Hochwasser verlor die Stadt nicht nur ein zauberhaftes Café, sondern auch die »Crime Time«, ihren »Tatort«. Corona folgte als kulturelle Auszeit. Ganz schlimm. Vor allem für jene Künstler, die von ihrer Kunst leben. Langsam kehrt nun wieder Normalität ein und ich freue mich, eine Veranstaltung wie die »Crime Time« nun wieder aus ihrem erzwungenen Schlummer erwecken zu dürfen.

Welche Pläne verbinden Sie mit den Lesungen in der Gemeindebücherei »Lese-Zeit«?

Ein privater Umzug ließ mich auf die Bücherei in Ranstadt aufmerksam werden, doch Corona verhinderte einen Erstkontakt. Außerdem bekam die Bücherei »LeseZeit« neue, sehr schöne Räume im Ranstädter Bürgerhaus, die im Oktober eröffnet werden konnten. Das Büchereiteam nahm mich überaus freundlich mit meinen Ideen auf. Gerne hätten wir die Lesung »Tee mit Schuss« als Auftaktveranstaltung im November umgesetzt, doch die Corona-Inzidenz entwickelte sich in der letzten Planungsphase in eine unerfreuliche Richtung. So starteten wir die Reihe mit »Weihnachtskrimis«; »Tee mit Schuss« folgt jetzt im Januar.

Welche Erfahrungen machten Sie bei der Premiere in Ranstadt?

Die Premiere bereitete sehr viel Freude, fast ausverkauft, ein wirklich stimmiger, gemütlicher und vor allem bedingt durch die kurzen Texte, die es immer zu Weihnachten gibt, auch humorvoller Abend. Ich empfand die Atmosphäre als sehr gut, und natürlich motiviert dies für weitere Veranstaltungen, die monatlich folgen sollen. Die kommenden Termine liegen jeweils mittwochs, am 18. Januar und 22. Februar. Sollte wirklich einmal der erste Termin ganz ausverkauft und deutlich mehr Interesse vorhanden sein, gibt es am Folgetag eine zweite Veranstaltung. Deshalb ist es wichtig, sich früh anzumelden, um planen zu können.

Was erwartet das Publikum bei der nächsten »Crime Time« unter dem Motto »Tee mit Schuss«?

Mit dieser Veranstaltung verbinde ich viele gute Erinnerungen, denn sowohl in Gießen als auch in Grünstadt in der Pfalz, waren dies 2008 die Eröffnungsabende. Und immer ist es die Geschichte »Büntings Geheimnis« von Birgid Böseler, die im Mittelpunkt steht. Aber auch Kaffee-Freunde sollen zu ihrem Recht kommen, und so ist als letzte Geschichte noch etwas sehr Humorvolles geplant. Den Auftakt macht aber ein Klassiker, der nichts mit Tee zu tun hat: Maurice Leblanc. Er ist Autor der großartigen Arsène-Lupin-Buchreihe, die die Abenteuer des Meister-Gauners beschreibt. Da vergangenes Jahr eine besonders schöne Ausgabe erschien, die man natürlich auch in der Bücherei ausleihen kann, bot sich das Thema an. Gleichzeitig rückte die Netflix-Serie »Lupin« diese historischen Kriminalromane wieder in den Fokus.

Was hat sich in der Form Ihrer »Crime Time«-Lesungen mit dem Wechsel nach Ranstadt verändert?

Anders als früher, als ich ausschließlich Ausschnitte aus Romanen vortrug, plane ich jetzt, immer auch eine Kurzgeschichte zu lesen, damit es zusätzlich für das Publikum eine Episode mit einem Schluss gibt. Grundsätzlich bleibt aber mein Wunsch, dass sich meine Lese- und Buchbegeisterung auf das Publikum überträgt - und man in der Folge gerne zum Buch greift. Denn das Lesen ist ein faszinierendes Hobby.

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