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Das Wahrzeichen stets im Blick

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BÜDINGEN - Von dem kleinen Garten neben der Galerie „Lo Studio“ in der Schlossgasse fällt der Blick auf die östliche Fassade des Steinernen Hauses. Imposant ragt das herrschaftliche Gebäude mit seinem Staffelgiebel in die Höhe. In den Jahren 1510 und 1511, in einer wirtschaftlichen Blütezeit, ist es erbaut worden. Seit Jahrzehnten ist der Putz in verschiedenen Abstufungen verfärbt, einige Fenster sind eingeworfen oder mit Brettern vernagelt.

Es ist nicht nur die Fassade, die bröselt: Das Haus ist entkernt, verbaut, unbeheizt und unbewohnt. Der Erker mit dem Spitzdach, der in Richtung Altstadt gerichtet ist, hält scheinbar die Stellung.

„Es ist alles besser als der jetzige Zustand“, sagt Hubertus Protz, Vorsitzender des Bürgerforums Steinernes Haus – Förderkreis Altstadt Büdingen. Der Verein erhielt vor Kurzem die Bürgerplakette der Stadt Büdingen für sein Engagement. Und bestimmt auch für seine Beharrlichkeit.

„Das Steinerne Haus ist das Wahrzeichen der Altstadt“, steht für Protz fest. Das Haus habe das Potenzial, eine Identifikation mit Büdingen zu schaffen. Das historische Gebäude lässt viel Platz für Visionen: Die des Fürstenhauses zu Ysenburg und Büdingen rankten sich um ein Lokal mit einer gehobenen Gastronomie. Das allerdings scheiterte an den Auflagen für den Brandschutz.

Die Vorgehensweise des Bürgerforums ist die der kleinen Schritte. Sicherlich gibt es Ideen für eine mögliche Nutzung. Aber es geht schließlich um Millionenbeträge. „Wir können das nicht komplett alleine verwirklichen“, verdeutlicht Hubertus Protz. „Aber mit flankierenden Maßnahmen das Vorhaben unterstützen.“ Auch wenn das Gebäude an jemanden verkauft werden würde, wolle der Verein das weiterhin positiv begleiten.

2006 hatte sich das Bürgerforum auf Anregung des Fürstenhauses gegründet. Das erklärte Ziel war die Erhaltung und Sanierung des Steinernen Hauses. Zwei Jahre nach der Gründung fusionierte der Verein mit dem Förderkreis Altstadt Büdingen. Als Nachfolge des Förderkreises hat sich der Verein auch bereiterklärt, die Pflege des Garten Kölsch finanziell zu unterstützen.

Mit der Fusion ist die Zielsetzung um den Erhalt von Kulturgut und der historischen Bausubstanz in der Altstadt erweitert worden. Etwa 140 Mitglieder im Alter von 14 bis 92 Jahre sind mit von der Partie. Und zirka ein Drittel, darauf ist der Vorstand stolz, hilft bei Veranstaltungen und Projekten mit. „Wir haben einen recht kleinen Vorstand und sind dadurch in der Lage, schnell zu entscheiden.“ Dabei kann der Verein auf viele Mitglieder zählen, die sich über das normale Maß hinaus einbringen. Rege wird auch das Vereinsgeschehen auf der Facebook-Seite verfolgt. „Wir freuen uns, wenn aus den vielen Beobachtern Mitglieder werden. Jeder, der mitmachen möchte, ist willkommen.“

Die Verhandlungen mit dem Fürstenhaus über die Zukunft des Steinernen Hauses stagnieren. Unterdessen macht der Verein mit vielen Projekten und Veranstaltungen auf sich aufmerksam. Allen voran mit dem Neubau der Seemenbachbrücke neben der Schlossmühle 2014. Ohne viel Aufhebens und ohne politische Winkelzüge hatte der Verein die Vorarbeiten geleistet und Spenden gesammelt. Die Baustelle ist zur Informationsbörse für Handwerker geworden, und der Verein gewann viele neue Freunde. „Ich kenne kein Projekt, das so positiv begleitet wurde.“ Die Fokussierung auf das Erfreuliche entspricht dem Leitbild des Vereins. Hubertus Protz schwärmt: „Es gibt so viele schöne Dinge in Büdingen.“

Einige Male bezuschusste der Verein auch private Sanierungen in der Altstadt, hier ein Sandsteinportal, dort einen gotischen Erker oder eine Fassade. „Die Leute können uns ruhig ansprechen“, ermuntert der Vorsitzende. Die Altstadt lebenswert zu erhalten, sei auch ein Ziel des Vereins. Veränderungen eines denkmalgeschützten Gebäudes gibt es natürlich nicht zum Nulltarif. Apropos Denkmalschutz: Es sei wichtiger, dass die Altstadt überhaupt bewohnt bleibe, statt überzogene Forderungen zu stellen.

Die Arbeiten für den Neustadt-Brunnen „Auf dem Sand“ sind am Laufen, am 19. August soll dieser im Zuge des Festes „Sonne, Mond und Kunstgenuss“ – ein Sommerabend im Garten Kölsch“ eingeweiht werden.

Die Vorbereitungen für das nächste Projekt laufen parallel. Der Verein gestaltet den Kreisel vor dem Landratsamt. Eine Skulptur nach einem Entwurf von Axel Gallun wird dort seinen Platz finden. Es zeigt die Fassaden der Marienkirche, des Bergfrieds vom Schloss und natürlich, die Herzensangelegenheit des Vereins, des Steinernen Hauses. Protz lächelt. „Wir müssen uns weiter in Geduld üben. Irgendwann wird die Zeit kommen.“ Foto: Lenz

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