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Der Held, der keiner sein will

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Sein ehrenamtlicher Einsatz ist vorbildlich, doch als Helden will er sich nicht gerne bezeichnen lassen: Isidro Perez liebt das Crossbiken - rauf aufs Rad, rein in die Natur. © Andrea Weber

Er will nicht Held genannt werden. Isidro Javier Perez Gregorio ist bescheiden. Er redet lieber gut und warmherzig über andere, nicht über sich. Aber die, die ihn kennen, bestehen drauf: Isi ist ein Held!

Isidro Javier Perez Gregorio, so sein vollständiger spanischer Name: Der Mann, dessen Lieblingskleidungsstück die Fahrradhose ist, ist in Büdingen und der Wetterau kein Unbekannter. Perez ist der Kopf der Malteser Büdingen, hauptamtlich. Und engagiert sich, ehrenamtlich.

Damit man sich seine hauptamtliche Arbeit beim Malteser Hilfsdienst vorstellen kann, sagt Isidro, der von allen nur Isi genannt wird: »Stellt euch einen Rettungswagen vor, der voll bestückt ist. Wenn ihr den auskippt - alles was da liegt, ist das Material, für dessen Beschaffung ich zuständig bin, für die Logistik dieser medizinischen Produkte. Unter anderem«, lächelt der 52-Jährige mit spanischem Pass, geboren im Vogelsberg, aufgewachsen in Unter-Schmitten. Sein Vater stammt aus Spanisch-Marokko, seine Mutter aus Saragossa im Nordosten Spaniens.

Durch Großvater sensibilisiert

Sein Großvater und Namenspate, Isidro Gregorio Majoral, Anhänger der kommunistischen Partei in Spanien, hat schon früh seinem kleinen Enkel Isidro seine Lebensphilosophie erklärt: »Isi, mein Junge: Eines der wichtigsten Dinge in unserem Leben ist das Zusammenstehen, füreinander da sein, sich unterstützen. Reichtum anzuhäufen, ist unwichtig. Das Miteinander zählt, verstehst Du?« Der Junge mit den eher hellen Haaren und den dunkelbraunen Augen versteht.

Und hat kurz darauf das nächste Erlebnis, das ihn und seine spätere Leidenschaft fürs Ehrenamt und die Hilfe für andere Menschen noch deutlicher macht. Isi ist Mitte der 70er Jahre etwa sechs Jahre alt und spielt schon eine Weile sehr gerne Fußball. Sein damaliger Trainer, ehrenamtlich tätig, hat eine tolle Idee: Er ruft einen »Fußballschuh-Kreisel« ins Leben. Denn einige Eltern, darunter viele damals sogenannte Gastarbeiter, haben nicht viel Geld, möchten ihren Kindern trotzdem ermöglichen zu kicken. Also werden kurzerhand die Fußballschuhe, aus denen die Kids in dem Alter schnell rauswachsen, von einem Jungenfuß zum nächsten weitergegeben. Eine eigentlich kleine Idee, hinter der Großes steckt: an die Mitmenschen denken, empathisch sein, sich engagieren.

Isidro Perez will das auch. Und muss sich dafür nicht anstrengen. »Ich fühlte das immer in mir«, sagt der Vater einer mittlerweile 20-jährigen Tochter. »Meine oberste Prämisse war schon früh, dass es selbstverständlich sein muss, Menschen so anzunehmen, wie sie sind. Egal woher sie kommen, welche Hautfarbe sie haben und welche Religion. Und: niemanden zu verletzen. Viele Leute neigen dazu, anderen ihre Meinung überzustülpen und sie missionieren zu wollen. Das will ich nicht, und das habe ich auch meiner Tochter weitergegeben. Offenbar mit Erfolg. Sie ist toll.« Er lächelt stolz.

Perez hat seine Empathie und Leidenschaft fürs Ehrenamt schon oft unter Beweis gestellt. Zum Beispiel beim schrecklichen Hochwasser in Büdingen im Jahr 2021. Er erinnert sich: »An dem Freitag, dem 29. Januar, kam das Wasser ohne große Vorwarnung, und viele Büdinger Bürger mussten hilflos zusehen, wie ihnen das Wasser und der Schlamm alles nimmt«.

Isidro Perez handelt sofort und schafft es mit helfenden Händen und schlauen Köpfen, quasi aus dem Nichts eine sechsstellige Summe Soforthilfe zu beschaffen. Dazu die vielen Stunden und Tage Rettungen und anschließenden Aufräumarbeiten.

2015, als Deutschland für etwa eine Million Flüchtlinge seine Grenzen öffnete, haben sich die Malteser, die ausgebildet sind in Bevölkerungsschutz und sozialer Hilfe, in den Erstaufnahmelagern den von Krieg, Hunger und Angst gezeichneten Geflüchteten angenommen. Ganz vorn in Büdingen mit dabei: Isidro Perez. »Diese Arbeit war meine Berufung.«

Die einhellige Meinung der Menschen, die Isidro Perez kennengelernt haben, kommt wohl nicht von ungefähr: Isi ist ein Held! Außerdem ist er total sportlich, intelligent, kann kochen, raucht nicht, trinkt nicht.

Gibt’s denn gar nichts, das den Mann als »Normalo« entlarvt, der er behauptet zu sein? Doch! Zwei kleine Schwächen, die Isi noch sympathischer machen. Er gesteht: »Ich bin verrückt nach Kinderschokolade. Da nützt kein kleines Stückchen, kein Riegelchen - nein: Es muss die ganze Tafel sein. Und ich esse kein Obst.« Er betont noch mal mit Nachdruck und lacht sich dabei kaputt: »Ich esse wirklich gar kein Obst.«

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