1. Startseite
  2. Region
  3. Wetteraukreis

Der alte Wald im neuen Trend

Kommentare

_3aLOKFBN28-B_132650_4c
Grün und Braun des Waldes fördern Gesundheit und Fitness. © Nicole Merz

Viele sind in Bad Nauheim schon als Kinder zwischen Waldteiche und Skiwiese herumgetollt. Nun hat die Stadt den Trend »Waldbaden« entdeckt und will den Stadtwald in einen Heilwald verwandeln.

Ich habe mehrmals an verschiedenen Orten im Taunus oder der Wetterau mitten oder am Rande des Waldes gelebt. Morgens bin ich mit dem »besten Hund der Welt« zwischen Moos und Pilzen unter den Bäumen herumspaziert. Aber ich wusste damals nicht, dass ich waldbade. Der bekannte Schriftsteller Andreas Maier aus Friedberg hat die Vogelstimmen im Wald mal erlernt und kann sie nun den fliegenden Freunden exakt zuordnen. Das ist mir nicht gelungen. Er war als Intellektueller auch permanent waldbaden.

Der alte Trimmpfad ist vermodert

In der Jugend sind wir mit dem Schlitten die Skiwiese heruntergesaust. Da waren wir im Wald schneebaden. Und wir sind mit den Fahrrädern hoch zum Winterstein gefahren, um den Turm zu erklimmen. Wir sind gejoggt hoch zur Propeller-Stube und runter Richtung Eisstadion. Aber damals wusste keiner, dass Waldbaden irgendwann zum Trend wird, der, so sagt man, aus Japan herübergeschwappt ist und nun alle begeistert. Mittlerweile wandern organisierte Waldbaden-Gruppen still umher im Bad Nauheimer Wald. Jemand spielt Gitarre, und einige meditieren. Andere betreiben Yoga auf der Skiwiese oder blicken vom Johannisberg morgens in den Sonnenuntergang und baden im Wald. Früher gab es auch mal einen Trimmpfad rund um die Skiwiese. Da hat man sich gestreckt auf Baumstämmen oder an Ringen gedehnt. Doch diese Geräte sind irgendwann vermodert oder wurden abmontiert.

Nun haben die Bad Nauheimer Lokalpolitiker bekannt gegeben, dass noch in diesem Frühling die Zertifizierung des ersten Heilwaldes in Hessen erfolgen soll mit neuen Geräten. Und sie meinen damit unseren Wald, in dem wir schon immer gebadet haben. In der zweiten Etappe könnte 2025 sogar die Zertifizierung zum Kurwald nach der Novellierung des hessischen Waldgesetzes erfolgen.

Im idyllischen Bad Nauheimer Stadtwald könne man auch mal das Handy ausschalten und auf andere Gedanken kommen, erklärte Bürgermeister Klaus Kreß im Ausschuss für Bau, Planung und Grünwesen in dieser Woche ganz richtig. »Unser Waldpark bietet die optimale Umgebung für die Beruhigung von Kopf und Geist«, fügte er an. Doch wenn die Eintracht spielt, werden Fußball-Fans wohl auch im Wald die Bundesliga-Ergebnisse abrufen. Das alles ist gar nicht so leicht. Dennoch soll möglicherweise im neuen zertifizierten Heilwald sogar ein Bücherschrank aufgestellt werden, damit man mal auf meditative Gedanken kommt.

Die Wirkung von Grün und Braun

Gedacht sei der Wald für Reha-Patienten und Einwohner, hieß es in der Sitzung. »Denn das Grün beruhigt und fördert die Heilung, und das Braun vermittelt Behaglichkeit, Sicherheit und Wärme«, stand in der Präsentation.

Der Kur- und Servicebetrieb rund um Leiter Steffen Schneider beschäftigt sich schon seit langer Zeit mit der Thematik Heilwald und Waldbaden. Und geplant sind nun zusätzliche Erholungszonen, Anleitungen für selbstständige Übungen, Waldbadezimmer oberhalb der Wilbrand-Hütte, Panoramabänke oder ein Barfußpfad. Zudem soll das Waldbaden durch ausgebildete Waldbegleiter bereichert werden.

Denn das Waldbaden mindere die Belastung der Herz-, Blutdruck-, Nerven- und Kreislaufsysteme, wirke sich positiv auf den Blutzuckerspiegel, die Konzentrationsfähigkeit, das Gedächtnis und die psychosomatischen Erkrankungen aus. Und das ist ja beruhigend. Denn dann haben wir ja auch seit frühester Zeit in der reinen Luft des Bad Nauheimer Waldes schon sehr gesund gebadet und gelebt.

Auch interessant

Kommentare