Das Auto ist kein Safe

Die Zahl der aufgebrochenen Autos im Wetteraukreis steigt. Kaum eine Woche vergeht, in der die Polizei nicht über solche Delikte berichtet. Experten des Polizeipräsidiums Mittelhessen wollen die Bürger daher durch einen Onlinevortrag informieren und das Risiko von Aufbrüchen minimieren.
Das Kino ist schon teuer genug. Umso mehr freut es den Mann, dass er in einer Nebenstraße einen kostenlosen Parkplatz ergattert hat. Bei der Rückkehr muss der Kinobesucher jedoch feststellen, dass sich Kriminalität nicht nur auf der Leinwand abspielt. Die Scheibe seines Autos ist eingeschlagen worden. Das kommt in der Region immer wieder vor, wie der Kriminalpolizeiliche Berater Jan-Oliver Karo sagt. »Oft handelt es sich dabei um Beschaffungskriminalität, die Täter leben von der Hand in den Mund.« Daher gibt das Polizeipräsidium Mittelhessen in einer Onlineveranstaltung Tipps, wie Autofahrer das Risiko von Aufbrüchen minimieren können (siehe Info).
295 Delikte im vergangenen Jahr
Trotz gestiegenem Umweltbewusstsein und Versuchen der Verkehrswende fahren auf deutschen Straßen so viele Autos wie noch nie. Laut Statistischem Bundesamt waren zum 1. Januar 2023 rund 48,8 Millionen Pkw zugelassen. 78 Prozent aller Haushalte besaßen demnach zumindest ein Auto. Kriminelle haben also die Qual der Wahl, wenn sie ein Fahrzeug aufbrechen wollen. In Mittelhessen hat die Polizei im vergangenen Jahr 790 schwere Diebstähle aus bzw. von Autos festgestellt, das ist ein Anstieg um 85 Delikte. Im Wetteraukreis waren es 260 Fälle (ein Plus von 42).
Die effektivsten Wege, sein Auto zu schützen, klingen erst einmal banal. »Lassen Sie keine Wertsachen sichtbar in Ihrem Auto liegen«, betont Karo und fügt an, dass selbst sichtbare Münzen den ein oder anderen Kriminellen dazu animieren könnten, die Scheibe einzuschlagen. Somit ist der Schaden oftmals deutlich größer als die Beute.
Da gegen rohe Gewalt, zum Beispiel das Einschlagen der Scheibe mit einem Schraubenschlüssel, nicht viel entgegengesetzt werden könne, sei es wichtig, gar nicht erst in solch eine brenzlige Situation zu kommen. Karo rät daher, wann immer möglich das Fahrzeug in einer (Tief-)Garage abzustellen oder aber an einem hell erleuchteten Parkplatz. »Ganz schlecht ist es, wenn die Fahrzeuge in der Dunkelheit einfach am Straßenrand abgestellt werden.« Zudem sollten Fenster, Türen, Kofferraum und Schiebedach stets verschlossen sein. »Oft wird es den Tätern leicht gemacht und die Fahrzeuge werden gar nicht verschlossen«, sagt Karo und betont: »Wenn Sie Sicherheit erzeugen wollen, müssen Sie auch mitwirken.« Eine Möglichkeit könne dabei auch sein, das Handschuhfach offen zu lassen. Das signalisiere, in dem Fahrzeug gebe es nichts zu holen.
Profis nutzen moderne Technik
Abschließen, keine Wertsachen im Wagen lassen, an einer sicheren Stelle parken: Mit diesen Schritten könnten Bürger ihre Fahrzeuge ohne großen Aufwand sehr gut sichern und den Kriminellen die Tat erschweren. Allerdings gebe es auch professionelle Diebe und Banden, die mit moderner Technik vorgehen und es gleich auf das gesamte Fahrzeug abgesehen haben. Laut Karo kommen dabei zum Beispiel sogenannte Jammer zum Einsatz, die das Funksignal des Schlüssel unterdrücken und die Türen dann trotz Betätigen des Knopfes nicht abgeschlossen werden. Neben diesen Funkstörern gebe es aber auch Funkwellenverlängerer, durch die die Täter den im Haus abgelegten Schlüssel »kapern« können. »Legen Sie nie den Schlüssel in der Nähe der Haus- und Wohnungstür ab«, rät Karo daher. Zudem bestehe die Möglichkeit, die Schlüssel in funkdichten Etuis oder Aluminiumdosen aufzubewahren, um sie vor unerwünschten Zugriffen zu schützen.
Gerade wer ein hochwertiges Auto besitze, sollte sich zudem die Umgebung anschauen, bevor er parkt und auf verdächtige Personen achten, zum Beispiel in Fahrzeugen mit auswärtigen Kennzeichen, empfiehlt der kriminalpolizeiliche Berater. Wenn ein Fremder das eigene Auto fotografiere, könne das zudem eine Tatvorbereitung bedeuten. Wer seinen Wagen besonders schützen will, könne zudem Parkkralle, Lenkradsperre, ein Felgenschloss oder eine Gangschaltungssperre nutzen.
Damit die Verbrecherjagd auf der Kinoleinwand der einzig Kriminalfall des Abends bleibt.