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Das Eschenbrennerhaus in Bindsachsen: Ungeliebtes Denkmal

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Von: Petra Ihm-Fahle

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Das Eschenbrennerhaus stammt aus dem 16. Jahrhundert und ist denkmalgeschützt. Sein Zustand ist desolat. Was damit geschehen soll, ist unklar. © Petra Ihm-Fahle

Das Eschenbrennerhaus ist ein denkmalgeschütztes Fachwerkhaus aus dem 16. Jahrhundert in Bindsachsen. Manch einem Bürger ist das Gebäude ein Dorn im Auge. Möglicherweise auch, weil die Feuerwehr mehr Platz braucht.

Das denkmalgeschützte Eschenbrennerhaus steht in der Lindenstraße des Kefenröder Ortsteils Bindsachsen. Die Fensterrahmen wirken marode, alle Kellerluken sind offen. Drei Stützbalken halten die Stirnseite. »Betreten verboten, Einsturzgefahr« steht auf einem Schild. Die jüngere Geschichte des Hauses, das der Gemeinde gehört, ist traurig.

Es hat ein stolzes Alter, es stammt aus dem 16. Jahrhundert. Ehrenamtliche setzten sich vor ein paar Jahren dafür ein, das Haus zum Treffpunkt zu machen. Apfelweinbistro, Raum für die Konfirmanden, Ausstellungsfläche für den Nabu - solche und andere Ideen gab es, verbunden mit einer neuen Dorfmitte. Eine Förderung über das Leader-Programm des Landes wäre denkbar gewesen. Doch da die Kommune trotzdem viel Geld in die Sanierung hätte investieren müssen, platzte der Traum.

Während der jüngsten Gemeindevertretersitzung hakte ein Mann nach, der im Publikum saß. Er wollte wissen, ob die Kommune das Haus nicht abreißen kann. Manch ein Bürger wünscht sich eine gärtnerisch schön gestaltete Fläche, um dort zu sitzen und sich zu unterhalten. So einfach ist es jedoch nicht, denn das Gebäude ist denkmalgeschützt.

Aktuell kein Verkauf geplant

Diese Zeitung fragte Bürgermeisterin Kirsten Frömel (parteilos), was die Gemeinde vorhat. Da ein offenes Fenster im Dachgeschoss jede Witterung reinlässt, dürfte manch einer überlegen, ob ein gezielter Verfall beabsichtigt ist. Das verneint die Bürgermeisterin. »Die Gemeinde Kefenrod hat im vergangenen Jahr Dachreparaturen vornehmen lassen und kommt ihrer Verkehrssicherungspflicht nach. Die Fenster schließen nicht richtig«, erläutert sie. Was die Sanierung mittlerweile kosten würde, lässt sich laut Frömel nur sagen, wenn der Nutzungszweck klar wäre.

Im Internet stand das Haus auch schon zum Verkauf. »Es haben sich daraufhin zwei Interessenten gemeldet, es kam aber zu keinem verbindlichen Angebot«, sagt Frömel. Kaufte jemand das Gebäude, müsste er denkmalschutzrechtliche Vorgaben einhalten. Der Preis wäre Verhandlungssache. Aber der Gemeindevorstand nimmt laut der Rathauschefin aktuell Abstand davon, einen Verkauf voranzutreiben. Denn im Laufe der Jahre haben sich laut Frömel einige Dinge geändert: Der Platzbedarf der Feuerwehr Bindsachsen hat sich erhöht.

Wichtiges Zeugnis von Bindsachsen

»Rechtliche Vorgaben ändern sich gefühlt jährlich, zumindest aber gibt es immer neue Vorschriften, wenn eine Überprüfung der Feuerwehrhäuser erfolgt«, sagt sie. Das Eschenbrennerhaus steht in unmittelbarer Nähe zur Feuerwehr, die Parkplatzsituation ist problematisch. Die Entwicklung des Feuerwehrstandortes könnte demnach unmittelbare Auswirkungen auf das Eschenbrennerhaus haben. »Kefenrod hat eine Studie für die Planung zukünftiger Feuerwehrstandorte beauftragt. Das Ergebnis liegt noch nicht vor«, sagt Frömel.

Diese Zeitung fragte beim Wetteraukreis nach, ob das Denkmalamt etwas tut, um das Haus zu retten. Laut Pressesprecherin Deliah Eckhardt ist die Behörde bereit, das Gespräch mit der Gemeinde zu suchen, um festzustellen, ob aktuell Maßnahmen zur Sicherung der Substanz möglich sind. »Der Wetteraukreis steht für eine denkmalschutzrechtliche Beratung zur Verfügung«, sagt Eckhardt. Denkmaleigentümer sind ihren Worten zufolge gesetzlich verpflichtet, ein Denkmal zu erhalten, jedoch könne über eine Sicherung der Gebäudesubstanz hinaus keine Sanierung eingefordert werden. »Natürlich ist es bedauerlich, wenn sich über die Jahre keine positive Entwicklung für das Denkmal zeigt. Mit dem Verlust dieses Gebäudes würde ein wichtiges Denkmal und Zeugnis von Bindsachsen verloren gehen. Die Gemeinde hat hier als Eigentümerin eine Verantwortung«, sagt Eckhardt.

Bürgermeisterin skeptisch

Sie weist auf die vielen Beispiele in der Wetterau hin, wo eine denkmalgerechte Sanierung auch Denkmäler erhalten konnte, die stark geschädigt waren. Sofern es jedoch keine Nutzungsinteressen der Gemeinde gibt, müsste ein Abrissantrag bei der Bauaufsicht des Wetteraukreises (Fachstelle Büdingen) gestellt werden. Da ein Eintrag als Kulturdenkmal für das Gebäude vorliegt, seien für eine Beurteilung des Zustandes entsprechende Unterlagen wie ein Schadensgutachten einzureichen.

Fest steht anscheinend nur eins: »Im Hinblick auf die Landesgartenschau 2027 wäre eine fertig umgesetzte Lösung wünschenswert, wird aber wahrscheinlich nicht möglich sein«, sagt Frömel.

Das Fachwerkwohnhaus ist als Kulturdenkmal entsprechend des Hessischen Denkmalschutzgesetzes geschützt. Das hat geschichtliche und wissenschaftliche Gründe. Zuständig für die Eintragung in das Denkmalverzeichnis ist das Landesamt für Denkmalpflege Hessen in Wiesbaden. Das Verzeichnis beschreibt das Haus wie folgt: »Fachwerkwohnhaus, Rest einer Hofreite, mit steilem Dach und starkem Geschossüberstand; zur Traufseite zweiläufige Freitreppe. Im ganzen Aufbau Firstsäulentyp. Blechverkleidete Traufseite, dort auch ungestörtes Fachwerk zu erwarten. Nach der Fachwerkanordnung im Giebel ist der Bau ein seltenes, frühes Beispiel des späten 16. Jahrhunderts.«

2014 fanden laut Wetteraukreis ein Gespräch und eine Begehung des Gebäudes mit dem damaligen Bürgermeister Rudi Kessler und den Denkmalbehörden statt. Auf Empfehlung und Anregung der Denkmalbehörden wurde das Gebäude als verkäufliches Denkmal auf der Homepage des Landesamtes aufgenommen. Dort ist es allerdings aktuell nicht zu finden.

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