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Der richtige Mann zur richtigen Zeit: Thomas Appel will Büdinger Parlamentschef werden

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Thomas Appel möchte die Nachfolge von Dieter Jentzsch antreten und neuer Stadtverordnetenvorsteher werden. Die Wahl findet an diesem Freitag statt. © Björn Leo

Das Gros der Büdinger Stadtverordneten attestiert ihm eine umsichtige und klare Sitzungsleitung. Wird Thomas Appel (CDU) an diesem Freitag zum neuen Parlamentschef gewählt?

Ein »Weiter so« darf es nicht geben. Häufig schon hat sich die Stadtverordnetenversammlung diesen Appell anhören müssen, selten aber war die Lage so angespannt wie in dieser Legislaturperiode. Wichtige Themen der Stadtentwicklung, bei denen über Millionenbeträge entschieden wird, strapazieren die Nerven. Interessenkonfikte, eine nicht immer souverän wirkende Rathausspitze, ein äußerst inhomogenes Parlament mit sechs Fraktionen und einigen Stadtverordneten, die dem rechten Spektrum angehören, sowie zum Teil sehr stark ausgeprägte Egos sorgen regelmäßig für ein Klima, das demokratische Prozesse lähmt und die Gemüter erregt. Stadtverordnetenvorsteher Dieter Jentzsch hielt es nach knapp zwei Jahren im Amt nicht mehr aus - das Verhalten mancher Kommunalpolitiker, Blicke, Gesten, Grimassen und Respektlosigkeiten hatten dem 66-Jährigen derart zugesetzt, dass er im September seinen Rücktritt erklärte. Der Tiefpunkt war erreicht.

In die Bresche gesprungen

Zu diesem Zeitpunkt lag die Sitzungsleitung bereits in den Händen von Thomas Appel. Als sich Jentzsch nach einem Eklat Ende April in Wolf eine Auszeit genommen hatte, sprang sein Fraktionskollege in die Bresche. Auf dem Papier mag der 44 Jahre alte Büdinger, der zumal als Vorsitzender der Feuerwehr Akzente setzt, für das Amt des Stadtverordnetenvorstehers vielleicht nicht die erste Wahl sein. Das Staatsmännische geht ihm ab, Appel ist kein Intellektueller und niemand, der die feine Sprache pflegt. Doch diese Fähigkeiten braucht es in der aktuellen Situation auch gar nicht. Gefragt sind Geradlinigkeit, eine klare Ansprache sowie die Überzeugung, jederzeit Herr des Geschehens zu sein. Thomas Appel ist zuzutrauen, dass er langatmige Reden und Provokationen schon im Keim erstickt. Er hat bereits bewiesen, dass er ein gutes Gespür für den Sitzungsverlauf hat, damit sich konstruktive und in der Sache kontrovers geführte Debatten entfalten können. Er ist imstande, Störfeuer schnell zu löschen, was freilich gut zum Feuerwehrmann aus der Vogelsbergstraße passt. »Es braucht eine starke Hand im Parlament«, sagt Thomas Appel im Gespräch mit dieser Zeitung und fügt noch das Adverb »leider« hinzu. Er will auf Redezeiten achten, verbales Taktieren unterbinden. Ihm liegt etwas am transparenten Umgang und am demokratischen Miteinander.

Ja, die CDU ist in Büdingen gewiss stärkste Fraktion, ihr steht nach parlamentarischem Brauch das Amt des Stadtverordnetenvorstehers zu. Jedoch betonen die Christdemokraten schon länger, keinen Anspruch auf den Posten erheben zu wollen. Das Interesse der anderen Fraktionen war jedoch überschaubar. Das mag an fehlenden Alternativen liegen und daran, dass es politisch klug ist, der weitgehend isoliert agierenden CDU die Führungsposition zu überlassen. So können bei Bedarf nicht nur gegen den ebenfalls der Partei angehörenden Bürgermeister Benjamin Harris Nadelstiche gesetzt werden.

Solche Szenarien sind Thomas Appel jedoch einerlei. Er möchte mit einer ordentlichen Sitzungsleitung das Image des Gremiums aufpolieren. »Es liegt doch an uns, dafür zu sorgen, dass die Büdinger Verhältnisse der Vergangenheit angehören«, sagt er. Dazu gehört seiner Ansicht nach das Akzeptieren von demokratisch herbeigeführten Entscheidungen des Parlaments. »Wir haben uns für die Landesgartenschau entschieden. Dazu zählt der Umbau der Bruchwiese. Es gibt in dieser Sache kein Zurück mehr. Deshalb sind wir gut beraten, nun im besten Sinn für die Stadt und ihre Bürger zu agieren und dürfen das Projekt nicht weiter torpedieren.« Gleiches gilt laut Appel für die Zukunft der Feuerwehren. »Drei werden jeweils in einem Haus zusammengeführt. Der Brandschutz ist wichtig. Er sollte nicht politisch zerredet werden.«

Ortsvorsteher will er bleiben

Thomas Appel gehört seit 2016 der Stadtverordnetenversammlung an, ist zudem Vorsitzender des Ausschusses für Bauangelegenheiten, Umwelt- und Hochwasserschutz. Diesen Vorsitz wird er zum Jahresende abgeben. Ortsvorsteher der Kernstadt will er bleiben. Gerne möchte der Büdinger seine Heimatstadt als Erster Bürger repräsentieren. Er betont jedoch, dass er mit 44 Jahren einer anderen Generation angehört als seine Vorgänger, zeitlich anders eingebunden ist. Appel ist berufstätig, hat eine Familie (zwei Söhne, 15 und 18 Jahre) und ist Vorsitzender der Feuerwehr. Die besteht bald seit 150 Jahren, 2028 soll Jubiläum gefeiert werden. Sofern er wiedergewählt wird, möchte er bis dahin in verantwortlicher Position bleiben. »Ich glaube, das wäre nicht das Allerschlechteste für Büdingen«, lacht er. Mit diesem Selbstbewusstsein bewirbt sich Thomas Appel nun um das Amt des Büdinger Stadtverordnetenvorstehers ...

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